Hawaii
Ansehen zurückgewinnen, sondern auch in ganz Amerika. Sie werden vor allen freien Menschen einen Propagandasieg über den Nationalsozialismus einbringen, und man wird auf der ganzen Welt von ihnen sprechen. Mit ihrem Mut werden sie beweisen, daß Hitler in jedem Punkt seiner Weltanschauung unrecht hat.«
Die Entrüstung über diesen Vorschlag war groß und wurde sogleich telegrafisch nach Washington weitergegeben, wo der Wirbel nur noch vermehrt wurde: »Japanische Truppen in der Armee der Vereinigten Staaten? Und eine Sondereinheit obendrein? Lächerlich.«
Aber ein Mann fand den Vorschlag nicht lächerlich, und das war der Präsident der Vereinigten Staaten. Als er den Bericht Oberst Whipples geprüft hatte, gab er folgende Erklärung ab: »Patriotismus ist keine Sache der Hautfarbe. Es ist eine Sache des Herzens.«
In Hawaii herrschte noch immer eine starke Opposition gegen die Bildung einer solchen Einheit, aber als im Mai 1942 der Befehl des Präsidenten nach Honolulu kam, mußte man sich mißmutig fügen. Ein General fragte mürrisch: »Wer möchte mit einem Regiment Japsen hinter sich in die Schlacht ziehen?«
»Ich schon«, antwortete Oberst Whipple.
»Wollen Sie sagen - daß Sie sich für die Aufgabe zur Verfügung stellen?«
»Ja, Herr General.«
»Sie müssen es ja wissen, aber ich hoffe nur, daß Sie nicht von hinten erschossen werden.«
Oberst Whipple salutierte und unternahm sofort Schritte, alle Japaner, die wie Goro Sakagawa schon in der Armee gedient hatten, zu einer Einheit zusammenzustellen, und die Aufnahme der Jungen aus der V.U.F. sowie jener, die wie Shigeo das wehrpflichtige Alter erreicht hatten, vorzubereiten. Die Familie Whipple war bekümmert, daß ihr glänzendstes Mitglied durch diese unkluge Haltung seine Karriere aufs Spiel setzte, aber wie er ihnen schon früher gesagt hatte, trug er in dieser Sache eine besonders schwere Last.
Sie war ihm aus der Tatsache erwachsen, daß früher kein Chinese in Honolulu mit ihm reden wollte, weil er der Sohn des Mannes war, der ihrer Meinung nach die Chinesenstadt auf Anraten einiger Haole-Kaufleute niedergebrannt hatte. Er wollte nicht glauben, daß sein sanfter, mutiger Vater, Dr. Whipple, so etwas getan haben sollte, aber die Chinesen waren davon überzeugt. Für sie war der Name Whipple befleckt, und sie hielten mit dieser Meinung vor dem jungen Mark nicht zurück.
Als schließlich sogar seine weißen Spielkameraden ihn aufzuziehen begannen, trat er vor seinen Vater und fragte offen: »Papa, hast du die Chinesenstadt abgebrannt.«
»In gewissem Sinn habe ich es getan.«
»Um die chinesischen Kaufleute zu verdrängen?«
Sein Vater beugte überrascht den Kopf vor: »Das also hast du gehört? Was sagen sie?«
»Sie sagen, es hätte eine harmlose Krankheit geherrscht, und die weißen Ladeninhaber hätten dich dazu überredet, die Chinesenstadt abzubrennen, um alle Chinesen aus dem Handel zu verdrängen.«
»Bitte, wer hat das gesagt, mein Sohn?«
»Die Haoles. Die Chinesen sprechen es nicht aus, weil sie nicht einmal mit mir reden wollen. Aber ich weiß, daß sie dasselbe denken.« Dr. Hewlett Whipple war damals vierzig Jahre alt und hatte mit seiner medizinischen Praxis so große Erfolge, wie man sie in Honolulu nur haben konnte; aber die Anklage seines Sohnes lastete schwer auf seiner Seele. Er führte seinen zwölfjährigen Sohn auf den Rasen vor dem Haus am Punchbowl hinaus und sagte: »Stell mir jetzt alle Fragen, die dich beunruhigen, Mark. Und vergiß niemals, was ich dir darauf antworte.«
»Hast du die Chinesenstadt niedergebrannt?«
»Ja.«
»Und haben die Chinesen all ihre Läden verloren?«
»Ja.«
Mark hatte keine weiteren Fragen zu stellen und zuckte nur die Schultern. Sein Vater lachte und sagte: »Du willst doch nicht
schon aufhören, oder?«
»Du hast mir gesagt, was ich wissen wollte«, erwiderte der Sohn. »Aber willst du nicht die ganze Wahrheit erfahren? Das, was wirklich geschah?«
»Wie die Jungen sagen: Du hast zugegeben, daß du das Viertel niedergebrannt hast.«
»Mark, das ist Wahrheit: Hinter die Dinge kommen, die man gehört hat. Hundert Fragen stellen, bis man sich auf Grund echter Beweise eine eigne Meinung bilden kann. Laß mich jetzt die Fragen stellen, die du hättest stellen müssen. In Ordnung?«
»Also gut.«
»Dr. Whipple, warum haben Sie die Chinesenstadt abgebrannt? Weil eine furchtbare Pestepidemie die Stadt heimsuchte. Hat die Einäscherung der Chinesenstadt geholfen, die übrige
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