Hazienda der Traeume - Julia Saisonband Bd 66
„Ich würde gern noch etwas mit dir besprechen, Rafael.“
Fragend zog er eine Braue hoch.
„Es geht um Kico. Ich möchte, dass er bei uns bleibt und nicht im Ausland zur Schule gehen muss.“
„Ich finde wirklich nicht, dass …“ Eigentlich wollte er ihr mitteilen, dass es sie nichts anging, was mit Kico geschah. Doch als er ihren Blick auffing, schwieg er lieber. Julie wirkte so zart und zerbrechlich, aber sie hatte ihre eigene Meinung, die er respektieren musste. Sollte er sich weigern, dem Jungen zu erlauben, hierzubleiben, lief er Gefahr, Julie zu verlieren. Das könnte er nicht ertragen. Ein Leben ohne sie war für ihn nicht mehr vorstellbar.
„Aber dann belegt er dich ständig mit Beschlag“, sagte Rafael – wie ein trotziges Kind.
Julie lächelte. „Mach dir darüber keine Sorgen.“
„Ich will aber, dass du immer bei mir bist.“
„Das bin ich ja auch, Rafael. Du kannst dir meiner Zeit und meiner …“ Liebe sicher sein, hätte sie fast gesagt. Doch da er nicht von Liebe sprach, wollte sie es auch nicht tun. „Aber du hast auch dein Atelier, Rafael. Wenn du arbeitest, beschäftige ich mich mit Kico.“
„Also gut“, sagte er schließlich. „Wie du wünschst, Julie. Wir müssen uns sofort um eine neue Haushälterin kümmern. Ich hoffe, sie arbeitet sich schnell ein. Schließlich soll sie sich während unserer Abwesenheit um Kico und den Haushalt kümmern.“
„Während unserer Abwesenheit?“
Er rang sich ein Lächeln ab. „Hast du schon mal etwas von luna de miel gehört? Wir fliegen in die Flitterwochen.“
„Ach so.“ Daran hatte sie noch gar nicht gedacht.
„Warst du schon mal in Paris?“
Wollte er wirklich mit ihr nach Paris?
„Wenn du möchtest, fliegen wir auch nach Madrid.“
Julie fiel das Geld ein, das sie für ihren Spanienaufenthalt gespart hatte. Es würde gerade für Mahlzeiten an Stehimbissen und Übernachtungen in Jugendherbergen reichen. Dafür konnte sie Rafael wohl kaum begeistern.
„Das wäre schön“, sagte sie leise. „Ich würde schrecklich gern nach Madrid fliegen. Und nach Paris.“
„Gut, dann kümmere ich mich darum. Wir können wahrscheinlich Ende nächster Woche heiraten. Wir verbringen die Nacht in Mexiko City und nehmen am nächsten Morgen die Maschine nach Paris.“
Nächste Woche schon? Das war wirklich sehr kurzfristig. Sie musste sofort ihre Mutter anrufen. Und sie brauchte ein Hochzeitskleid. Ihren Freunden musste sie auch Bescheid sagen. Paris! Ich fliege nach Paris!
Ihre Gedanken überschlugen sich. Bei der Vorstellung, was sie noch alles erledigen musste, wurde ihr ganz flau.
Rafael stand auf. „Ich fahre nach Patzcuaro, um alles in die Wege zu leiten“, sagte er. „Soll ich dir etwas mitbringen?“
„Nein danke. Im Moment fällt mir nichts ein.“
„Zum Abendessen bin ich wieder da. Dann können wir Kico gemeinsam in unsere Pläne einweihen.“
„Das ist eine gute Idee.“ Julie war den Tränen nahe. Noch immer wartete sie auf ein zärtliches Wort, eine Geste, die ausdrückte, dass Rafael sie liebte.
Er drückte flüchtig ihre Schulter. „Alles wird gut“, versprach er. „Wenn wir verheiratet sind, meine ich. Du wirst schon sehen.“
Sie nickte stumm und fragte sich, worauf sie sich eingelassen hatte. War es die richtige Entscheidung, Rafaels Frau zu werden?
Sie telefonierte mit ihrer Mutter. „Sitzt du bequem, Mom? Ich muss dir etwas sagen.“
„Ach du liebe Zeit! Du bist schwanger.“
Julie lachte und entspannte sich etwas. „Glaubst du etwa, ich mache den zweiten Schritt vor dem ersten? Nein, Mom, schwanger bin ich nicht, aber ich heirate.“
„Wen? Wann? Wo? Du willst mich auf den Arm nehmen.“
„Nein, es ist mein voller Ernst.“ Julie machte es sich im Sessel bequem. Es war sehr tröstlich, die Stimme ihrer Mutter zu hören. „Ich heirate Rafael Vega. Er ist der Vater des kleinen Jungen, den ich hier unterrichte.“
„Das kommt aber sehr plötzlich, Julie. Du kennst ihn doch erst seit einigen Wochen.“
„Immerhin schon seit über zwei Monaten.“
„Liebes …“ Mrs. Fleming klang sehr beunruhigt. „Bist du dir auch ganz sicher, Julie? Liebst du ihn?“
Julies Griff um den Hörer verstärkte sich. „Ja, ich liebe ihn.“
„Wann ist denn die Hochzeit?“
„Nächste Woche, Mom. Deshalb rufe ich an. Kannst du mit Dad herkommen?“
„O Liebes, ich fürchte, das wird nicht gehen. Du weißt ja, dass die Geburt von Pams Baby unmittelbar bevorsteht. Ich habe deiner Schwester
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