Head over Heels 2
wundervolles Lächeln.
„ Es tut mir aufrichtig leid, dass ich in Ihre Wohnung gestürmt bin, ohne Sie zu begrüßen. Aber heute ist die Welt aus den Fugen geraten“, stößt sie atemlos hervor und drückt meine Hand.
„ Das ist überhaupt kein Problem“, entgegne ich nervös, denn trotz ihrer seelischen Verfassung unterzieht sie mich einer genauen Inspektion.
Ich kenne Williams Vorleben in groben Zügen und ahne daher, dass Situationen wie diese bisher eher selten bis gar nicht vorgekommen sind. Obwohl sie sich sichtlich freut, mich hier zu sehen, prüft sie, ob ich gut genug für ihren Sohn bin. Jede Mutter würde das tun. Wie ihr Urteil lautet, weiß ich nicht, ich kann nur hoffen, dass ich Gnade vor ihren Augen gefunden habe. Schließlich lässt sie meine Hand los und wendet sich William zu.
„ Würdest du bitte dafür sorgen, dass meine Sachen, natürlich nur das Nötigste, hergebracht werden?“ In ihrer Stimme schwingt ein sanfter Unterton mit und in ihren Augen ist so viel Liebe, als sie ihren Sohn ansieht, dass es mir leichter fällt, mit Williams Vergangenheit klarzukommen. Wenigstens seine Mutter liebt ihn aus ganzem Herzen.
„ Selbstverständlich werde ich das in die Wege leiten“, erwidert er. „Setzt euch, ich hole etwas zu trinken.“
Eilig schiebt sie die Decke zur Seite, steckt die zerknüllten Taschentücher in ihre Hosentasche und nimmt dann neben mir Platz. Ich bin fürchterlich aufgeregt, weiß kaum, was ich sagen soll, da mich nicht nur unsere Begegnung an sich verunsichert, sondern vor allem meine Beziehung zu William. Offiziell sind wir gerade einmal einen Tag zusammen. Wie soll ich ihr erklären, was davor passiert ist?
Entspanne dich, widme dich ihr, versuche, sie etwas aufzubauen, spreche ich mir selber Mut zu.
„ William hat mir erzählt, dass Sie aus Cornwall stammen. Wie lange leben Sie bereits in London?“
Okay, unverbindlicher Small Talk. Ihre Stärke, meine Schwäche. Einer stellt eine Frage, die der andere höflich beantwortet. Danach dreht sich das Spiel um.
„ Sie können mich gerne Rose nennen.“ Mir ist daran gelegen, eine persönliche Ebene herzustellen. „Ja, aus St. Agnes, einem kleinen Dorf direkt am Meer. Eigentlich eine recht schöne Gegend, Arbeitsplätze gibt es allerdings kaum. Mittlerweile lebe ich seit fast sieben Jahren in London.“
Sie nickt mir freundlich zu . „Ich bin übrigens Beverly. Deine Eltern siehst du sicherlich recht selten, nicht wahr?“
So ist es tatsä chlich. „Nur zu den wichtigsten Anlässen, denn ein Wochenende ist einfach zu kurz, wenn man die Strecke hin- und zurückfahren muss.“
„ Ich weiß genau, wie es dir geht. Schließlich sehe ich meine Kinder auch nur selten. Viel zu selten. Und du tauschst die prächtige Gegend von Cornwall gegen diesen Rauchkessel?“
Mich amü siert ihre Abneigung gegenüber London. „Noch. Ich war jedoch über Ostern bei meinen Eltern und muss sagen, dort laufen die Uhren wirklich anders. Man gewöhnt sich schnell wieder an die Ruhe, aber auch die Hektik ist letzten Endes nur Gewohnheitssache.“
„ Was ich wohl für mich nicht behaupten kann“, gesteht sie ihre Schwäche ein. „Mein Mann wollte früher auch immer, dass wir hierherziehen, doch du warst selbst vor kurzem in Schottland und hast diese einzigartige Gegend gesehen. Ich würde niemals tauschen. Außerdem war es mir wichtig, dass meine Kinder im Grünen aufwachsen.“
Kinder? Oh Mann. Geschickt hat sie das Gespräch in eine persönliche Richtung gelenkt.
„ Rose“, beginnt sie zaghaft und betrachtet ihre Hände, „ich muss es einfach loswerden, sonst erdrückt es mich.“
Da bin ich aber gespannt, denke ich und wappne mich innerlich. Man weiß ja nie, was kommen wird.
„ William sieht so glücklich aus und das ist dir zu verdanken. Ich weiß, ihr hattet es nicht leicht, Gaby hält mich auf dem Laufenden. Ich mache es euch auch nicht einfacher, aber du gibst ihm etwas, was ich mir immer für ihn gewünscht habe. Wir wissen beide, wie schwer ihm das Leben bisher gemacht wurde. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr er vor dieser neuen Aufgabe gezittert hat. Sie bereitete ihm schlaflose Nächte und mir ebenso.“
Dieses Thema macht mich immer traurig und lä sst mich in meinen Schutzbunker kriechen. Jeder sollte über einen solchen verfügen, doch warum muss ich meinen immer zur falschen Zeit aufsuchen? Und warum will jeder mit mir über dieses sensible Thema reden, von dem ich doch gar nichts verstehe. Mir
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