Head over Heels 2
gekommen ist. Warum er mir in dieser Hinsicht nicht vertraut hat. Er lebte in der beständigen Angst, dass es ihm mit mir wie mit Gloria ergehen könnte. „Das sagen sie alle“, hat er mir damals als Erklärung hingeworfen.
Ich schließe kurz die Augen.
„ Du solltest ihn nicht verstecken.“ Gerade du weißt, wie sich so etwas anfühlt, füge ich in Gedanken hinzu.
Er stutzt und lächelt dann. „Ich weiß.“
Die ser Satz öffnet mir die Augen. Er hat Angst, etwas falsch zu machen. Angst, dass ihm die falschen Leute Ratschläge erteilen, die weder ihm noch Gabriel nützen.
„ Wenn es dir recht ist, möchte ich ihn gerne kennenlernen.“
Seine Augen leuchten und ein breites Grinsen zeichnet sich auf seinem Gesicht ab. „Das möchtest du? Keine Vorwürfe? Keine Zweifel? Keine Ängste?“
„ Nein. Ich möchte uns diese Chance geben. Ohne sie“, mit dem Kopf deute ich in Glorias Richtung. „Und vor allem möchte ich Gabriel eine Chance geben. Und weißt du, warum ich das alles mache – weil ich dich liebe, William. So sehr, dass ich wie eine Wahnsinnige hergerast bin, um dir eine filmreife Szene zu machen.“
William beugt sich ü ber den Tisch und zieht mich zu sich heran. „Die Szene dürfte dir gelungen sein. Du bedeutest mir so viel, das weißt du, nicht wahr, Babe? Ich würde alles tun, um dich glücklich zu machen.“ Im nächsten Moment berühren sich unsere Lippen. Hart presst er die seinen auf die meinen. Ich stöhne leise, als ich seine Zunge spüre und seine Finger meinen Rücken entlangstreichen.
Gloria wird mich gerade mit Giftpfeilen b ewerfen, fällt mir ein und ich muss lachen.
William lä chelt ebenfalls und drückt mich noch enger an sich. Das Liebespaar ist vereint. Schlussszene. Und Schnitt.
„ Wir fahren – ich muss dich haben“, raunt er und zieht mich hoch.
Ich stutze und versuche, mich entrü stet zu geben, da wir uns mitten in einem Lokal befinden.
Doch William steuert geradewegs auf Gloria zu, die den Rücken strafft, um größer und einschüchternder zu wirken. „Ich bezahle unten. Wir haben doch alles geklärt?“, fragt er und kramt in seiner Geldbörse.
Perplex sieh t sie von ihm zu mir. „Du gehst? Wir haben noch nicht einmal gegessen. William?“
Wie schö n dieses Miststück flehen kann. „Ich esse zu Hause“, diese Zweideutigkeit bringt mich zum Schmunzeln.
„ Dann ist es das, was du möchtest? Kleine, dumme Tippsen, die bereitwillig die Beine breitmachen?“
Autsch. Obwohl William demonstrativ mei ne Hand hält und ich mich in der Pole-Position befinde, schmerzt mich dieser Sager so sehr, dass ich knallrot anlaufe.
Noch grinst sie siegessicher, Williams schroffe Worte lassen sie jedoch erbleichen. Die gesamte Palette an Gesichtsfärbungen scheinen wir beide heute durchlaufen zu haben. „Genau, Gloria. Ich würde dir raten, dein Mundwerk zu halten, sonst kannst du sehen, wer dir in Zukunft deine hübsche Wohnung bezahlt.“
„ Pfh, du würdest deinen Sohn niemals auf die Straße setzen.“
„ Ihn nicht“, zischt er zwischen den Zähnen hervor, „mit seiner Mutter hätte ich kein Problem. Wem würde das Jugendamt wohl das Sorgerecht erteilen, wenn sie erfahren, wie mittellos und unfähig du bist.“
„ Du weißt, dass er dich hasst“, wirft sie ihm an den Kopf und genießt Williams Schmerz, den dieser nicht verbergen kann. „Dir waren diese Huren immer wichtiger als er. Ein guter Fick statt ein Tag mit ihm.“
„ Was soll das?“, mische ich mich ein, darauf bedacht das Gespräch in freundschaftlichere Bahnen zu lenken.
„ Was soll was?“, faucht sie zurück.
Ich trete einen Schritt nä her und drücke Williams Hand, um ihn moralisch zu unterstützen. Meine Wut ist riesengroß und ich wundere mich, dass William sich auf ein simples Zähneknirschen beschränken kann. „Nach allem, was er für Sie tut, wollen Sie sich wirklich auf dieses Niveau begeben?“
„ Süße, auf deines, meinst du wohl?“, spuckt sie geifernd aus.
„ Lass es“, flüstert William und zieht an meiner Hand.
Er will keineswegs den Schwanz einziehen, hat aber dieses Theater bestimmt oft genug genossen. Und William ist ein Mann, der geht, wenn eine Sache für ihn erledigt ist. Was betreffende Person sicher mehr verletzt als eine weitere Aussage-gegen-Aussage-Diskussion.
„ Entschuldigen Sie, ich muss Sie auffordern, das Lokal zu verlassen“, weist uns der arme Kellner, der wohl den schrecklichsten Abend seines Lebens durchmacht, zerknirscht an. Ich nicke,
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