Hazienda der Traeume - Julia Saisonband Bd 66
sie ins Atelier und setzte sich mit ihr aufs Sofa.
„Ich weiß nicht, wie ich anfangen soll. Ich …“ Sie fröstelte.
Rafael stand auf, holte eine Flasche Cognac aus dem Schrank, schenkte ein Glas ein und reichte es Julie. „Trink das!“
Gehorsam nahm sie einen Schluck. Er brannte wie Feuer in ihrer Kehle, doch wenigstens wurde ihr warm.
„Besser?“ Als sie nickte, fragte er erneut: „Worüber wolltest du mit mir reden?“
„Ich habe die Plastik gesehen.“
„Ich weiß.“
„Warum hast du sie geschaffen?“
Er zog die dunklen Augenbrauen zusammen. „Ich musste es einfach tun, es war wie ein innerer Zwang.“
„Sie ist wunderschön.“
„Ich habe sie dir nachempfunden.“
Julie befeuchtete ihre Lippen und bemerkte seinen verlangenden Blick.
„Rafael …“ Sie wusste nicht, wie sie anfangen sollte. „Ich kenne dich nicht. Du verunsicherst mich. Du warst so zärtlich und leidenschaftlich in Patzcuaro. Du hast mich geküsst. Du …“
„Das war ein Fehler.“
„Wirklich?“ Sie sah ihm in die Augen. „War es wirklich ein Fehler, Rafael?“
Er gab keine Antwort.
„Du hast seitdem kaum ein Wort mit mir gewechselt. Als … als wäre nie etwas zwischen uns geschehen.“ Sie senkte den Blick. „Du hast Kico und mich aus deinem Leben ausgeschlossen.“
„Das liegt an meiner Arbeit“, erklärte er rau.
„Aha.“ Sie atmete tief durch und sah auf. „In knapp zwei Wochen reise ich aus Janitzio ab, Rafael.“
„Nein.“ Er nahm ihre Hände in seine. „Nein.“
„Doch. Schließlich habe ich einen Job.“
„Das ist mir egal.“ Er sah ihr tief in die Augen. „Ich will, dass du hier bleibst, Julie.“ Verzweifelt zog er sie an sich. „Bitte, bleib bei mir. Verlass mich nicht.“
Julie fand keine Worte. Die Situation machte ihr Angst. Was wusste sie denn von Rafael? Er konnte zärtlich sein, aber er hatte auch eine Schattenseite. Er war so stark, so unglaublich männlich. In seiner Nähe fühlte sie sich fast hilflos. Und doch …
Unwillkürlich wandte sie den Kopf und schaute die Plastik an. Wie wunderschön die nackte Frau war. Nur ein begnadeter Künstler mit Herz und Gefühl, der sich in andere Menschen hineinversetzen konnte, war in der Lage, so etwas Großartiges zu erschaffen. In diesen einfühlsamen Mann hatte sie sich verliebt.
„Was willst du mir sagen, Rafael? Möchtest du, dass ich mit dir zusammenlebe?“
Sein Blick ruhte auf ihrem Gesicht und sie verlor sich in seinen dunklen Augen. Einen Moment lang hatte sie wieder Angst vor ihm.
„Ja, Julie, auch das. Ich möchte, dass du mich heiratest.“
„Oh.“
„Durch dich bin ich wieder in der Lage zu arbeiten.
Meine Schaffenskraft ist zurückgekehrt. Dabei hatte ich befürchtet, sie für immer verloren zu haben. Ich brauche dich, Julie. Ich begehre dich.“
Kein Wort von Liebe.
Zärtlich streichelte er ihr Gesicht. „Ich schicke den Jungen fort, Julie. Dann sind wir ganz für uns auf der Insel.“
„Nein, du darfst Kico nicht fortschicken. Er ist noch viel zu jung für einen Schulbesuch im Ausland. Vielleicht ist er in einigen Jahren so weit, aber jetzt ist der falsche Zeitpunkt.“
Im ersten Moment verzog Rafael ärgerlich das Gesicht. Doch dann schöpfte er Hoffnung und fragte: „Heißt das, dass du bei mir bleibst? Heiratest du mich, Julie?“
Sie atmete tief durch. „Das heißt, dass ich darüber nachdenken werde.“
Enttäuscht wandte er kurz den Blick ab. „Mir ist klar, dass ich dich mit meiner Bitte praktisch überfallen habe. Okay, dann überlege es dir ganz in Ruhe.“
„Danke.“
„Es wird dir hier an nichts fehlen. Ich bin ziemlich reich, und ich werde dir ein eigenes Konto einrichten. Dir wird die Hälfte der Hazienda gehören.“
„Ich will dein Geld nicht, Rafael. Wenn ich Ja sage, dann weil …“ Sie biss sich auf die Lippe. Nein, sie konnte ihm nicht gestehen, dass sie sich in ihn verliebt hatte, wenn er Liebe mit keinem Wort erwähnte. Sie stand auf. „Ich werde über alles nachdenken, Rafael.“
„Ja, natürlich.“ Auch er erhob sich. „Ich bringe dich in dein Zimmer. Wahrscheinlich hat Alicia das Haus inzwischen verlassen, aber sicher ist sicher.“
Sie verließen das Atelier und gingen die düsteren Flure entlang.
„Gefallen dir diese Bilder eigentlich?“, fragte Julie.
„Darüber habe ich mir noch nie Gedanken gemacht. Sie hingen schon an den Wänden, als das Haus noch meinem Großvater gehörte.“ Jetzt sah er genauer hin. „Magst du sie nicht?“
„Nein,
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