Hawaii
Und sie war es.
In dieser Stimmung stürzte er eines Morgens aus seiner Grashütte, wo noch Tehani schlief, und rannte zu Mato, der bei den Fischgründen wohnte. Er faßte den überraschten Häuptling bei den Händen und zog ihn zu seiner Hütte, wo er auch Tehani weckte. »Sie ist deine Frau, Mato!« rief er mit unnötiger Lautstärke. »Teroro!« schrie das Mädchen auf.
»Du bist nicht mehr meine Frau!« rief Teroro erregt. »Ich habe dich im Kanu beobachtet. Mato hat dich nie aus dem Auge gelassen. Gut, Mato, jetzt gehört sie dir.« Und er ging davon.
An diesem Nachmittag suchte er, von Verzweiflung getrieben, seinen Bruder auf und sagte einfach: »Ich werde nach Bora Bora zurückkehren.« Der König war nicht erstaunt, denn er hatte seinen Bruder seit langem beobachtet und hatte die Neuigkeit über seine Verwerfung Tehanis gerade mit Tupuna besprochen, der Teroro für geistesschwach erklärt hatte. »Warum willst du zurückkehren?« fragte Tamatoa.
»Ich muß Malama herbringen«, sagte der junge Mann. »Wir brauchen mehr Brotfrucht, mehr Hunde, alles. Wir brauchen mehr Leute.« Eine Versammlung wurde abgehalten, und alle waren sich einig, daß eine Fahrt nach dem Süden sehr nützlich sein könnte, vor allem, wenn mehr Lebensmittel zurückgebracht würden. »Aber wen können wir während einer so langen Reise entbehren?« fragte Tupuna. Teroro antwortete, daß er WESTWIND mit nur sechs Mann nach Bora Bora bringen wollte, wenn Pa und Hiro darunter wären.
»Ich gehe mit«, beharrte Mato, aber Teroro brummte: »Wir haben Tehani schlimm genug behandelt. Du mußt bei ihr bleiben.« Und er weigerte sich, Mato, seinen besten Freund, mitzunehmen.
So wurde die Heimreise genehmigt, und die Gemeinde begann ihre spärlichen Vorräte zusammenzusuchen. Dieses Mal gab es weder getrocknetes Taro, noch Brotfrucht, noch Bambusrohre voll Trinkwasser. Es fanden sich zwar einige Bananen, aber sie waren noch nicht getrocknet und ließen sich schlecht mitnehmen. Getrocknete Fische gab es in Mengen, und von ihnen sollten sich die Männer am Leben erhalten.
Als die Lebensmittel zusammengetragen waren, gab Teroro seinen Plan bekannt. Er machte eine rasche Zeichnung ihrer Fahrt nach Norden, zeigte, daß das Kanu zuerst weit nach Osten gefahren war, dann nach Norden und dann nach Westen. Mit einer kühnen Linie durchschnitt er seine Zeichnung im Sand und sagte: »Wir werden gleich nach Süden fahren und unsere Insel finden.«
»Ihr werdet keinen Sturm finden, vor dem ihr segeln könnt«, warnte Tupuna.
»Wir fahren mit der Strömung«, erwiderte Teroro. »Und wir werden rudern.«
Am letzten Tag vor ihrer Abreise saß Teroro allein da, als eine der Frauen aus dem Dorf zu ihm trat und ihn flehend bat: »Wenn ihr nach Norden zurückfahrt und noch Raum im Kanu ist, würdet ihr mir dann bitte etwas mitbringen?«
»Was?« fragte Teroro. »Ein Kind«, sagte die Frau. »Wessen Kind?«
»Irgendein Kind«, antwortete die Frau und fügte sanft hinzu: »Es ist so traurig in einem Land, wo es keine Kinder gibt.«
Es war unmöglich, Kinder so weit zu verschicken. Teroro erklärte das der Frau und entließ sie. Aber nach einer Weile kam eine andere zu ihm und sprach: »Warum solltet ihr nur Schweine und Brotfrucht bringen, Teroro? Wonach unsere Herzen verlangen, das sind Kinder.« Er schickte sie fort. Aber die Frauen kamen wieder, und obwohl sie nicht weinten, waren ihre Stimmen doch von Tränen erstickt, als sie sprachen: »Wir werden älter. Wir alle. Ihr und der König und Tupuna und wir alle. Es werden Säuglinge kommen, kein Zweifel, aber wir brauchen Kinder.«
»An unserem Strand spielen keine Kinder«, sagte eine andere. »Erinnert ihr euch daran, wie sie in unserer Lagune spielten?« Und plötzlich hatte Teroro die Lagune von Bora Bora vor Augen mit Hunderten von braunen nackten Kindern, die sich in dem grünen Wasser tummelten, und er erkannte, warum es auf dem Havaiki des Nordens so öde war. »Bitte«, flehten die Frauen, »bringt uns Kinder mit.« Dann kam die Nacht der Abreise. Teroro hatte darauf bestanden, unter dem Licht der
Sterne aufzubrechen, und nun gestand er dem König: »Ich gehe nicht allein, um Malama zu holen. Ich werde auch den Stein der Pele mitbringen. Ich glaube, eine Insel sollte nicht nur männliche Götter verehren, sondern auch weibliche.«
Auf der langen Reise in den Süden, während seine Männer hungerten und in den Kalmen verschmachteten, dichtete Teroro das Lied, an das sich Generationen nach
Weitere Kostenlose Bücher