Hawaii
so schnell dahin, und bald...« Sie deutete auf eine alte Frau, die am Strand nach Muscheln suchte. »Dann spielen wir nicht mehr.« Mit der Trauer der Welt, die sich im Räume dreht, oder des Universums, das verzweifelt durch die Nacht rast, sagte sie diese Worte im Südsee-Französisch: »Et bientot c'est tout fini et nous ne jouons plus.«
»Ist das der Grund, weshalb dein Vater dir ein eigenes Haus baute, als du fünfzehn wurdest?« fragte Hale. »Damit du die richtigen Spiele lernst?«
»Ja«, antwortete sie.» Kein vernünftiger Mann würde mich heiraten, wenn er nicht wüßte, daß ich die Liebe recht verstehe. Die Männer sind am glücklichsten, wenn ein Mädchen bewiesen hat, daß sie ein Kind zur Welt bringen kann, und was glaubst du wohl, was ich mir wünsche, Haletane? Ich hoffe, daß - wenn du morgen fortfliegst - du mir hier ein Baby zurückgelassen hast.« Sie tätschelte ihren Bauch, der aussah, als könne er nie ein Kind tragen. »Das ist mein Wunsch.«
So vertändelten sie den Tag, aßen Poisson cru, das beste Gericht, das die Inseln zu bieten hatten, und spielten die albernen Spiele der Liebe, die die Inselbewohner ihre Töchter seit zweitausend Jahren lehrten Dann krochen die Schatten über die Lagune, und die Nacht brach herein. Als die Trommeln schon eine Weile auf dem Tanzplatz des Dorfes gerührt worden waren, wickelte sich Tehani endlich in ihren Sarong und sagte: »Komm Haletane, ich möchte, daß die Leute von Bora Bora noch einmal sehen, wie ich mit dir tanze. Wenn ich dann wirklich ein Baby von dir zur Welt bringe, werden sie sich daran erinnern, daß unter allen Amerikanern du der beste Tänzer warst.«
Am nächsten Morgen, als die Inspektionsgruppe ins Flugzeug stieg, um den Rückflug nach Hawaii anzutreten, sprach keiner von den langhaarigen Mädchen von Bora Bora, von ihren blitzenden Zähnen und von den Spielen, die sie so gut verstanden. Denn wenn einer sie nur erwähnt hätte, wären alle versucht gewesen, noch einen Tag länger auf der Insel zu bleiben, oder noch eine Woche. Aber als das Flugboot sich langsam vom Wasser der Lagune abzuheben begann und schräg auf dem hinteren Absatz des Rumpfbodens stand, auf dem es so lange über die Wellen fuhr, bis es schließlich in die Luft stieg, da erlebte Hale abermals jenen kritischen Moment, in dem er halb zum Ozean und halb zum Himmel gehörte. Aber dann stieg das Flugboot in die Luft und war nur noch ein Teil des Himmels.
Als Bora Bora im Glanz der Morgensonne ihren Blicken entschwand, bemerkte der Major bitter: »Wenn man denkt! Wir ziehen anständige junge Amerikaner ein, reißen sie aus den Armen ihrer Mütter, stecken sie in Uniformen und schicken sie hinunter nach Bora Bora. Gott, wie unmenschlich das ist.« Für den Rest des Krieges und während vieler Jahre danach sollte es eine Bruderschaft von Männern geben, die sich zufällig in Bars oder bei Cocktail Parties trafen, und dann sagte einer zum andern: »Es wird soviel Unsinn über den Pazifik geschrieben, aber es gibt dort eine Insel...«
»Meinen Sie Bora Bora?« unterbrach ihn dann der andere. »Ja. Haben Sie dort gedient?«
»Jawohl.« Gewöhnlich wurde nicht mehr gesagt, denn wenn ein Mann seine Zeit auf Bora Bora gedient hatte, mußte nichts weiter gesagt werden. Aber wenn Hoxworth Hale solche Leute traf, dann fragte er noch: »Haben Sie dort ein schlankes, langhaariges Mädchen von fünfzehn oder sechzehn Jahren getroffen? Sie wohnte am Fuß der Berge. Hieß Tehani.« Einmal traf er einen Korvettenkapitän von einem Kreuzergeschwader, der Tehani gekannt hatte, und er erklärte: »Wundervolles Mädchen. Tanzte wie ein Engel. Sie war die erste auf der Insel, die ein amerikanisches Baby bekam.«
»War es ein Junge?« fragte Hale.
»Ja. Aber sie gab ihn an eine Familie auf Maupiti. Die Mädchen dort hatten keine Gelegenheit, amerikanische Kinder auf die Welt zu bringen und wollten doch eines auf der Insel haben.«
Und plötzlich stieg in dieser rauchgefüllten Bar vor Hoxworth Hales Augen das Bild eines Mädchens auf, das neben der Lagune tanzte. Und er sah auf dem blauen Wasser ein altes
Doppelrumpf-Kanu und dachte: Ich bin für immer ein Teil Bora Boras, und mein Sohn lebt auf den Inseln weiter. - Dann verschwand das Bild, und er vernahm die klagende Stimme eines Mädchens: »Die Jahre gehen so schnell dahin, und bald werden wir nicht mehr spielen.« Mit der Zeit trug Hales Besuch in der Südsee noch andere Früchte als die Erinnerung an Tehani Wahine, denn
Weitere Kostenlose Bücher