Head over Heels 2
konnte. Entschuldigung.“
William lä chelt ihn freundlich an und zerzaust sein braunes Haar. „Kein Problem, Kleiner. Ich war auch nervös.“ Dann geht er vor Gabriel in die Knie und beide blicken verschwörerisch in meine Richtung. „Ich habe ihr mein Geschenk schon gegeben.“
„ Was hat sie gesagt?“, will Gabriel sofort wissen.
„ Sie hat sich gefreut. Möchtest du ihr deines auch gleich geben oder sollen wir noch warten?“
Wieder werfen mir zwei Augenpaare wissende Blicke zu. „Ich gebe es ihr gleich.“
Im nä chsten Moment ist Gabriel weg. Ich sehe William an, der mit verschränkten Armen und einem stolzen Lächeln vor dem Bett steht. Gabriels Verschwinden gibt mir Zeit, mich umzuziehen. Da wir ganz für uns sein werden, entscheide ich mich für Jeans und ein weinrotes Kurzarmshirt.
„ Ich dachte schon, du wärst ein Geheimniskrämer, aber dein Sohnemann steht dir in nichts nach“, sage ich in die ungewohnte Stille hinein und schlüpfe in meine Sachen.
E s gibt sie immer wieder, diese Momente. Dann ist William in sich gekehrt und nicht bereit, seine Gedanken mit mir zu teilen.
Eine Sekunde spä ter wird die Zimmertür aufgestoßen und Gabriel stürmt herein. Wie ein Wirbelwind, als den ich ihn von Anfang an kenne, läuft er zu mir, überreicht mir ein Päckchen und drückt mir zur Feier des Tages einen Kuss auf die Wange. Ich werde ganz verlegen und linse verstohlen zu William, der die Sache aus sicherer Ferne beobachtet.
„ Das habe ich selbst eingepackt“, versichert mir Gabriel mit stolzgeschwellter Brust.
„ Sehr hübsch“, lobe ich und ziehe die Schleife auf. Als Nächstes entferne ich etliche Lagen Klebeband, die das Konstrukt zusammenhalten sollen. Es klappert, als ich das Geschenk schüttle.
Nachdem ich das Papier abgezogen habe, kommt eine ähnliche Schatulle, wie ich sie gerade erhalten habe, zum Vorschein. Sie ist allerdings etwas kleiner und ich ahne bereits, was sich darin befindet.
Gabriel zappelt ungeduldig neben mir und ich traue ihm zu, dass er mir das Schächtelchen entreißt und es selbst öffnet, wenn ich mir damit zu lange Zeit lasse. Doch ich habe keine Eile, möchte diesen wunderbaren Moment voll auskosten. Mein Kinn zittert, als ich den Deckel entferne und den passenden Ring zu der Kette und den Ohrringen entdecke.
Es fü hlt sich an wie Liebe. Und es ist Liebe, die mir hier entgegengebracht wird. Für uns beide, uns drei vielleicht, eine völlig neue Erfahrung. Für William die erste Liebe, auf die er setzen kann, für mich die innigste, echteste und für Gabriel das erste Mal, dass er sich geborgen und vor allem gewollt fühlt.
„ Das hat Papa ausgesucht – das Beste kommt aber noch.“
Gabriel hat sich auf die Zehenspitzen gestellt und versucht, auf den Bausch in meinen Händen zu blicken. Etwas Rechteckiges zeichnet sich darin ab. Wieder hat sich jemand große Mühe gegeben, um diesen Gegenstand vor Wind und Wetter zu schützen. Zwei Augenpaare verfolgen gespannt jeden einzelnen meiner Handgriffe. Dann taucht die Rückseite eines Bilderrahmens auf. Mit einem etwas mulmigen Gefühl im Bauch, da ich mich nur zu gut daran erinnere, als ich von der erwachsenen Version, die im Türrahmen lehnt, ein Bild bekommen habe, drehe ich ihn um.
Vor Rü hrung weiß ich nicht, was ich sagen soll. „Gabriel, das ist wirklich lieb von dir“, presse ich hervor.
Immer noch starre ich auf das Bild, ich weiß ganz genau, wo und wann es entstanden ist – im Park nach unserem Picknick vor zwei Wochen. Gabriel und ich haben den Wolken nachgesehen und versucht, darin Figuren zu erkennen. Wir sind im Gras gelegen, William neben uns, der sich im Hintergrund gehalten, aber mir einmal schelmisch ins Ohr geflüstert hat, er habe einen Schwanz gesehen. Ich habe das lustig gefunden und meinen Kopf verliebt an seine Brust gekuschelt. Gabriel hat gar nichts davon mitbekommen, dazu war er viel zu übermütig. Wir haben geblödelt und witzige Bilder geschossen. Und eines von ihnen halte ich nun in meinen Händen.
„ Der Tag war echt cool.“
„ Finde ich auch“, bestätige ich und drücke das Bild an meine Brust, um ihn dann in meine Arme zu ziehen.
„ Nochmals danke.“
Er grinst verlegen und fä hrt sich durchs Haar. Irgendwoher kenne ich diese Geste, denke ich schmunzelnd.
„ Lasst uns frühstücken“, schlägt William vor und wirkt sichtlich belustigt angesichts meiner glasigen Augen.
Gabriel klatscht in die Hände und läuft nach unten, wo in der Küche
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