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Hazienda der Traeume - Julia Saisonband Bd 66

Hazienda der Traeume - Julia Saisonband Bd 66

Titel: Hazienda der Traeume - Julia Saisonband Bd 66 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Faith
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seinem zu spüren, erregte ihn so sehr, dass das Feuer der Leidenschaft in ihm zu lodern begann. Er wollte sich einreden, ohne Julie leben zu können. Doch tatsächlich begehrte er sie mit einer Verzweiflung, die er längst hinter sich gelassen zu haben glaubte.
    „Rafael“, flüsterte sie an seinem sehnsüchtigen Mund, und das Verlangen wurde schier unerträglich.
    Das geht nicht, dachte er. Ich darf es nicht tun. Es wäre nicht fair ihr gegenüber. Es kostete ihn übermenschliche Kraft, den Kuss zu beenden und Julie von sich zu schieben. „Nein“, stieß er mit versagender Stimme hervor. „Nein!“
    Julie sah ihn verständnislos an. „Was ist denn?“, fragte sie leise.
    „Geh!“
    „Warum denn? Was hast du?“
    Er wandte ihr den Rücken zu. „Es war ein Fehler. In Patzcuaro und jetzt auch.“
    Sie hob die Hand, wollte ihn berühren, doch dann drehte sie sich um und lief zurück ins Haus.
    Verzweifelt sah Rafael blicklos auf die Lichter des Hafens. „Julie“, flüsterte er immer wieder. „O Julie.“
    Er wies Alicia Fernández an, dafür zu sorgen, dass er unter keinen Umständen gestört wurde. „Ich arbeite an einem neuen Projekt“, erklärte er.
    Zehn Tage lang widmete er sich dieser Arbeit, schlief kaum, aß wenig, trank nur Kaffee, duschte gelegentlich und verschwendete keine Zeit darauf, sich zu rasieren.
    Es war die beste Plastik, die er je geschaffen hatte. Er spürte förmlich, wie seine Schaffenskraft ihn durchdrang und in diesem überragenden Werk zum Ausdruck kam. Tag und Nacht arbeitete er wie ein Besessener, um die Skulptur mit Leben zu erfüllen. Er war ihr Schöpfer.
    Den Jungen oder Julie sah er während dieser Zeit nicht ein einziges Mal. Nur die Arbeit zählte. Er musste sie zu Ende bringen.
    Julie erkundigte sich bei Alicia nach Rafael. „Kico fehlt sein Vater“, sagte sie. „Kann er nicht wenigstens wieder mit uns zu Abend essen?“
    Alicia lächelte sie überlegen an. „Nein. Señor Vega darf nicht gestört werden. Seine Arbeit geht ihm über alles. Sie ist sein Leben. Aber das können Sie natürlich nicht verstehen.“
    „Aber was ist mit seinem Sohn?“
    „Mit dem Jungen beschäftigt er sich wieder, wenn die Arbeit beendet ist.“
    Julie gab sich geschlagen und bemühte sich, Kico abzulenken. Nach dem Englischunterricht unternahmen sie ausgedehnte Spaziergänge. Einmal erklommen sie den Hügel, auf dem die Statue des Morelos stand. Sie kletterten sogar die Wendeltreppe in der Statue hoch und genossen den Ausblick über den See.
    Manchmal gingen sie auch ins Dorf und aßen in einem der Gartenrestaurants zu Mittag. Als sie bei einem dieser Ausflüge plötzlich von einem heftigen Wolkenbruch erwischt und bis auf die Haut durchnässt wurden, erkältete Kico sich.
    Am nächsten Morgen hatte er hohes Fieber.
    Ich muss Rafael Bescheid sagen, dachte Julie und beschloss, sich dieses Mal gegen Alicia durchzusetzen. Entschieden machte sie sich auf den Weg zum Atelier, das im anderen Flügel des Hauses lag. Sie war nur noch wenige Schritte von der schweren Holztür entfernt, als Alicia wie eine Furie um die Ecke fegte.
    „Was haben Sie hier zu suchen?“, fragte sie zornig.
    „Kico ist krank. Ich muss Señor Vega verständigen.“
    „Gar nichts müssen Sie! Ich werde den Arzt rufen. Und jetzt verschwinden Sie hier!“
    „Sie lassen mich vorbei und holen den Arzt. Sofort!“ Wild entschlossen schob Julie sich an der verdutzten Haushälterin vorbei und verschwand nach kurzem Anklopfen im Atelier.
    Rafael hatte das Klopfen offensichtlich überhört. Er stand vor der Tonplastik einer Frau und war so vertieft in die Arbeit, dass Julie nicht wagte, ihn anzusprechen. Seine Jeans war von roten Tonresten und Wasserspritzern übersät. Auch auf seinem nackten Oberkörper fanden sich Spuren des Arbeitsmaterials. Rafael war barfüßig und hatte sich tagelang nicht rasiert.
    Die etwa 120 Zentimeter große Aktfigur war von atemberaubender Schönheit und Klarheit. Jetzt berührte Rafael zärtlich ihr ebenmäßiges Gesicht und ließ liebevoll die Hand über ihre Stirn, die Wangen und den Mund gleiten.
    Fasziniert kam Julie näher. Wie gebannt beobachtete sie, wie Rafael andächtig der Skulptur mit behutsamen Bewegungen perfekte Formen verlieh. Er schien sie zum Leben erwecken zu wollen. In seinen dunklen Augen spiegelte sich sehnsüchtiges Verlangen.
    Julie ging weiter auf ihn zu. Sie wagte kaum zu atmen.
    Mit vom Ton feuchten Händen strich er über die Brüste und die kleinen Brustspitzen.

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