Hazienda der Traeume - Julia Saisonband Bd 66
er befürchtet hatte, sie sonst zu verlieren. Vielleicht hätte er doch nicht auf sie hören sollen. Die Anwesenheit des Jungen würde ihn ständig an die Vergangenheit erinnern. Ich sollte ihn doch fortschicken, dachte Rafael. Aber dann wird Julie mich nicht heiraten. Darauf wollte er es lieber nicht ankommen lassen.
Offensichtlich hatte sie einen Narren an dem Jungen gefressen und er an ihr. Also gut, dachte er. Ich sehe mir das bis zum Ende des Jahres mit an. Aber dann setze ich mich durch und lasse ihn in den USA zur Schule gehen.
„Ich würde gern die Hochzeit mit dir besprechen, Julie“, sagte er schließlich. „Ich habe einen Antrag auf Eheschließung gestellt. Morgen müssen wir in Patzcuaro verschiedene Formulare ausfüllen. Du warst noch nie verheiratet, oder?“
„Nein.“
„Das vereinfacht die Sache. Wenigstens müssen wir nicht auf Dokumente aus den Staaten warten. Ich habe mit dem Friedensrichter gesprochen. Er ist bereit, uns Freitagmorgen hier bei uns im Haus zu trauen. Also nächste Woche Freitag, meine ich. Ich habe auch ein Gespräch mit dem Priester geführt. Bist du eigentlich katholisch?“
Julie schüttelte verneinend den Kopf. „Spielt das eine Rolle?“
„Nein, aber der Priester muss das wissen. Es ist ihm wichtig, dass etwaige Nachkommen im katholischen Glauben erzogen werden.“
Nachkommen? War das die Bezeichnung, die Rafael für ihre Kinder verwendete? Julie wollte gerade nachfragen, als in der Küche das Telefon klingelte.
Kurz darauf kam Eloisa ins Esszimmer. „Ein Anruf für Sie, Señorita Julie.“
Julie stand auf. „Danke, Eloisa. Entschuldigt mich.“ Sie eilte in die Küche.
Ihre Schwester Susie war am Apparat. „Ich kann es gar nicht fassen, Julie. Du willst wirklich heiraten? Wie ist der Glückliche denn so? Groß, dunkelhaarig, blendend aussehend?“
„Klar. Hast du was anderes erwartet? Kannst du kommen, Susie? Wann wirst du hier sein?“
„Wann findet die Hochzeit denn überhaupt statt?“
„Am nächsten Freitag.“
Erschrockenes Schweigen am anderen Ende der Leitung. Dann sagte Susie bedauernd: „Das tut mir leid, Julie, aber das schaffe ich nicht. Ich habe am nächsten Donnerstag und Freitag eine Tagung in Atlanta. Ich kann dort auf gar keinen Fall absagen.“
„Wie schade.“
„Könnt ihr die Hochzeit nicht um eine Woche verschieben?“
„Ich glaube nicht.“
„Das ist aber wirklich zu traurig.“
„Ich weiß.“
Nach kurzem Schweigen sagte Susie: „Hör zu, Schwesterchen, jetzt bist du natürlich sehr enttäuscht. Aber ich mache dir einen Vorschlag: Du, Rafael und sein kleiner Sohn verbringt Weihnachten bei uns in Florida. Die ganze Familie wird zusammenkommen, und wir feiern eure Hochzeit im Club nach. Mit Familie und Freunden.“
Weihnachten in Florida. Eigentlich eine wundervolle Idee. Hoffentlich war auch Rafael dafür zu begeistern. Julie stellte sich vor, wie ihre Eltern, Brüder und Schwestern, Nichten und Neffen bei Tisch saßen und alle durcheinander redeten. Wie würde der ernste, stille, höflich distanzierte Rafael auf ihre temperamentvolle, gesellige Familie reagieren?
„Klingt gut. Mal sehen, ob wir das einrichten können“, sagte sie schließlich zurückhaltend.
„Natürlich könnt ihr das einrichten, Julie. Wieso nicht? Sag mal, ist alles in Ordnung? Du klingst irgendwie deprimiert.“
„Mir geht’s prima. Das ist nur die Aufregung vor dem großen Tag.“
„Ich schicke gleich morgen früh das Brautkleid los.“
„Danke. Bitte grüße alle herzlich von mir.“
„Mach ich. Pass auf dich auf, Julie. Ich hab dich lieb.“ Susie legte auf.
Julie hielt noch einen Moment nachdenklich den Hörer in der Hand.
„Stimmt was nicht?“, fragte Juanita besorgt.
„Doch, doch“, versicherte Julie ihr. „Das war meine Schwester.“ Sie lächelte der Köchin zu. „Señor Vega und ich heiraten nächste Woche. Leider kann meine Familie nicht dabei sein.“
„Ach, das ist aber schade.“ Tröstend legte Juanita ihr einen Arm um die Schultern. „Aber ich freue mich für Sie, den gnädigen Herrn und Kico. Mit Ihnen kehrt die Freude ins Haus zurück. Vielleicht gelingt es Ihnen sogar, den Señor wieder zum Lachen zu bringen.“
Julie lächelte vage und kehrte ins Esszimmer zurück. „Das war meine Schwester“, erzählte sie. „Sie kann leider auch nicht zur Hochzeit kommen.“
„Das tut mir leid.“
„Sie hat vorgeschlagen – eigentlich besteht sie sogar darauf – dass wir drei Weihnachten in Florida
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