Hazienda der Traeume - Julia Saisonband Bd 66
bin ich deine Mutter.“
Die festlich geschmückte Hochzeitstafel im Esszimmer war reich gedeckt. Rafael schenkte Champagner in die Gläser. Der Friedensrichter brachte einen Toast aus. Über den Rand seines langstieligen Glases hinweg blickte Rafael Julie an. Seine Miene war verschlossen und distanziert. Julie zwang sich, ihn anzulächeln, doch vergeblich. Er erwiderte ihre Freundlichkeit nicht. Mit bebender Hand trank sie Rafael zu.
Juanita hatte ein Lachssoufflé zubereitet, das leicht war und hervorragend schmeckte. Trotzdem brachte Julie kaum einen Bissen hinunter. Die ganze Zeit hatte sie das Gefühl, jeden Moment aus einem Albtraum aufwachen zu müssen.
So hatte sie sich ihre Hochzeit nicht vorgestellt. Seit Jahren hatte sie sich den großen Tag in allen Einzelheiten ausgemalt: Sie wurde im Beisein aller Freunde und Verwandten in der Gemeindekirche von Key Largo getraut. Ihr Vater führte sie zum Altar, ihre beiden Schwestern waren die Brautjungfern. Ihre drei Brüder John, Ross und Wade saßen mit ihrer Mom in der ersten Reihe und lächelten gespannt. Nach der Trauung gab es einen Empfang im Klub mit vielen Trinksprüchen, Gelächter und Tanz bis zum Morgengrauen.
Doch dies war nicht Key Largo, Florida, sondern Janitzio, Mexiko. In ihrem ganzen Leben hatte sie sich noch nie so einsam gefühlt.
Der Friedensrichter und sein Sekretär verabschiedeten sich nach dem Essen.
„Willst du dich nicht ein wenig hinlegen, Julie?“, fragte Rafael, als sie allein waren. „Wir haben heute noch einen langen Tag vor uns. Erst die kirchliche Trauung, dann fliegen wir mit der 20-Uhr-Maschine nach Mexiko City. Wir müssen also gleich nach der Trauung nach Morelia. Hast du deinen Koffer schon fertig gepackt?“
„Fast.“
„Eloisa soll dir helfen. Sobald du fertig bist, bringe ich das Gepäck nach Patzcuaro.“ Zögernd fügte er hinzu: „Es tut mir leid, dass deine Familie heute nicht hier sein kann, Julie. Ich weiß, wie traurig du sein musst.“
„Ja, ich bin sehr enttäuscht.“ Sie lächelte tapfer. „Aber ich werde es schon überleben. Du lernst meine Familie dann kennen, wenn wir zu Weihnachten nach Florida fliegen. Das ist doch beschlossene Sache, oder?“
Rafael runzelte die Stirn. „Darüber reden wir später.“ Bevor Julie nachhaken konnte, rief er Eloisa und sagte: „Bitte helfen Sie Señorita Julie beim Packen.“ Ein merkwürdiger Ausdruck huschte über sein Gesicht. „Aber du bist ja gar nicht mehr Señorita Julie. Du heißt jetzt Señora Julie Fleming de Vega.“
Als er ihren unsicheren Blick auffing, kämpfte er gegen das Verlangen an, ihr zu versichern, dass zwischen ihnen alles in Ordnung sein würde. Doch er brachte es nicht über sich, sie zu belügen. Diese Ehe war ein Fehler. Für Julie und für ihn wäre es besser gewesen, wenn er einfach eine Affäre mit ihr angefangen hätte. Nach einigen gemeinsam verbrachten Nächten hätte er dann genug von ihr gehabt und ihr den Laufpass gegeben.
Nach Margarita hatte er sich geschworen, sich nie wieder in eine Frau zu verlieben oder ihr zu sagen, dass er sie liebte. Das überwältigende Begehren, das er für Julie empfand, hatte ihn selbst überrascht. Sie war völlig anders als die Frauen, mit denen er zusammen gewesen war. Auch der Altersunterschied war fremd für ihn.
Margarita war in seinem Alter gewesen, hatte etwas von der Welt gesehen und gab sich immer sehr kultiviert. Wenn sie einen Raum betrat, drehte sich innerhalb weniger Minuten jedes Gespräch um sie, gleichgültig, ob es sich bei den Anwesenden um Schauspieler oder hochgestellte Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens handelte.
Er konnte sich nicht vorstellen, dass Julie je die gleiche Wirkung erzielen würde. Margarita hatte viele Fehler gehabt, aber sie war wunderschön und schillernd gewesen, lebhaft, temperamentvoll und stets auf ihr Äußeres bedacht. Verglichen mit diesem Paradiesvogel erschien ihm Julie eher wie ein Spatz.
Und trotzdem begehrte er sie mit heißblütigem Verlangen. Sie war warmherzig und fröhlich, sie hatte das Haus, sein Leben erhellt. Er nahm sich vor, Julie treu zu sein und ihr ein Leben ohne finanzielle Sorgen zu bieten. Hoffentlich war das genug, denn mehr konnte er ihr nicht geben. Nie wieder würde er eine Frau lieben können.
Für den Transport zur Kirche packte Eloisa das Brautkleid sorgfältig wieder in den Karton, in dem es aus Florida eingetroffen war.
„Was für ein wunderschönes Hochzeitskleid!“, rief sie begeistert und strich
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