Hawaii
von dem gesprochen, was sich inzwischen ereignet hatte, und sie unterhielten sich über die Anlage des Rollfeldes, als wäre nichts geschehen. Aber als die Nacht hereinbrach und die Mädchen das Abendessen brachten, holte sich jeder Offizier sein Mädchen an den Tisch und achtete mit Zärtlichkeit darauf, daß es seinen Teil der Mahlzeit abbekam. Sie waren mit dem Essen fertig, als eine Gruppe junger Männer mit langen Haaren und Lendenschurzen erschien und auf Trommeln und Gitarren zu spielen begann. Bald wurde die Nacht über Bora Bora von wilden Klängen erfüllt. Die Menge wartete, bis das große, schlanke Mädchen des Generals auf die Tanzfläche sprang und den leidenschaftlichen Tanz der Inseln begann. Dies war das Signal, das auch den andern Mädchen erlaubte, in den Ring zu springen. Der kecke Major wurde bald von einem der Mädchen mit in den Ring gezogen, um eine Version des Tanzes zu versuchen. Ihm folgte der Oberst und schließlich auch der General. Es wurde ein wilder, ausgelassener und fröhlicher Tanz unter den Sternen. Die älteren Leute sahen zu und klatschten Beifall.
Hoxworth Hales Mädchen Tehani forderte ihn nicht zum Tanz auf, denn sie wußte, daß sich in den Grashäusern herumgesprochen hatte, er sei ein schüchterner Mann. Schließlich aber drängte sich eine alte Frau ohne Zähne durch die Menge, stellte sich vor Hale und tat ein paar laszive Schritte. Zum Erstaunen aller sprang Hale auf die Füße und ließ sich zu einem hawaiischen Hula hinreißen, den er wie alle seine Altersgenossen beherrschte. Die Zuschauer hielten den Atem an, und die Offiziere setzten sich, erschöpft von ihren eigenen Eskapaden, nieder, während Hale und die alte Frau einen wunderbaren Tanz hinlegten. Schließlich machte sich die
Verwunderung der Zuschauer in Worten Luft, und der Major rief: »Hale ist Präsident!« und Hoxworth begann einen nur noch wilderen Tanz, während sich die alte Frau in wahrhaft liederlichen Bewegungen erging, die großen Beifall fanden. In diesem Augenblick trat Tehani vor, schob die alte Hexe beiseite und nahm ihren Platz ein. Für einige Minuten brachten Hale und das zarte junge Mädchen mit ihrem strömenden, blütenübersäten Haar eine längst verklungene Anmut an den Strand von Bora Bora zurück. Er fühlte, wie eine Leidenschaft von ihm Besitz ergriff, die er für abgestorben gehalten hatte, während das Mädchen in sich hinein lächelte, weil sie wußte, daß sie von allen um diesen Mann beneidet wurde, der tanzen konnte, und sie dachte: Ich habe den Besten aus der Gruppe bekommen, und ich war klug genug, ihn mir auszusuchen.
Die Inspektionsgruppe verweilte neun Tage auf Bora Bora, und an jedem Abend versammelte sich die gesamte Bevölkerung zu einem Fest, das die ganze Nacht dauerte. Von dem nahen Raiatea, der Insel, die in früheren Zeiten Havaiki, das heilige Land der Polynesier, geheißen hatte, kam ein junger französischer Beamter mit einem Faß Rotwein herüber. Der General bestand darauf, das Faß abzukaufen, obwohl der freundliche junge Mann es ihm als Geschenk hatte bringen sollen. Abends wurde dieses Faß nun angestochen, und jeder konnte trinken, soviel er wollte. Die Musik hörte nie auf. Wenn die erschöpften Männer ihre Trommeln sinken ließen, traten andere an ihre Stelle. Die sieben Mädchen, die sich den Ehrengästen widmeten, wichen kaum noch von ihrer Seite, und selbst bei den förmlichen Zusammenkünften des Inspektionsteams waren die Mädchen dabei. Sie verstanden zwar kein Wort von dem, was besprochen wurde, aber jede freute sich, wenn ihr Mann einmal das Wort ergriff und seine Meinung mit Nachdruck kundtat.
Während dieser neun Tage wurde nie über geschlechtliche Dinge gesprochen. Nur einmal bemerkte der General nachdenklich: »Ich hätte nie für möglich gehalten, wozu ein Mann von neunundvierzig Jahren noch imstande ist.« Aber er machte auch morgens, mittags und abends je ein zweistündiges Schläfchen.
Hoxworth zog es vor, von Tehani nicht wie von einer
wirklichen Person zu denken. Sie war etwas, das ihm zustieß,
ein Traum, dessen Grenzen sich nicht bestimmen ließen. Nach
seiner Ausbildung in Punahou und Yale hatte er sich zwar in groben Zügen eine Vorstellung von geschlechtlichen Dingen erworben, aber keine sehr eingehenden Erfahrungen darin gemacht. Seine eheliche Gemeinschaft war eine
Familienangelegenheit gewesen, absolut korrekt, wie ein endloses Picknick mit
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