Hawaii
Vettern und Söhne in die höchsten Stellungen zu bringen. So wurde unter Hoxworth Hales scharfem Blick ein gut Teil der Hales und Hoxworths und Janders und Hewletts ausgemerzt. Seine Devise war deutlich genug: »Gebt ihnen niedrige Posten, wo sie dem System nicht schaden können, oder einen anständigen Gewinnanteil, von dem sie leben können, während richtige Männer die Geschäfte leiten.« Als Folge hiervon sahen sich die >gesichtslosen Wundere, wie der rohe Hewlett Janders sie nannte, plötzlich mit einigen Anteilen ausgerüstet, die ihnen ein gutes Jahreseinkommen sicherten, von dem sie in Freiheit entweder in
Frankreich oder Havanna leben konnten. Währenddessen wurden ihre Stellungen von klugen jungen Leuten aus der Wharton School, Standford und Harvard eingenommen. Einige heirateten aus reiner Klugheit Whipples oder Hales oder Hewletts, aber die meisten brachten ihre Frauen vom Festland mit. Und ganz Hawaii gedieh dabei.
Aber von den Männern, die das Fort beherrschten, erkannte nur der scharfäugige, beunruhigte Hoxworth Hale, während er abwechselnd focht und nachgab, worin die drohende Gefahr dieser Tage wirklich lag. Es war nicht die Ankunft von Gregory's, so betäubend dieser Schlag gewesen war, und es war auch nicht der Sieg der Gewerkschaften, so aufrührerisch es auch zugegangen sein mochte. Die wirkliche Gefahr lag in der Tatsache, daß Black Jim McLafferty ein Demokrat war. Sein legaler Wohnsitz war jetzt Hawaii. Er arbeitete nicht mehr für Gregory's, sondern hatte eine kleine eigene Anwaltspraxis, die er mit seiner politischen Tätigkeit verband, und jedesmal, wenn Hoxworth Hale an McLaffertys Büro vorüberkam, betrachtete er die Tür mit düsterer Vorahnung. Er wußte, daß auf die Dauer die Demokraten schlimmer waren als Gregory's oder die Gewerkschaften oder die Kommunisten.
Er erschrak deshalb, als er eines Morgens an McLaffertys Haustür ein neues Schild entdeckte: >McLafferty und
Sakagawa.c.
Shigeo war aus Harvard zurückgekehrt - ein Experte in der Bodenreform, ein glänzender Gesetzgeber und dank Black Jim McLaffertys Weitblick ein eingeschriebener Demokrat.
In der Zeit, die auf den Streik folgte, wurden zwei der Hauptfiguren durch Familiensorgen von dem allgemeinen Lauf der Dinge ferngehalten, und lange hörte man weder von Goro Sakagawa noch von Hoxworth Hale etwas. Anfangs machte es den Eindruck, als seien Goros Sorgen die größeren, denn von dem Tag an, da er im Jahre 1945 Akemichan getroffen hatte, war ihr gemeinsames Leben immer komplizierter geworden.
Zuerst kamen die Nachstellungen durch die Militärpolizei, die versucht hatte, für die Okkupationstruppen das Fraternisieren zu verbieten, und es war kein Vergnügen gewesen, sich mit einem Mädchen, das man liebte, zu verabreden, während man ständig gewärtigen mußte, von der M.P. deshalb festgenommen zu werden. Als nächstes kamen die lächerlichen Schwierigkeiten, die jedem Soldaten gemacht wurden, der ein japanisches Mädchen heiraten wollte, und einmal bemerkte Goro verbittert: »Wenn gute Dinge verteilt werden sollen, betrachten sie mich nie als einen Amerikaner, aber wenn sie übles Zeug auftischen, dann bin ich einer von ihnen.« Die beiden Verliebten hatten versucht, das Anti-Ehegesetz dadurch zu umgehen, daß sie sich an einem Schinto-Altar in den äußeren Bezirken Tokyos trauen ließen, mußten aber später feststellen, daß Goro keine Schinto-Braut mit nach Amerika nehmen durfte. So kam es zu erneuten Demütigungen auf dem Konsulat. Aber in diesen anstrengenden Tagen hatte sich Akemichan als eine tatkräftige Frau erwiesen, mit viel Sinn für Humor, und ihrem freundlichen Benehmen den Beamten gegenüber war es zu verdanken, daß ihre Papiere in Ordnung gebracht wurden und sie auf Grund besonderer Nachsichtigkeit die Einreiseerlaubnis nach Hawaii bekam.
Als sich im Jahre 1946 der Truppentransporter Honolulu näherte, hatte sich Akemichan als die anstelligste Braut an Bord erwiesen. Sie litt nicht an den Illusionen, deren Zusammenbruch für viele der Mädchen die ersten Tage in Amerika so schmerzlich machte. Sie war von ihrem jungen Amerikaner, Goro Sakagawa, nicht geblendet worden. Sie hatte bemerkt, daß er das darstellte, was die Modernistes einen Bauerntyp nannten: starrköpfig, ungebildet und derb. Und selbst in den Hungertagen, als er Zugang zu den P.X.-Geschäften gehabt hatte und mit seinem Sold ein Millionär war, verglichen mit den Japanern, hatte sie nie gedacht, daß er ein reicher Mann war.
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