Head over Heels 2
Familie weiß von ihm. Um ehrlich zu sein, hat mein Vater damals alles versucht, um diesen Fehltritt, wie er Gabriel gerne bezeichnet, geheim zu halten. Was ihm auch gelungen ist.“
„ Warum? Warum schämst du dich für deinen Sohn?“
„ Ich schäme mich doch nicht. Um Gottes willen, nie und nimmer!“ Er packt meine Fingerknöchel so fest, dass es wehtut. „Gloria entstammt einem spanischen Adelsgeschlecht – die Familie ist arm wie eine Kirchenmaus, auf Prunk wollen sie trotzdem nicht verzichten. Kannst du dir vorstellen, welchen Skandal eine ungewollte Schwangerschaft in ihrem Fall heraufbeschworen hätte? Und dann auch noch schwanger von mir, der ich nicht den besten Ruf besitze.“
Plö tzlich ist es, als würde ein anderer Mensch vor mir sitzen. Nicht mehr der leichtsinnige, verführerische, manchmal etwas brummige Junge, sondern ein verantwortungsbewusster Vater. Auch wenn ich es nicht möchte, legt sich ein kalter Schleier zwischen uns und ich schüttle den Kopf, um ihn loszuwerden.
„ Hättest du mir das jemals erzählt?“
„ Natürlich – ich wusste nur nicht, wann und wie. Ich kenne dich zu wenig, um zu wissen, wie du auf dieses zusätzliche Hindernis reagierst.“
„ Hindernis – so nennst du deinen Sohn? William, du kennst mich besser als jeder andere. Denkst du, ich verlasse dich, nur weil du ein Kind hast? Hältst du mich für so feige?“
Er verneint und vermeidet es, mich anzusehen . „Natürlich nicht. Ich liebe Gabriel, auch wenn ich viel zu wenig Zeit mit ihm verbringen darf, da dies Glorias einzige Waffe gegen mich ist. Sie weiß, wie wichtig er mir ist, und kaum unternehme ich etwas mit ihm, heißt es im Nachhinein, ich hätte ihn in Gefahr gebracht, was einen Anruf ihres Vaters nach sich zieht. Die Sache ist äußerst kompliziert.“
Das k ann ich mir gut vorstellen. Wenigstens waren seine Motive ehrenhaft. „Wie alt ist er?“
„ Er wird sieben. Rose, vertrau mir bitte. Dieses eine Mal kannst du voll und ganz auf mich zählen. Ich werde dich nicht verletzen, niemals.“
Es ist so verwirrend. Nun sitzen wir hier und sind mit der nächsten Hürde in Form einer eifersüchtigen Ex konfrontiert, die ihn mit allen Mitteln zurückgewinnen möchte, und als Krönung des Ganzen ist auch noch ein Kind beteiligt. Oh Gott, gerade eben bin ich von der alleinstehenden Rose zur Stiefmutter mutiert. Mein Schädel droht zu platzen.
„ Ich hätte nicht lügen müssen, ich weiß. Doch Gloria wollte sich unbedingt treffen, da sie mein Vater angerufen hat, einerseits, um ihr von dir zu berichten, andererseits, um mehr zu erfahren. Ich mache mir Sorgen, deshalb war ich gestern und heute so ein Arsch. Langsam wächst mir die Angelegenheit wirklich über den Kopf.“
Dieses G eständnis lindert meine Schmerzen ein wenig.
Wieder eine Neuheit – William bekennt sich offen zu einer mentalen Schwäche. Ich fahre mit meinen Fingern über seine Knöchel. Seine Haut glüht, meine ist eiskalt. „Warum soll er sie ausfragen? Er weiß doch alles über mich.“
„ Sie sagte mir, dass er stinksauer ist und dir die Schuld in die Schuhe schiebt. Er glaubt, dass du mir und meiner Mutter einen Floh ins Ohr gesetzt hast. Das war auch der Grund, weshalb sich meine Eltern gestritten haben.“
Ich? Na prima. Nun bin ich verantwortlich fü r Beverlys blaues Auge. Die Übelkeit wird unerträglich.
„ Wie kommt er auf so etwas Dämliches?“
William zuckt die Schultern und legt die Stirn in Falten. „ Frag mich nicht. Jedenfalls brauchst du dir keine Vorwürfe zu machen. Mir ist nur wichtig, dass du es weißt und dir der Gefahr, wenn auch einer minimalen, bewusst bist. Mein Vater kann unberechenbar sein.“
„ Genauso wie Gloria, stimmt´s?“
Er nick t. „Sie würde sich mit dem Teufel verbünden, um dich loszuwerden. Auch wenn es längst nichts mehr daran zu rütteln gibt, dass der Zug abgefahren ist, versucht sie es bei jeder sich bietenden Gelegenheit aufs Neue.“
Und da er bis jetzt nie eine wirkliche Beziehung gefü hrt hat, waren ihre Hoffnungen groß. Ich habe sie zerstört.
Wir sehen uns schweigend an, wobei William mir Zeit lässt, das eben Gehörte zu verdauen. Ich versuche, jeden Moment unserer Beziehung, in dem ich ihn nicht verstanden habe, mit dieser Geschichte in Einklang zu bringen.
Das Telefonat, die Bindungsunwilligkeit, und dann, als würde mir jemand ein Schild vor Augen halten, sorgt ein ordentlicher Regenguss für Klarheit. Jetzt verstehe ich, weshalb er niemals in mir
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