Hazienda der Traeume - Julia Saisonband Bd 66
versprochen, sie zu unterstützen. Dad fährt mich dieses Wochenende nach Jacksonville. Wir bleiben dort, bis das Baby auf der Welt ist. Könnt ihr die Hochzeit nicht verschieben?“
„Nein, ich fürchte, das geht nicht.“ Julie war den Tränen nahe. Doch sie durfte sich nichts anmerken lassen, um ihrer Mutter Aufregung zu ersparen.
„Aber Susie kommt bestimmt“, sagte ihre Mutter tröstend. „Sofern sie es so kurzfristig einrichten kann.“
„Das wäre schön“, antwortete Julie mit versagender Stimme.
„Wahrscheinlich hast du schon ein Hochzeitskleid gekauft, aber falls nicht, kannst du gern meins tragen. Susie könnte es mitbringen.“
Jetzt ließen die Tränen sich nicht mehr zurückdrängen. Es rührte sie so sehr, dass ihre Mutter ihr anbot, ihr Brautkleid zu tragen. Gleichzeitig war die Enttäuschung so groß, in Abwesenheit ihrer Eltern heiraten zu müssen. Julie war sich gar nicht sicher, ob sie ohne deren moralische Unterstützung überhaupt heiraten konnte.
„Julie?“
„Ja.“ Sie riss sich zusammen. „Ja, Mom, ich würde sehr gern dein Hochzeitskleid tragen.“
„Gut, dann gebe ich es Susie mit, falls sie zur Hochzeit kommt. Wenn nicht, schicke ich es als Eilpaket.“
„Danke, Mum. Das ist sehr lieb.“
„Du klingst so komisch, Julie. Ist alles in Ordnung mit dir?“
„Klar. Das ist nur die Aufregung vor der Hochzeit“, behauptete sie. Betont munter fügte sie hinzu: „Du errätst nie, wohin die Hochzeitsreise geht, Mom. Nach Paris!“
Sie unterhielten sich noch einige Minuten. „Bitte macht viele Fotos, Liebes. Ich kann es kaum erwarten, ein Bild von deinem Rafael zu sehen.“
Mein Rafael. Nachdenklich beendete Julie schließlich das Gespräch. Würde er jemals ihr Rafael sein?
Das Esszimmer lag stimmungsvoll im Kerzenschein. Die Tafel war mit edlen Leuchtern und einem farbenprächtigen Blumenarrangement geschmückt, das Julie auf dem Markt erstanden hatte. Sie hatte Juanita gebeten, eine Sopa Tarasco zuzubereiten, die ihr so gut geschmeckt hatte, als sie mit Rafael im Hotel in Patzcuaro zu Abend gegessen hatte. Anschließend sollte es grünen Salat und gegrillten Fisch mit frischem Spargel geben. Als Dessert war ein Schokoladensoufflé vorgesehen.
Julie trug den langen indianischen Rock, den sie in der Hotelboutique erstanden hatte, und eine weiße Seidenbluse mit Rüschenkragen und langen Ärmeln.
Sie sah gerade im Esszimmer nach dem Rechten, als Kico hereinkam. Erstaunt betrachtete er die vielen Kerzen. „Feiern wir eine Party?“, fragte er neugierig.
„Nein, keine Party, Kico. Aber wir haben tatsächlich etwas zu feiern.“
Wenige Minuten später traf auch Rafael ein. Er ließ verwundert den Blick über die Kerzen und den festlich geschmückten Tisch gleiten, enthielt sich jedoch jeglichen Kommentars.
„Der Tisch sieht sehr hübsch aus“, sagte Kico. „Findest du nicht auch, Papa?“
„Ja, sehr nett.“
„Bisher hatten wir noch nie Kerzen auf dem Tisch, oder?“
„Nein, ich sehe nämlich gern, was ich auf dem Teller habe.“
„Ich kann alles sehr gut sehen.“ Kico zeigte auf seinen Salat. „Das ist eine Tomate, das eine schwarze Olive und hier …“
„Schon gut, Kico.“ Rafael trank einen Schluck Wein. „Ich habe dir etwas zu sagen. Miss Fleming … Julie und ich wollen heiraten.“
„Wirklich?“ Der Kleine wurde ganz aufgeregt und blickte zwischen seinem Vater und Julie hin und her. „Dann bleiben Sie hier?“
„Ja, Kico. Hoffentlich ist es dir recht.“
„Klar!“ Er strahlte, doch dann verzog er plötzlich das Gesicht. „Aber ich bin ja bald fort. Ich muss doch auf diese Schule.“
„Das glaube ich nicht.“ Aufmunternd sah sie Rafael an. Er sollte Kico die gute Nachricht selbst erzählen.
„Wir haben beschlossen, dass du hier bei uns bleibst. Wenn du älter bist, kannst du im Ausland zur Schule gehen. Aber bis dahin besuchst du die Schule in Janitzio.“
„Ist das wahr, Papa? Ich darf hier bei dir und Miss Julie bleiben?“
„Ab sofort kannst du einfach Julie zu mir sagen und mich duzen, Kico.“ Zärtlich lächelte sie dem Kleinen zu. „Dein Vater möchte, dass du bei uns bleibst, damit wir eine richtige Familie sind. Nur wir drei.“
„Wirst du dann meine neue Mutter?“
„Das liegt ganz bei dir, Schatz. Ich weiß, dass ich deine richtige Mutter nie ersetzen kann, aber ich werde mich sehr bemühen.“
Unwillig verzog Rafael das Gesicht. Er hatte sich Julies Wunsch gebeugt, Kico auf der Hazienda zu behalten, weil
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