Hawaii
neben ihrem trällernden Kokosnuß-Lied mußte er immer wieder an sein Gespräch mit Sir Ratu Salaka auf den Fidschis denken. Er verglich alle Zustände auf Hawaii mit denen auf den Fidschi-Inseln und Tahiti, und er kam zu dem unerschütterlichen Schluß: In jeder Hinsicht bis auf eine haben wir Amerikaner auf Hawaii bessere Arbeit geleistet als die Engländer auf den Fidschis und die Franzosen in Tahiti.
Gesundheit, Erziehung, Sicherung des Wohlstands, wir sind ihnen wirklich weit voraus. Und in der Art, wie wir die Asiaten in unseren Staat aufgenommen haben, sind wir ihnen so weit voraus, daß gar kein Vergleich mehr möglich ist. Aber in der Art, wie wir zugelassen haben, daß die Eingeborenen ihr Land verloren, ihre Sprache, ihre Kultur, haben wir einen großen Fehler begangen. Wir hätten all das Gute verwirklichen und gleichzeitig die Eingeborenen schützen können. Aber jedesmal, wenn er zu diesem Schluß kam, dachte er an Joe Tom Char, den jetzigen Präsidenten des Senats, der halb Eingeborener, halb Chinese war. Oder er dachte an die diesjährige Schönheitskönigin Helen Fukuda, die hawaiisches und japanisches Blut in den Adern hatte; oder an die unzähligen Kees, die jetzt Pearl Harbor bevölkerten und von denen viele halb hawaiisch, halb chinesisch waren. »Vielleicht bringen wir in Hawaii etwas zustande, das unendlich viel besser ist als alles, was Fidschi oder Tahiti je hervorbringen wird.« Jedenfalls schämte sich Hoxworth Hale nach seiner Südseereise nicht länger dessen, was die Missionare geleistet hatten.
Als in den ersten Tagen des Krieges die japanischen Jungen in Hawaii von den Kampfeinheiten ausgeschlossen und nicht mehr zu der Ausbildungstruppe zugelassen wurden, dachte man auf den Inseln, daß die Sache damit erledigt sei. »Man kann den Japanern nicht trauen. Wir haben sie deshalb hinausgeworfen«, erklärte ein General.
Aber zu jedermanns Erstaunen weigerten sich die Japaner eigensinnig, dieses Urteil hinzunehmen. Demütig und in aller Stille, aber mit einer ungeheuren moralischen Entschiedenheit begannen die Jungen auf ihr volles Recht als amerikanische Bürger zu pochen. »Wir fordern das unverletzliche Recht, für die Nation, die wir lieben, sterben zu dürfen«, erklärten sie, und wenn jemand die Jungen der Familie Sakagawa gefragt hätte, warum sie das sagten, hätten sie geantwortet: »Weil wir in McKinley und Punahou anständig behandelt wurden. Man hat uns gelehrt, was Demokratie heißt, und wir bestehen auf dem Recht, sie verteidigen zu dürfen.«
Ausschüsse von japanischen Jugendlichen begannen die Behörden mit Petitionen heimzusuchen. In einer, die von Goro aufgesetzt worden war, hieß es: »Wir sind treue amerikanische Staatsbürger und fordern demütig das Recht, unserer Nation in dieser Zeit der Bedrängnis dienen zu dürfen. Wenn Sie glauben, daß Sie uns im Kampf gegen Japan nicht trauen können, dann entsenden Sie uns doch wenigstens nach Europa, wo dieses Problem nicht auftaucht.« Die Ausschüsse suchten Generäle und Admiräle, Gouverneure und Richter auf: »Wir sind zu jedem Dienst bereit, den Sie uns zuteilen. Wir fordern keinen Sold. Man muß uns erlauben, zu beweisen, daß wir echte Amerikaner sind.«
Elf schmerzvolle Wochen lang erreichten die Japaner nichts, aber dann war es den drei jüngeren Sakagawas, weil sie Schüler von Punahou waren, vergönnt, einen der außerordentlichsten Männer zu treffen, die Hawaii im zwanzigsten Jahrhundert bisher hervorgebracht hatte. Sein Name war Mark Whipple, geboren im Jahre 1900, Sohn jenes Arztes, der die Chinesenstadt hatte niederbrennen lassen, und Ururenkel John Whipples, der mitgeholfen hatte, Hawaii zu bekehren. Dieser Mark Whipple war ein Mann aus West Point und Oberst der amerikanischen Armee. Die längste Zeit hatte er außerhalb Hawaiis gedient. Aber vor kurzem hatte man ihn beauftragt, dem Oberkommando in der Frage der Behandlung der Japaner behilflich zu sein. In Washington war man der Meinung gewesen, daß er, sobald er nach Hawaii kam, die Evakuierung der gesamten japanischen Bevölkerung - da man ja keinem trauen konnte - in irgendein Konzentrationslager Nevadas oder Molokais anordnen würde: »Davon würden natürlich auch all die kleinen gelben Mißgeburten betroffen, die sich inzwischen in Einheiten wie das 298. Infanterieregiment und in das Ausbildungskorps eingeschlichen haben.« Oberst Mark Whipple enttäuschte eigentlich jeden; denn als er mit den höchsten Machtbefugnissen, die ihm von
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