Hawaii
fertiggebracht. Nur einem Gossenheld wie Rod Burke konnte es gelingen.«
Als deshalb Hewlett Janders der HONOLULU-POST berichtete, daß sich der Kommunismus des Festlandes auf den Inseln breitzumachen drohe, hatte er recht. Und als er behauptete, daß sich Japaner unter der Führung von Rod Burke der Partei anschlössen, hatte er ebenfalls recht. Als er aber behauptete, daß der Führer des Plantagenflügels in diesem Streik, Goro Sakagawa, ebenfalls ein Kommunist wäre, hatte er unrecht. Aber in diesen gespannten Jahren war der Haß der Arbeiter so groß, daß ein derart geringfügiger Irrtum unbeachtet blieb.
Der Streik war ein brutales, sinnloses, nervenzerrüttendes Ereignis, und er erschreckte Hawaii wie nichts zuvor, nicht einmal der Bombenangriff auf Pearl Harbor, es vermocht hatte. Rod Burke ging schnell zu Werk und besetzte den Hafen, so daß kein H. & H.-Schiff während fünf hungriger, quälender Monate Hawaii anlaufen konnte. Das Fort kürzte als Vergeltungsmaßnahme den Kredit, und jeder auf den Inseln kam in Verlegenheit. Goro Sakagawa führte die Arbeiter der Zuckerplantagen in den Streik. Das Fort rächte sich, indem es alle Lieferungen einstellte, so daß schon bald nicht mehr die Arbeiter die Bürde des sozialen Kampfes zu tragen hatten,
sondern ihre Familien.
Rod Burke erlaubte nicht, daß Zucker oder Ananas von den Inseln verschifft wurden. Das Fort rächte sich, ndem es zwei seiner Hotels schließen ließ, und die Stubenmädchen und Kellner, die nun auf der Straße saßen, vermochten den Streik weniger gut zu überstehen als die Hotelbesitzer. Goro Sakagawa überredete die Ananasarbeiter, sich dem Streik anzuschließen. Das Fort verkündete kaltblütig, daß seine Lagerhäuser fast erschöpft seien, und daß es nicht länger Läden wie den von Kamejiro Sakagawa beliefern könne. So machte ein Ladenbesitzer nach dem andern bankrott. Niemand wird Hawaii verstehen, der nicht den großen Streik erlebte. Er trieb die Inseln bis zur Verzweiflung. Der Druck der Zeitungen wurde eingeschränkt, und die Existenz der Presse war bedroht. Die Nahrungsmittel wurden knapp, und viele Familien litten Hunger. Die Zuckerpflanzer sahen, wie ihre Ernte unter der sengenden Sonne verdorrte. Die Ananasfelder verwilderten, und Millionen und aber Millionen Dollar gingen verloren. Die Banken sahen, wie ihr normaler Geschäftsgang aufhörte. Die großen Läden erhielten weder neue Waren, noch konnten sie die alten Kunden halten. Arztrechnungen wurden nicht bezahlt, und die Zahnärzte warteten auf Patienten. Die größten Hotels konnten ihren Gästen kaum noch ausreichende Menüs vorsetzen, und das Leben der Inseln schien zum Stillstand zu kommen.
Ein Streik in Hawaii war licht wie ein Streik in Florida. Er konnte mit nichts auf dem Festland verglichen werden. Wenn in Florida die Häfen gesperrt wurden, dann konnten die Nahrungsmittel noch mit der Eisenbahn herangeschafft werden. Und wenn die Eisenbahnen aufgehalten wurden, dann konnten Lastwagen eingesetzt werden. Und wenn man diesen Hindernisse in den Weg legte, dann konnten sich die hungrigen Familien zusammentun und Karawanen organisieren. Und wenn auch diese nicht ans Ziel gelangten, so konnte ein verzweifelter Mann noch immer zu Fuß gehen. Aber wenn in Hawaii die
Hafenanlagen gesperrt wurden, dann bot sich keine Alternative, und die Inseln kamen dem Untergang nah. Da sich vernünftige industrielle Beziehungen nicht herstellen ließen, brachte die Dummheit sowohl auf Seiten der Arbeiter wie auf Seiten des Kapitals die Inseln an den Rand des Abgrunds.
Zu Beginn des sechsten Monats marschierte Goro Sakagawa, begleitet von vier Funktionären, in den Sitzungssaal des Forts, wartete, bis sich die Direktoren der großen Plantagen eingefunden hatten, und setzte sich dann genau auf jenen Stuhl, den einmal einzunehmen er Hewlett Janders prophezeit hatte. In diesem symbolischen Augenblick verließ ihn alle Beklommenheit. Es war seltsam, daß das Einnehmen eines Platzes, der früher in demütigender Weise verweigert worden war, einen Mann beeinflussen sollte - so, als gäbe es geheime Gefühlskanäle, die vom Gesäß in das Gehirn führten. Aber genau das war es, was nun geschah. Einmal sicher auf seinem Platz, fiel Goro in einen versöhnlicheren Ton: »Wir denken, daß der Streik lange genug gedauert hat. Wir sind sicher, daß Sie derselben Meinung sind. Gibt es ein Mittel, ihn beizulegen?«
»Ich dulde nicht, daß ein japanischer Feldarbeiter in mein Büro
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