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Hawaii

Hawaii

Titel: Hawaii Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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hübsches Gebäude daraus macht. Selbst wenn wir einen glatten Tausch gemacht und das Taro-Beet für den Bromley-Block gegeben hätten, wären wir noch gut dabei weggekommen. Ich sehe gern, wenn meine Familie an die Arbeit geht.«
    Und als das Jahr zu Ende ging - ihr hundertundviertes -, saß sie um Mitternacht in ihrem kleinen Haus. Beim flackernden Schein der Petroleumlampe zog sie sich nackt aus - eine zerbrechliche alte Frau, die nur noch aus Haut und Knochen bestand. Dann nahm sie die Lampe und untersuchte ihren Leib behutsam nach einem Anzeichen der Lepra. Sie fand keine Wunden an ihren Händen, keine an ihrem Rumpf, keine an ihren Beinen. Sie setzte sich und hob einen ihrer häßlichen großen Füße nach dem andern ins Licht. Weder an den Zehen noch an den Fersen, noch an den Knöcheln waren Flecken zu sehen. Beruhigt für diese Nacht schlüpfte sie in ihr Flanellnachthemd, blies die Lampe aus und schlief ein.
    Das Unternehmen, das Nyuk Tsin in die Wege geleitet hatte, brachte ein unerwartetes Ergebnis. Als das Fort Gelegenheit hatte, genau zu prüfen, was Hong Kong mit seinen revolutionären Unternehmungen erreicht hatte, verkündete es mit Hoxworth Hales Worten: »Wir könnten einen solchen Mann in unseren Aufsichtsräten gebrauchen«, und jeder mußte zugeben, daß dieser Mann ein Genie war.
    Nach einer Aufsichtsratssitzung der Whipple Öl Import Inc. fragte Hoxworth seinen Kollegen scherzhaft: »Hong Kong, nun da der Gregory's-Streich vorüber ist und niemand zu schwer betroffen wurde - sind Sie eigentlich glücklich, dieses Unternehmen in Hawaii eingeschmuggelt zu haben?«
    »Was wollen Sie damit sagen?« fragte Hong Kong.
    »Nun«, begann Hoxworth freundlich, denn er gewann immer höhere Achtung vor dem klugen Chinesen, dessen Urteil in Geschäftsdingen sich immer als verläßlich erwies. »Gregory's ist jetzt fünf Jahre hier. Sie haben enorme Summen aus dem Festland gezogen, aber was haben sie für Hawaii getan?«
    »Inwiefern?« fragte Hong Kong.
    »In Museen, Schulen, Bibliotheken, medizinischen Stiftungen.«
    Hong Kong dachte lange darüber nach und sagte dann anscheinend im Ernst: »Jedes Jahr ist ein Bild des Managers von Gregory's in der Zeitung, auf dem er dem städtischen Förderungswesen einen Scheck über dreihundert Dollar aushändigt.« Hale blickte seinen Freund erstaunt an, und sah, daß Hong Kong lachte. »Sie tun nicht sehr viel für Hawaii«, gab der Chinese zu.
    »Und im Laufe der Jahre werden Sie sehen können, Hong Kong, daß sie sogar noch weniger tun. Sie haben eine Menge Kees in Hawaii, Hong Kong. Wieviele?«
    »Ich vermute, daß meine alte Großmutter mehr als zweihundert Ururenkel hat; aber nicht alle sind in Hawaii.«
    »Haben Sie schon daran gedacht, daß jeder von ihnen ein wenig betrogen wird, wenn hier keine neuen Museen oder Orchester entstehen? Oder betrachten Sie die Sache von einer anderen Seite: Hat nicht jeder in Ihrer Familie, der hier aufwächst und auf eine Universität des Festlands geht, einen kleinen Vorteil von all den Dingen, die die alten Familien für diese Inseln taten?«
    »Das stimmt!« gab ihm Hong Kong eiligrecht. »Und niemand erwartet, daß Gregory's Ihnen nacheifern wird. Andererseits scheint es mir, Hoxworth, als würden wir ein neues Zeitalter betreten. Wir brauchen nicht länger Almosen von oben. Wir zahlen gute Löhne. Wir zahlen Steuern. Wir bringen die Wirtschaft in Schwung. Jeder trägt seinen Vorteil davon. Auch
    Sie.«
    »Haben Sie je gehört, daß ein Kunstmuseum von Steuergeldern finanziert wurde? Glauben Sie im Ernst, daß die intelligenten jungen Japaner, die jetzt überall auftreten, auch nur einen Pfennig für Universitäten und Orchester ausgeben? Werden ein Dutzend Gregory's je eine anständige Gesellschaft bilden?«
    »Hoxworth, Sie werden überrascht sein«, versicherte ihm Hong Kong. »Wenn wir erst einmal eine wirksame Demokratie hier aufgebaut haben, dann werden unsere Jungen für Museen, Universitäten, Kliniken stimmen. Und sie werden ihre eignen Leute mit schweren Steuern belegen, um das alles zu verwirklichen. Hawaii wird das Paradies sein, von dem man früher sprach.«
    »Ich kann es nicht glauben«, erwiderte Hoxworth. »Die gute Gesellschaft ist immer der Abglanz einiger weniger ausgezeichneter Männer, die den Mut hatten, etwas Richtiges zu tun. Sie kann niemals durch Volksabstimmung ins Leben gerufen werden. Sie wird nie etwas Rechtes darstellen, wenn sie den Gregory's der Welt überlassen wird.« Aber als sie sich

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