Hazienda der Traeume - Julia Saisonband Bd 66
Jahre lang hatte sie praktisch brachgelegen. Und nun erhielt er eine neue Chance. Er hatte keine Ahnung, wieso er plötzlich wieder kreativ sein konnte, doch das Warum war auch nicht entscheidend. Ihn interessierte nur, dass er endlich wieder besessen von seiner Arbeit war.
So ähnlich hatte er sich zu Beginn seiner Karriere in Paris gefühlt. Damals sprudelte er förmlich über vor Ideen und war sich seines großen Talents bewusst.
Doch selbst in Paris war er nie mit einer solchen Leidenschaft an die Arbeit gegangen wie im Moment. Am liebsten hätte er Tag und Nacht an dem neuen Modell gearbeitet, obwohl seine Augen brannten und der Schlafmangel sich bemerkbar machte. Ausruhen kann ich, wenn ich fertig bin, dachte er. Seit Tagen schon ernährte er sich von schwarzem Kaffee und einem gelegentlichen Sandwich, das er achtlos hinunterschlang. VierTage und Nächte hatte er durchgearbeitet. Nur hin und wieder gönnte er sich eine Stunde Schlaf auf dem Sofa im Atelier.
Er war so besessen von diesem Werk, dass er an nichts anderes denken konnte und sogar davon träumte, wenn er sich zwischendurch hinlegte. Ihm war bewusst, dass er ein Meisterwerk schuf.
Julie hatte er seit Tagen nicht getroffen. Jetzt konnte er sich kaum an ihr satt sehen. Wie schön sie ist, dachte er, aber wie blass.
Er erinnerte sich an die Nacht des Unwetters und dachte daran, wie klein und unendlich zerbrechlich Julie sich in seinen Armen angefühlt hatte. Aber auch so seidig und warm und leidenschaftlich. Ihre Brüste waren wie dafür geschaffen, von seinen Händen liebkost zu werden, und sie liebte es, wenn er sie berührte.
Bald reist sie ab, dachte Rafael. Vermutlich ist es besser so. Doch niemals würde er die Stunden vergessen, die sie während des Hurrikans neben ihm gelegen hatte.
Nach dem Abendessen entschuldigte Kico sich sofort. „Eloisa und ich wollen Domino spielen“, sagte er. „Gestern Abend habe ich gewonnen.“
„Gut. Du kannst so lange spielen, bis es Zeit wird, ins Bett zu gehen“, antwortete Rafael.
„Sag mir Bescheid, wenn du so weit bist“, bat Julie. „Ich lese dir noch eine Gutenachtgeschichte vor.“
Als der Junge in der Küche verschwunden war, stand Rafael auf. „Kommst du mit hinaus, Julie? Ich würde gern mit dir reden.“
Gemeinsam gingen sie auf die Terrasse und von dort zu einem Felsvorsprung, von dem aus sie einen faszinierenden Blick auf die Lichter des Hafens hatten.
Im Schein des Halbmonds konnte Julie eine Fähre ausmachen, die gerade abgelegt hatte.
„Alles ist ganz ruhig. Als habe es den Hurrikan nie gegeben“, sagte Julie verwundert. „Ich habe mich noch gar nicht bei dir bedankt, Rafael. Du hast dein Leben aufs Spiel gesetzt, um mich zu retten. Das werde ich niemals vergessen. Wenn du nicht gewesen wärst …“ Sie erschauerte, und Rafael umfasste ihre Schultern.
„Es ist überstanden“, sagte er rau. „Denk nicht mehr daran.“
„So einfach ist es nicht. Manchmal nachts … ich hatte solche Angst.“
„Vor mir.“ Sein Griff wurde fester. „Ich habe die Furcht in deinem Blick gesehen, als du untergegangen bist, Julie.“
„Nein!“ Vehement widersprach sie.
„Aus Angst vor mir bist du zurückgewichen, als ich dich schon fast erreicht hatte. Und als ich dich gepackt hatte, hast du dich gewehrt. Du dachtest, ich wollte dich töten, statt dich zu retten.“ Sein Blick wurde dunkler. „Margarita ist bei so einem Unwetter ertrunken, und du dachtest …“
„Lass mich los“, rief sie ängstlich.
„Du denkst noch immer, dass ich dir etwas antun wollte.“
Sie versuchte, sich aus seinem harten Griff zu befreien. „Ich war in Panik. Und hatte Angst vor dem Wasser und dem Sturm …“
„Du lügst!“
Sie erschrak, als sie seinen zornigen Blick auf sich gerichtet sah und versuchte erneut, sich loszureißen.
„Verflixt!“, stieß er wütend hervor und küsste sie – hart, unnachgiebig, rau.
Julie stieß ihn gegen die Brust, doch das beeindruckte ihn nicht. Er hielt sie fest in seinen starken Armen. Als Julie protestierte, eroberte er mit der Zunge ihren geöffneten Mund. Ihre Gegenwehr ließ langsam nach. Sie erwiderte seinen Kuss und er spürte, wie ihr Körper weich und nachgiebig wurde.
Er ließ eine Hand ihren Rücken entlang gleiten und drückte Julie noch enger an sich. Bereitwillig kam sie seiner stummen Aufforderung nach.
Rafael redete sich ein, dass er dies alles eigentlich gar nicht wolle. Doch sein Kuss wurde tiefer, verlangender. Julies Körper dicht an
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