Head over Heels 2
sich anfühlt, wenn man aus einem gewohnten Leben gerissen wird und alles hinter sich lassen muss. Wenn man plötzlich auf andere angewiesen und Gast in deren Heim ist.
Wä hrend Beverly sich an mich klammert, so wie ich es an ihrer Stelle auch getan hätte, frage ich mich, ob es nicht am vernünftigsten wäre, William meinen Ausrutscher zu gestehen. Sicher wird er ausrasten. Nicht nur das, er wird Andy töten. Doch vielleicht hat Andy das auch verdient. Denn während ich die ganze Zeit über wütend auf mich gewesen bin, habe ich Andys Rolle in diesem Stück vollkommen verdrängt.
Er war es, der von meiner Beziehung wusste und sich mir trotzdem an den Hals geschmissen hat.
Auß erdem, was erwartet er? Dass ich William verlasse und zu ihm laufe? Was sollte dort aus mir werden?
Es hilft nichts, ich muss mich in Geduld ü ben. So oder so wird sich die Angelegenheit erst heute Abend klären lassen.
„ Die Zeit vergeht und alles wird gut werden“, beruhige ich Beverly, deren Schluchzen inzwischen in ein leises Wimmern übergegangen ist.
Sie lacht bitter auf und schnäuzt sich die Nase. „Charles ist in London. Eine Freundin rief mich heute an und fragte, was los sei. Er war bei ihr, hat auf sie eingeredet und versucht, so an mich heranzukommen. Es ist der reinste Horror. Warum kann er mich nicht einfach in Ruhe lassen? Nach allem, was passiert ist.“ Unvermittelt verstummt sie. Vermutlich bin ich noch nicht vertraut genug, um in alle Details der Familiengeschichte eingeweiht zu werden.
„ Wahrscheinlich hast du recht, Liebes“, fährt sie dann fort. „Ich sollte abwarten. Charles ist allerdings kein Mann, der sich so einfach mit Gegebenheiten abfindet, die ihm nicht zu Gesicht stehen.“
Nicht nur Charles, denke ich murrend, auch wenn das wohl die einzige Gemeinsamkeit ist, die die beiden Männer aufweisen. Gott sei Dank.
„ Du hast ja meine Nummer. Wenn du etwas brauchst, meldest du dich. Einverstanden?“
„ Einverstanden“, gibt Beverly zurück. Sie schaut wieder etwas zuversichtlicher drein, als sie mich in Augenschein nimmt. „Rose, ich bin wirklich glücklich, dass William eine so kluge, herzliche, wunderbare Frau an seiner Seite hat. Du wirst ihm noch hundert Chancen geben müssen, jedoch wirst du keine einzige, die du ihm eingeräumt hast, bereuen.“
Nun ist es mein Kopf, der nach unten sackt. Ich soll ihm eine Chance nach der anderen geben? Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem ausnahmsweise William über Sein oder Nichtsein zu entscheiden hat. „Danke, Beverly. Er bedeutet mir unendlich viel.“ Das ist das Ehrlichste, was ich an diesem Tag von mir gebe.
Sie nickt und streicht mir liebevoll ü ber die Wange. „Und er liebt dich, Rose. William ist nicht nur so kompliziert, wie Männer es nun einmal sind, er hat auch einen überaus schweren Rucksack zu tragen. Einen, der mit großen Steinen beladen ist.“
Wenn das nur alles wäre, denke ich traurig.
Nachdem ich William zu Hause eine Nachricht hinterlassen, ihm eine SMS geschickt und versucht habe ihn anzurufen, mache ich mir allmählich Sorgen. Denn er hat weder geantwortet, noch sich auf andere Weise bemerkbar gemacht. Um halb elf halte ich in meiner Wohnung noch immer vergeblich nach ihm Ausschau.
Ich habe ihn nä mlich gebeten, zu mir zu kommen oder mir wenigstens mitzuteilen, ob ich vorbeikommen soll. Doch er findet es offenbar unter seiner Würde, mir Bescheid zu geben, obwohl er umgekehrt einen Shitstorm übelster Art verursacht hätte. Traurig gehe ich alleine zu Bett.
Natü rlich fehlt er mir. Und ich müsste lügen, würde ich behaupten, ich fühlte mich wohl in meiner Haut. Irgendetwas ist in der Zwischenzeit geschehen. Und ich gehe nicht davon aus, dass er herausgefunden hat, was ich heute Mittag angestellt habe. Er ist zwar reich, eingebildet, mächtig und mag auch über eine Neigung zum Stalken verfügen, doch er ist nicht Gott und damit allwissend.
Apropos Gott , ich sende ein stummes Gebet zur Zimmerdecke. Nicht, dass ich sie sehen würde. Es ist dunkel, nur das rote Display meines Weckers leuchtet neben meinem Bett. Halb eins. Heilige Scheiße. „Sorry, war nicht gegen dich gerichtet“, murmle ich, um den lieben Gott da oben zu besänftigen.
Jetzt rede ich schon mit mi r selbst. Also mit Gott. Mann, das kann nur der Anfang vom Ende sein.
Wenn ich jetzt auch noch eine Heili generscheinung habe, lasse ich mich einweisen.
Ich muss mein Aussehen am nächsten Tag wohl nicht beschreiben. Gefühlte zehn Sekunden
Weitere Kostenlose Bücher