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Hawkings neues Universum

Hawkings neues Universum

Titel: Hawkings neues Universum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franckh-Kosmos-Verlags-GmbH und Co. <Stuttgart>
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niemand sicher sein kann, ob dabei nicht das Vakuum im Erzeuger-Universum instabil wird, was eine Woge der Vernichtung auslösen würde. Linde hat im Rahmen seines Modells der Chaotischen Inflation das „Rezept“ der Welterschaffung noch verfeinert. Ihm genügen bereits wenige Hundertstel Milligramm als Ausgangsmaterie.
    Auf die Frage, ob das nicht reine Science-Fiction sei, entgegnete Linde in einem Interview: „Das ist eine sehr ernsthafte Angelegenheit. Wenn man ein Universum erschaffen kann, könnte man vielleicht aus dem eigenen entkommen. Aber ich glaube nicht, dass das möglich ist. Doch man kann das Universum als Modell betrachten, um über noch wichtigere Dinge nachzudenken. Wenn es für das Universum möglich wäre, eine Urknall-Singularität zu überleben und in einem Zustand wieder aufzutauchen, ohne dass wir die Details seiner früheren Existenz rekonstruieren können, ist das vielleicht auch für unsere Seelen möglich, obwohl wir uns nicht an ihr früheres Leben erinnern können. Ich liebe die Idee, durch eine Singularität zu gehen, es ist einer der tiefsten Gedanken. Man muss aber vorsichtig damit umgehen, sonst zerstört man die Idee leicht. Ich rede nicht oft darüber. Es ist nicht ausgeschlossen, dass Bewusstsein unabhängig von Materie existiert.“ Das sind freilich Wünsche, die mit Physik nicht mehr viel zu tun haben.
    Einen praktischen Nutzen verspricht sich Linde von der Prozedur der Welterschaffung nicht. „Man kann keine Energie von dem neuen Universum in unseres pumpen. Man kann nicht in das neue Universum hüpfen, denn im Moment seiner Erzeugung ist es winzig klein und extrem dicht und anschließend schnürt es sich von unserem ab. Man kann noch nicht einmal Botschaften in das Universum senden. Würde man versuchen, gleichsam etwas in die Oberfläche des Universums einzugravieren, würden seine Bewohner in den kommenden Milliarden und Abermilliarden in einer Ecke eines Buchstabens leben.“ Das ist eine unvermeidbare Folge der Inflation: „Alle lokalen Eigenschaften eines Universums nach der Inflation hängen nicht von den Anfangsbedingungen im Moment seiner Entstehung ab.“ Damit würde auch jede eingravierte Botschaft unleserlich.
    Simulation der Inflation: Im Computer wurde die Entwicklung der „Potenziallandschaft“ des Inflatons berechnet – des mutmaßlichen Skalarfelds, das die exponentielle Expansion des frühen Universums angetrieben hat. Die neu entstandenen Blasenuniversen sind als „Täler“ dargestellt, die viel größeren, weiter inflationierenden Regionen als „Berge“.
    Trotzdem ist Linde zufolge das Unternehmen nicht vollkommen aussichtslos. Ein Schlupfloch gibt es nämlich doch: „Man müsste die Botschaft in den Eigenschaften des Vakuumzustands des geplanten neuen Universums unterbringen, das heißt der Naturgesetze seiner Niederenergie-Physik.“ Das ist eine wahrlich kosmische Herausforderung, wenn man mit der richtigen Kombination aus Temperatur, Druck und physikalischen Feldern den Vakuumzustand des neuen Universums „einstellen“ wollte. Doch wenn es viele Möglichkeiten der physikalischen Symmetriebrüche gibt, kann eine solche Feinjustierung sehr informationsgeladen sein.
    „Ist das etwa der Grund, warum wir so hart arbeiten müssen, um die seltsamen Eigenschaften unserer schönen und nicht perfekten Welt zu verstehen?“, fragt sich Linde. „Bedeutet das womöglich, dass unser Universum designed wurde – aber nicht von Gott, sondern einem Physik-Hacker? Wenn das wahr wäre, zeigt das Ergebnis, dass er eine sehr schwierige Aufgabe hatte. Hoffentlich machte er nicht zu viele Fehler...“
Der achte Tag der Schöpfung
    Ob es tatsächlich möglich ist, ein Universum quasi im Keller zusammenzubasteln, erscheint nicht nur hartgesottenen Physikern zweifelhaft, obwohl manche nicht einmal ausschließen, dass wir selbst in einem solchen Universum leben. Aber in gewisser Weise hat Andrei Linde ein solches Universum bereits geschaffen – wenn auch nur im Computer.
    Am 31. Dezember 1988 hatte Linde mit seiner Frau – der Physik-Professorin Renata Kallosh – und den beiden Söhnen Alexander und Dmitri Russland verlassen. Er arbeitete ein Jahr lang am Europäischen Elementarteilchen-Forschungszentrum CERN in Genf. Obwohl er und seine Frau dort unbefristete Stellen ohne Lehrverpflichtungen angeboten bekamen, wechselten sie 1990 in die USA, weil ihre beiden Söhne dort studieren wollten.
    Als Linde mit seiner Familie 1990 in die USA kam, machte er die

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