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Head over Heels 2

Head over Heels 2

Titel: Head over Heels 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Chase
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jetzt wird mir bewusst, in welcher Gefahr ich mich befinde, seit ich mich auf William eingelassen habe. Denn Charles scheint zwar richtigen Hass seiner Familie gegenüber zu empfinden, will aber die Frau an seiner Seite keinesfalls ziehen lassen. Vielleicht fürchtet er sich vor dem Alleinsein, auch wenn das niemals als Entschuldigung dienen kann.

    Es ist bereits Nachmittag, als William zurückkommt. Er sieht müde und abgekämpft aus und lässt sich zu mir auf die Couch sacken. Seit Stunden habe ich auf ihn gewartet und mir im TV irgendwelchen Müll reingezogen, um die Zeit totzuschlagen. Mich friert, deshalb habe ich mich in eine Decke gewickelt und Tee gekocht, welcher meine Nerven beruhigen soll.
    William legt einen Arm um mi ch und zieht mich zu sich. Zunächst sagt keiner ein Wort. Wir sitzen nur da und starren Löcher in die Luft.
    „ Wie geht es ihr?“, durchbreche ich endlich die unerträgliche Stille.
    „ Sie hat etwas geschlafen und ein Arzt war bei ihr. Eine Rippe ist geprellt und die Lippe ist aufgeplatzt. Außerdem hat sie etwas gegen die Schmerzen bekommen.“
    Ich schnappe die Fernbedienung und schalte das Fernsehgerä t aus. „Sie geht doch nicht mehr zu ihm zurück?“
    „ Weil er sie so zugerichtet hat, meinst du?“
    Ich nicke.
    Ein trauriger Schatten huscht über Williams Gesicht und lässt ihn älter wirken, als er ist. Am liebsten würde ich ihn umarmen, doch er ist nicht auf diese Geste angewiesen, um mir die Wahrheit zu gestehen. Er ist so stark. Nicht nur auf der charakterlichen Ebene, sondern auch mental. Dies ist mir in den letzten Stunden bewusst geworden. Würde meine Mama so zugerichtet bei mir auftauchen, ich würde in Ohnmacht fallen und genauso gelähmt sein wie sie. Doch William hat einen kühlen Kopf bewahrt und sie, ebenso wie mich, in Sicherheit gebracht.
    „ Früher hat er sie manchmal schlimmer zugerichtet. Fast krankenhausreif geschlagen. Sie war immer für uns da, Rose. Es macht mich so verdammt wütend, dass ich am liebsten nach Schottland fahren und meinen Vater an seinen eigenen Eingeweiden aufhängen möchte. Sie geht nicht mehr zu ihm zurück, das kann ich dir versprechen, und wenn ich sie anketten muss. Sonst erschlägt er sie irgendwann noch.“
    Mein Mund wird plö tzlich staubtrocken, ich fühle mich total überfordert und schnippe mit den Fingern, nur um beschäftigt zu sein. Hier sitzt er vor mir, dieser wunderbare, stolze Mann, und ist so verletzlich und schwach. Doch ich, die noch nie mit solchen Problemen zu kämpfen hatte, weiß einfach nicht, wie ich reagieren soll.
    Was kö nnte ich schon tun? Seine Familie droht gerade auseinanderzubrechen. Seine Mutter wurde geschlagen, ist Hals über Kopf geflüchtet und sitzt nun verletzt und einsam in seinem Haus. Was würde ich mir in dieser Situation wünschen? Trost. Zuspruch. Eine Schulter, an der ich mich ausweinen kann. Liebe. Ja, all das wäre für mich wichtig!
    Ich rutsche noch nä her an ihn heran und nehme seine Hand in meine. Zärtlich küsse ich sie und rede beruhigend auf ihn ein: „Es wird alles gut werden. Am besten ist, wenn deine Mutter erst einmal bei dir bleibt. Sie sollte auf gar keinen Fall alleine sein. Irgendwann wird dein Vater verstehen, dass es so nicht weitergehen darf.“
    „ Das kann ich nur hoffen.“

    Eine halbe Stunde später betreten wir Williams Stadthaus mitten in Mayfair. Die Sonne scheint, zeigt sich von ihrer besten Seite. Der Frühling ist mittlerweile eingekehrt und die Parks und Grünflächen stehen in voller Blüte. Eigentlich ein Tag, an dem man fröhlich ist und sich auf die Wiese legt, um Sonne zu tanken.
    Mir ist komisch zumute, als wir das Wohnzimmer betreten. Williams Mutter, eingehüllt in Decken, gibt ein ähnlich verzweifeltes Bild ab wie ich vorhin. Ihr Auge ist inzwischen blaugrün, die Lippe mit einem Pflaster versorgt. Allerdings hat ihr Gesicht wieder etwas Farbe angenommen, was sicher vom Schlaf und dem Essen herrührt.
    Sie blickt auf, als sie unser ansichtig wird. Ein Lächeln umspielt ihre Lippen und lässt sie wieder so freundlich aussehen, wie ich sie in Erinnerung habe. Ihr braunes Haar trägt sie offen, es reicht ihr knapp über die Schultern und fällt in leichten Wellen herab. Bestimmt ist es gefärbt. Schließlich muss sie Anfang sechzig sein und weist kein einziges graues Haar auf. Die Regeln des Anstands und der Höflichkeit sind ihr wohl mittels Chip eingepflanzt worden, denn sie erhebt sich, reicht mir die Hand und schenkt mir ein

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