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Hawks, John Twelve - Dark River

Hawks, John Twelve - Dark River

Titel: Hawks, John Twelve - Dark River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Duell der Traveler
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von seinem Körper Besitz ergriffen.
    Mother Blessing nahm sich die Goldkette ab, die sie um den Hals trug. Daran hing ein kleines schwarzes Objekt von der Größe eines kurzen Stifts. »Nehmen Sie das, Mr. Wilson. Das ist ein USB Flash Drive. Falls es uns gelingt, ins Computerzentrum der Tabula einzudringen, wird es Ihre Aufgabe sein, das Ding in einen USB-Port zu stecken. Sie brauchen nicht einmal eine Tastatur zu berühren. Der Flash Drive ist darauf programmiert, das Programm automatisch zu starten.«
    »Was ist darauf gespeichert?«
    »Haben Sie jemals von einer Todesfee gehört? Dieses Wesen geistert wehklagend um ein irisches Haus, wenn jemand darin stirbt. Tja, und das hier ist das Todesfeen-Virus. Es zerstört nicht nur alle Daten im Hauptspeicher des Computers, sondern auch den Computer selbst.«
    »Woher haben Sie das? Von irgendeinem Hacker?«
    »Die Behörden schieben alle Attacken durch Computerviren nur zu gern siebzehnjährigen Jungs in die Schuhe, dabei wissen sie genau, dass die leistungsstärksten Viren aus staatlichen Forschungseinrichtungen oder von kriminellen Gruppen stammen. Dieses spezielle Virus habe ich ehemaligen IRA-Soldaten abgekauft, die in London leben. Sie haben sich auf Schutzgelderpressung von Glücksspiel-Webseiten spezialisiert.«
    Hollis hängte sich die Kette um den Hals und steckte den USB Flash Drive unter sein Hemd zu Vickis Medaillon. »Und was passiert, falls das Virus ins Internet gelangt?«
    »Das ist höchst unwahrscheinlich. Es wurde für in sich abgeschlossene Systeme konzipiert.«
    »Aber wäre es möglich?«
    »In dieser Welt sind viele unangenehme Sachen möglich. Das ist nicht mein Problem.«
    »Sind alle Harlequins so egozentrisch wie Sie?«
    Mother Blessing nahm die Brille ab und bedachte Hollis mit einem strengen, kritischen Blick. »Ich bin nicht egozentrisch, Mr. Wilson. Ich konzentriere mich lediglich auf bestimmte Ziele und vernachlässige alles andere.«
    »Waren Sie schon immer so?«
    »Ich muss mich Ihnen nicht erklären.«
    »Ich versuche nur zu verstehen, warum man zum Harlequin wird.«
    »Vermutlich hätte ich aufhören und davonlaufen können, aber mein Lebensstil gefällt mir. Harlequins haben sich vom ärgerlichen Kleinkram des täglichen Lebens befreit. Wir machen uns keine Gedanken um den Hausschwamm im Keller oder die nächste Kreditkartenabrechnung. Wir haben keine Partner, die sich aufregen, weil wir unpünktlich nach Hause kommen, und keine Freunde, die sich vernachlässigt fühlen, weil wir nicht zurückrufen. Abgesehen von unserem Schwert hängen wir an keinem Gegenstand. Nicht mal unser Name ist uns wichtig. Seit ich älter werde, muss ich mich zwingen, mich an den aktuellen Namen in meinem Pass zu erinnern.«
    »Und das macht Sie glücklich?«
    »Das Wort glücklich ist so überstrapaziert, dass es fast keine Bedeutung mehr hat. Natürlich existiert das Glück, aber es ist auch nur ein Moment, der vergeht. Wenn Sie die Vorstellung akzeptieren, dass die meisten Traveler positive Veränderungen in dieser Welt bewirken können, dann ist das Leben eines Harlequins von Bedeutung . Wir verteidigen das Recht der Menschheit auf Wachstum und Entfaltung.«
    »Sie verteidigen die Zukunft?«
    »Ja. Das wäre eine treffende Beschreibung.« Mother Blessing trank den Champagner aus und stellte das Glas auf dem Klapptisch ab. Sie taxierte Hollis, und er spürte Mother Blessings hellwachen Verstand hinter der rauen Schale. »Sind Sie an einem solchen Leben interessiert? Normalerweise stammen Harlequins aus bestimmten Familien, aber manchmal nehmen wir auch Außenstehende auf.«
    »Die Harlequins interessieren mich einen Dreck. Ich will nur die Tabula für das leiden lassen, was sie Vicki angetan haben.«
    »Wie Sie wünschen, Mr. Wilson. Aber ich muss Sie aus eigener Erfahrung warnen: Es gibt einen Hunger, der sich nicht stillen lässt.«
     
    Um zehn Uhr morgens erreichten sie den Pariser Gare du Nord und bestiegen ein Taxi, um sich in den nordöstlich gelegenen Vorort Clichy-sous-Bois fahren zu lassen. In der Gegend überwog der soziale Wohnungsbau – riesige graue Wohnklötze und enge Straßen, in denen sich Metzgereien und Videotheken aneinanderreihten. Überall standen die schwarzen Hüllen ausgebrannter Autowracks herum, und die einzigen Farbtupfer in dem Wohnviertel waren die bunten Bettlaken und Babybekleidung, die von den Wäschelei— nen hingen. Als sie an Frauen in Tschadors und verdrießlichen jungen Männern mit Kapuzenshirts vorbeifuhren,

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