Head over Heels 2
traurig – was ist los mit dir? Zuerst meldest du dich tagelang nicht, ich war kurz davor, die Polizei zu alarmieren, und jetzt klingst du, als würde William dich foltern und knebeln.“
E in freudloses Lachen entfährt mir. „Was? Ich habe die Zeit übersehen und bin gerade in den tausendsten Stock gerannt. Ansonsten ist alles prima. Und bei dir?“
Alles prima ? Wollte ich noch mehr übertreiben, müsste ich meine Eltern verleugnen. In Ordnung ist seit genau sechsundzwanzig Minuten gar nichts mehr. Ich habe mir die größte, bescheuertste und hirnloseste Scheiße meines Lebens eingebrockt und solche Angst vor Williams Reaktion, dass ich mir glatt ins Höschen mache.
„ Bei mir ist alles im Lot.“ Ich höre Susi im Hintergrund und bekomme plötzlich solche Sehnsucht auf den sicheren Hafen in Lisas Haus, dass ich sie am liebsten anflehen würde, mich wieder aufzunehmen. Vielleicht könnte sie mich vor all den Grausamkeiten beschützen, die zweifelsohne meiner harren. „Susi möchte rausgehen, darum mache ich besser schnell: Ich müsste heute Abend weg, Frank hat einen Termin und ich finde auf die Schnelle keinen Babysitter – hättest du vielleicht Zeit?“
Eigentlich nicht. Eigentlich sollte ich meine Beziehung zu William retten. Doch als wü rde ich mit einem Bein im Grab stehen und auch noch Schaufel und Spaten finden, um munter weitergraben zu können, stimme ich begeistert zu. Ich will mich an einem Ort verstecken, an dem ich sicher bin. „Kein Problem. Wann soll ich da sein?“
„ Wenn du möchtest, kannst du gleich nach der Arbeit kommen und ich koche uns etwas Leckeres – Risotto hätte ich im Programm.“
„ Klingt sehr verlockend.“
Ich hö re sie kichern. „Na gut. William kann selbstverständlich mitkommen.“
Heilige Scheiß e. „Mal sehen. Seine Mutter ist zu Besuch. Ich denke nicht, dass er sie alleine zu Hause sitzen lässt.“
„ Wie du meinst. Jedenfalls ist er herzlich eingeladen.
13. Kapitel
Um halb fü nf betrete ich Williams Schlafzimmer, in dem ich mein Ladegerät vermute. Seitdem wir zwischen meiner und seiner Wohnung pendeln, sind meine Sachen noch schwerer zu finden als vorher.
Endlich habe ich es entdeckt, werfe es in meine Tasche und bin bereits am Gehen, als jemand meinen Namen ruft. Es ist Beverly, die mit Tee und einem ziemlich lecker aussehenden Stück Kuchen am Esstisch sitzt und über irgendwelchen Akten brütet. Vermutlich die Scheidungspapiere. Wie mir William gestern erklärte, hat Beverly sie tags zuvor aufsetzen lassen.
Ich an ihrer Stelle wä re todtraurig und würde mich in mein Schlumpergewand hüllen, Schokolade essen und mir Vom Winde verweht reinziehen. Doch sie strahlt und verstärkt damit mein schlechtes Gewissen.
„ Hallo, ich wollte dich nicht erschrecken. Was machst du heute Abend?“, will sie auf die Tasche in meinen Händen zeigend wissen.
Ich zucke die Schultern. „ Nichts weiter. Meine Schwester hat mich gebeten, auf meine Nichte aufzupassen. Und du?“
Sie blickt auf die Unterlagen und überlegt, ob sie mich ins Vertrauen ziehen soll. Als sie jedoch wieder ihre höfliche Maske aufsetzt, weiß ich, dass sie vornehm schweigen und mich nicht weiter belasten wird.
„ Nicht viel. Weißt du, wann William nach Hause kommt?“
Sein Name versetzt mir einen Stich. Wie soll es nur weitergehen? „Er wollte sich noch mit jemandem treffen. Vermutlich werden wir ziemlich zeitgleich zurückkommen.“
„ Okay“, irgendwie klingt sie traurig.
„ Alles in Ordnung, Beverly?“, erkundige ich mich vorsichtig.
Urplö tzlich beginnt sie zu weinen. Doch sie weint nicht nur, nein, sie bricht fast zusammen. Ihre Hände zittern, ihr Gesicht wird bleich, während ich die Tasche zu Boden fallen lasse und auf sie zustürme.
„ Mein Anwalt hat heute die Scheidungspapiere abgeschickt. Ich habe auf alles verzichtet. Auf das Haus, auf jegliches Vermögen, auf all meine persönlichen Erinnerungsstücke. Ich werde das Haus, in dem meine Kinder aufgewachsen sind und ich so viele Jahre meines Lebens verbracht habe, nie wieder betreten.“ Sie schluchzt und zieht ein Taschentuch hervor. „Alles hat er bekommen und mir bleibt nichts. Ich bin fast sechzig und fange von vorne an. Wieder einmal hat Charles gewonnen.“
Ich kann nichts darauf erwidern, v ermutlich braucht es das gar nicht, sondern einfach nur jemanden, der sie in den Arm nimmt. Sie ist einsam und auch wenn sie in Schottland viel allein war, so war sie doch dort zu Hause. Ich weiß, wie es
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