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Hawks, John Twelve - Dark River

Hawks, John Twelve - Dark River

Titel: Hawks, John Twelve - Dark River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Duell der Traveler
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Häuser säumten die engen Gassen, manche davon kaum breiter als eine Toreinfahrt. Die Gebäude waren in verblichenen Pastelltönen gestrichen, und dunkler Efeu rankte an den Mauern hoch.
    Lumbroso führte sie eine Straße entlang, die an einem Platz mit Kopfsteinpflaster endete, der Piazza Mercanti. Der Platz war leer, abgesehen von einem Dutzend hungriger Möwen, die sich um den Inhalt einer umgekippten Mülltonne stritten. Die Vögel kreischten sich an wie eine Gruppe Römer, die über Fußball debattieren.
    »Nur Touristen und Kranke essen zu dieser frühen Stunde«, erklärte Lumbroso. »Aber für eine ungestörte Unterhaltung ist es die beste Zeit.« Sie betraten eine Trattoria, in der keine anderen Gäste saßen. Ein Kellner mit imposantem Schnurrbart geleitete sie zu einem Tisch im hinteren Teil, und Lumbroso bestellte eine Flasche Pinot Grigio und frittierten Kabeljau als Vorspeise.
    Maya trank einen Schluck Wein, rührte aber das Essen nicht an. Lumbrosos Bild von ihrem Vater widersprach allem, was sie jemals über ihn gedacht hatte. Hatte Thorn sich wirklich etwas aus ihr gemacht? War es möglich, dass er eigentlich kein Harlequin hatte werden wollen? Die Antworten auf diese Fragen waren so verstörend, dass sie sie verdrängte und sich auf den Grund konzentrierte, der sie nach Rom geführt hatte.
    »Ich bin nicht hier, weil ich über meinen Vater sprechen will«, sagte sie. »Ein Harlequin namens Linden hat mir erzählt, Sie seien ein Experte auf dem Gebiet der Sechs Sphären.«
    Lumbroso lächelte, während er den Fisch in mundgerechte Stücke zerteilte. »Die einzig wahren Experten sind die Traveler, aber ich weiß eine ganze Menge. Die Begegnung mit Ihrem Vater hat mein Leben verändert. Ich habe Karriere als Kunstgutachter gemacht, aber meine wahre Leidenschaft galt dem Studium der Parallelwelten. Ich habe versucht, jedes Buch, jedes Tagebuch und jeden Brief zu sammeln, in denen ihre Komplexität beschrieben wird.«
    Mit gedämpfter Stimme schilderte Maya, wie sie Gabriel in Los Angeles aufgespürt hatte und wie sie in Europa gelandet waren. Lumbroso legte die Gabel hin und lauschte aufmerksam, als sie von ihrer Entdeckung auf Skellig Columba berichtete.
    »Ich glaube, Gabriel ist in die Erste Sphäre transzendiert, um seinen Vater zu suchen. Gibt es irgendeine Möglichkeit, ihn zurückzuholen, falls er dort gefangen ist?«
    »Nein«, sagte Lumbroso. »Nicht, wenn Sie nicht selbst hinreisen.«
    Beide verstummten, als der Kellner den Pastagang servierte, kleine Grießklößchen, die hier Gnocchi alla romana hießen. Maya rührte auch jetzt das Essen nicht an, aber Lumbroso schenkte ihr noch ein Glas Wein nach.
    »Was meinen Sie damit? Wie sollte das möglich sein?«
    »Römer und Griechen in der Antike zogen keine scharfe Trennlinie zwischen unserer Welt und den anderen Sphären, verstehen Sie? Zu allen Zeiten gab es Traveler, aber im Altertum glaubte man auch daran, dass es jedem Menschen möglich ist, durch gewisse ›Türen‹ in andere Sphären hinüberzuwechseln.«
    »So wie bei einem Durchgang?«
    »Ich würde eher sagen wie bei einer Einstiegsstelle, die jedem Suchenden zugänglich ist. Eine moderne Analogie hierzu wären die so genannten Wurmlöcher, wie die theoretische Physik sie beschreibt. Ein Wurmloch ist eine Abkürzung durch Raum und Zeit, und es erlaubt uns, schneller von einer Parallelwelt in eine andere zu kommen. Heutzutage klingt so mancher Physiker wie das Orakel von Delphi – nur dass er in mathematischen Gleichungen spricht.«
    Lumbroso nahm eine Serviette und wischte sich einen Tropfen geschmolzener Butter vom Kinn. »Bei der Lektüre überlieferter Texte wird deutlich, dass viele Heiligtümer des Altertums, wie zum Beispiel Stonehenge, ursprünglich um ein Objekt errichtet wurden, das den Einstieg in andere Sphären ermöglichte. Meines Wissens existiert keine dieser Einstiegsstellen mehr. Aber vielleicht haben die alten Römer uns einen Führer hinterlassen, der uns den Weg zu einer weisen kann.«
    Maya stellte ihr Weinglas ab. »Eine Karte?«
    »Viel besser als das. Karten können verloren gehen oder zerstört werden. Dieser bestimmte Führer verbirgt sich unter den Straßen Roms. Ich spreche vom Horologium des Augustus  – der Sonnenuhr, die Kaiser Augustus errichten ließ.«
    Der Kellner kam erneut an den Tisch, um die verschiedenen Alternativen für den nächsten Gang mit Lumbroso zu besprechen, der sich schließlich für Kalbfleisch mit frischem Salbei entschied. Als

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