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Hawks, John Twelve - Dark River

Hawks, John Twelve - Dark River

Titel: Hawks, John Twelve - Dark River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Duell der Traveler
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eintrat. Einen kurzen Augenblick lang erfüllte sie Freude, weil sie dachte, Gabriel sei zurückgekommen, um sie noch einmal zu sehen. Aber dann hörte sie harte, schnelle Schritte auf dem Holzfußboden.
    Starke Finger packten Maya bei den Haaren und zogen sie hoch. Eine Hand schlug ihr ins Gesicht, holte aus und schlug erneut zu.
    Maya öffnete die Augen und sah Mother Blessing über sich stehen. Der irische Harlequin hatte die Nonnentracht abgelegt und trug jetzt eine schwarze Hose und einen Pullover.
    »Zieh dich an«, befahl sie. Sie hob Mayas Hemd vom Boden auf und warf es ihr zu.
    Maya ließ den Schal fallen, schlüpfte ins Hemd und nestelte an den Knöpfen. Ihre Füße waren nackt, und ihre Socken und Schuhe lagen auf dem Boden verteilt.
    »Solltest du auch nur versuchen, mich anzulügen, werde ich dich vor diesem Altar töten. Hast du mich verstanden?«
    »Ja.«
    Maya hatte sich das Hemd zugeknöpft und rappelte sich auf. Ihr Schwert lag knappe drei Meter entfernt auf der Bank.
    »Bist du Gabriels Geliebte?«
    »Ja.«
    »Und wann hat das angefangen?«
    »Heute Abend.«
    »Ich habe gesagt, dass du mich nicht anlügen sollst!«
    »Ich schwöre, es ist die Wahrheit.«
    Mother Blessing packte Mayas Kinn mit der rechten Hand. Sie studierte das Gesicht der jungen Frau, suchte nach irgendwelchen Anzeichen von Unsicherheit oder Lüge. Dann stieß sie Maya zurück.
    »Ich war mir mit deinem Vater nicht immer einig, aber ich habe ihn stets respektiert. Er war ein wahrer Harlequin, und er hat unserer Tradition Ehre gemacht. Du hingegen bist ein Nichts. Du hast uns verraten.«
    »Das stimmt nicht.« Maya versuchte, stark und selbstbewusst zu klingen. »Ich habe Gabriel in Los Angeles aufgespürt. Ich habe ihn vor der Tabula beschützt …«
    »Hat dein Vater dir nichts beigebracht? Oder hast du ihm bloß nicht zugehört? Wir beschützen die Traveler, aber wir empfinden nichts für sie. Du hast dich einer sentimentalen Schwäche hingegeben.«
    Maya spürte den kalten Boden unter ihren Füßen, als sie ein paar Schritte nach rechts machte, um nach ihrem Schwert zu greifen. Sie zog sich den Haltegurt über den Kopf und fühlte die Schwertscheide an ihrem Rücken. »Du hast mich aufwachsen sehen«, sagte sie. »Du hast meinem Vater dabei geholfen, mein Leben zu zerstören. Angeblich glauben die Harlequins an den Zufall. Nun ja, in meiner Kindheit blieb nichts dem Zufall überlassen! Ich wurde von dir und von jedem anderen Harlequin, der auf der Durchreise in London war, geschlagen und getreten. Ich musste lernen, ohne Zweifel und ohne Zögern zu töten. Als ich diese Männer in Paris umgebracht habe, war ich sechzehn Jahre alt …«
    Mother Blessing lachte leise. Sie machte sich über sie lustig. »Armes kleines Ding. Das tut mir ja so leid. Ist es das, was du von mir hören willst? Du erwartest Mitleid – von mir? Glaubst du, meine Kindheit hätte anders ausgesehen? Ich war zwölf Jahre alt, als ich mit einer abgesägten Schrotflinte meinen ersten Tabula-Söldner getötet habe! Und willst du wissen, was ich trug? Ein weißes Kommunionskleid. Meine Mutter hatte es mir angezogen, damit ich näher an den Altar herankäme, bevor ich den Abzug drückte.«
    Für ein paar Sekunden erkannte Maya eine Art Schmerz in den Augen der älteren Frau. Und plötzlich sah sie das Mädchen im weißen Kleid vor sich, das blutbespritzt in der Mitte einer riesigen Kathedrale stand. Der Moment verging, aber Mother Blessings Wut schien sich noch zu steigern.
    »Ich bin ein Harlequin genau wie du«, sagte Maya. »Das bedeutet, dass du mich nicht herumkommandieren kannst …«
    Mother Blessing zog ihr Schwert mit beiden Händen, ließ es über dem Kopf kreisen und senkte es dann, bis die Spitze zu Boden zeigte. »Du wirst tun, was immer ich sage. Deine Beziehung zu Gabriel ist hiermit beendet. Du wirst ihn nie wiedersehen.«
    Maya hob langsam die rechte Hand, um zu zeigen, dass sie keinen sofortigen Angriff plante. Dann zog sie ihr Schwert aus der Scheide und hielt es sich mit aufgerichteter Klinge flach vor die Brust. »Ruf Kapitän Foley morgen an, damit er uns von der Insel abholt. Ich werde Gabriel weiterhin beschützen, und du kannst auf seinen Vater aufpassen.«
    »Darüber wird nicht diskutiert. Es wird keine Kompromisse geben. Du wirst dich meiner Autorität unterwerfen.«
    »Nein.«
    »Du hast mit einem Traveler geschlafen, und jetzt bist du in ihn verliebt. Mit solchen Gefühlen bringst du ihn in Gefahr.« Mother Blessing hob ihr

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