Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hawaii

Hawaii

Titel: Hawaii Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
Vom Netzwerk:
Eingeborenen, der diesem Mann gleichkommt.
    Sir Ratu Salaka war ein vorzüglich orientierter Mann. Er sprach ein makelloses Englisch, wußte über die Entwicklung des Krieges Bescheid und war, obwohl er schon hoch in den Fünfzigern stand, bereit, eine eingeborene Expeditionsarmee gegen die Japaner zu führen.
    »Meine guten Freunde von der Luftwaffe«, sagte er prophetisch. »Wenn Sie auf Inseln wie Guadalcanar und Bougainville landen, wohin ich früher ethnologische Expeditionen unternommen habe, dann denken Sie daran, daß Sie Pfadfinder wie mich brauchen. Unsere dunkle Hautfarbe tarnt uns, unsere Kenntnis des Dschungels ermöglicht uns, auch dorthin vorzudringen, wohin Ihre Männer allein nie gelangen könnten, und dank der Gewohnheit, uns lautlos zu bewegen, vermögen wir uns an den Feind heranzupirschen und ihn heimlich umzubringen, während seine Genossen zehn Meter entfernt von ihm sitzen. Wenn Sie uns brauchen, dann rufen Sie nur. Wir sind immer bereit.«
    »Haben Sie auch indische Truppen?« fragte Hale.
    Bei dieser Frage mußte der dunkelhäutige Gastgeber laut lachen. »Inder?« schnaubte er verächtlich. »Wir haben einen Aufruf zur Werbung von Freiwilligen veranstaltet, und wissen Sie, wie viele sich aus unserer Bevölkerung von mehr als hunderttausend Indern gemeldet haben? Zwei, und sie meldeten sich nur unter der Bedingung, daß sie die Fidschis nicht verlassen müssen. Ja, ich erinnere mich jetzt, daß sie nicht einmal bereit waren, sich auf eine andere Insel dieser Gruppe versetzen zu lassen. Nein, Herr Hale, wir würden keine Inder einsetzen. Sie haben sich nicht gemeldet, und wir haben es auch nicht erwartet.«
    Hale dachte: Bei der gleichen Zahl Japaner auf Hawaii hätten wir sicher fünfzehntausend Freiwillige bekommen - auch für den Einsatz gegen Japan. Aber hier wollen die Inder nicht einmal gegen einen Feind kämpfen, zu dem sie keinerlei gefühlsmäßige Bindungen haben. - Und er ühlte sich wieder überlegen.
    Aber als Sir Ratu Salaka seinen Kognak geleert hatte, bemerkte er bissig, wie es nur ein englischer Edelmann sein kann: »Ich muß Ihnen gestehen, wir sind auf den Fidschis nicht stolz darauf, daß es uns mißlungen ist, unsere indischen Feldarbeiter zu assimilieren. Eines Tages werden wir dieses Versäumnis teuer bezahlen müssen - Unruhen, vielleicht sogar Bürgerkrieg. Als ein Häuptling der Fidschis bin ich mir dieser Tragödie besonders bewußt. Aber wenn ich Hawaii besuche und sehe, wie abscheulich die Polynesier dort behandelt wurden, wie ihnen das Land gestohlen wurde, wie Japaner die guten
    Regierungsposten einnehmen und wie die gesamte Kultur eines großen Volkes zerstört wurde, so muß ich sagen: wenn es auch unsere Inder nicht so gut haben wie Ihre Japaner, wir Eingeborenen stehen jedenfalls sehr viel besser da als Ihre Hawaiier. Wir besitzen unser Land. Neun Zehntel des Farmlandes, das Sie heute sahen, gehört den Eingeborenen. Wir nehmen auch den Teil der Regierung wahr, den sich die Engländer nicht vorbehalten haben. Unsere alte Lebensform ist heute gefestigter als vor fünfzig Jahren. Wir gedeihen auf allen Gebieten, und ich wüßte keinen selbstbewußten Eingeborenen, der angesichts des Paradieses, in dem er hier lebt, mit einem armseligen Hawaiier tauschen wollte, dem nichts mehr geblieben ist. Ihr Amerikaner habt die Eingeborenen Hawaiis entsetzlich schlecht behandelt.«
    Schweigen senkte sich auf die Gesellschaft und schließlich sagte Hoxworth: »Es wird Sie überraschen, Sir Ratu, und vielleicht auch diese Offiziere, aber ich habe hawaiisches Blut in den Adern, und ich halte mich nicht für das, was Sie angedeutet haben.«
    Sir Ratu war ein gewitzter Parlamentarier, der selten nachgab. Er betrachtete seinen Gast argwöhnisch und sagte dann offen: »Aus Ihrer Erscheinung kann ich schließen, daß die amerikanische Hälfte in Ihnen sehr viel besser gediehen ist als die hawaiische.« Dann lachte er höflich und goß Kognak ein, während er zu Hale gewandt fortfuhr: »Wir reden von ziemlich ernsten Dingen, Herr Hale, aber ich glaube, daß man gelegentlich über die Frage nachdenken sollte: Für wen verwalten Eindringlinge eine Insel? Hier haben die Briten gesagt: >Wir verwalten diese Inseln für die Eingeborenen der Fidschi-Inseln!< Und dabei haben sie den Indern, die sie herbrachten, um auf unseren Zuckerrohrfeldern zu arbeiten, einen schlechten Dienst erwiesen, wenn nicht sogar ein großes Unrecht angetan. Aber in Hawaii haben Ihre Missionare offenbar gesagt:

Weitere Kostenlose Bücher