Head over Heels 2
chaotisch, laut und uns in wirklich jedem Punkt uneinig. Vielleicht bin ich deshalb so planlos und lasse mich blindlings auf allerlei Dummheiten ein. Das beste Beispiel dafür sitzt neben mir und hat die Hand auf meinen Rücken gelegt.
Er streichelt mich und redet dabei munter mit meinem Vater, der ihm die Vorteile einer riesigen Familienkutsche erläutert. Ich kann beinahe den Wortlaut mitflüstern, so geläufig sind selbst mir die Vorzüge. Doch ich genieße es, dass sich die beiden sympathisch sind. Das ist nicht selbstverständlich. Taylor hatte so seine Schwierigkeiten, sich in meine Familie einzufügen. Mein Vater war daran nicht ganz unschuldig, sah er es doch gar nicht gerne, dass es im Leben seiner Tochter ab nun einen Mann geben sollte, der ihr wichtiger war als er selbst.
Wä hrend zwei Kellner unsere Getränkebestellungen aufnehmen, habe ich Zeit, in die Runde zu blicken.
Ich kann noch immer kaum glauben, dass William dieses Treffen organisiert hat, und bin ihm zutiefst dankbar. Er weiß genau, was mich rührt und glücklich macht. Und wie glücklich ich bin! So lange waren meine Eltern nicht mehr in London, da sie sich immer schwerer von ihrer Pension lösen können. Es geht doch nicht ohne sie, wie Mama meint. Ich möchte nicht wissen, wie viel Überredungskunst William aufbringen musste, um sie zum Herkommen zu bewegen.
Doch als ich meinen Blick zu me iner Mutter schweifen lasse, die uns beide verträumt mustert, ist mir klar, dass sie am leichtesten zu knacken war. „Du siehst wieder viel besser aus, Schatz.“ Wie stets ist sie besorgt, dass ich nicht genug zu essen bekomme.
„ Mir geht es auch gut“, versichere ich ihr ehrlich.
„ Beim letzten Mal haben sich Papa und ich wirklich Sorgen gemacht. Die Sache mit Taylor hat dir deutlich zugesetzt, es ist wichtig, dass man jemanden hat, der einen dann auffängt. Du kannst deiner Schwester dankbar sein.“
Okay, denke ich schmunzelnd, dann reden wir also noch immer nicht ü ber William. Ich möchte gerne wissen, was sie über ihn denkt. Oder ob sie überhaupt weiß, wer er ist. Doch da meine Mutter wie gewohnt von hinten anfängt, möchte ich sie nicht weiter beunruhigen. „Ich bin ihr auch dankbar. Es ist nicht selbstverständlich, dass sie mir Unterschlupf gewährt hat.“
„ Das ist das Mindeste, was sie als Schwester tun konnte.“
Mir schwirrt der Kopf und ich nehme eilig einen Schluck Rotwei n, den mir der Kellner gerade eingeschenkt hat. Dass sie immer, wirklich immer widersprechen muss. Es ist einfach mühsam. Man gewöhnt sich daran, meint mein Vater, wenn ich ihn frage, wie er mit diesem Charakterzug umgeht.
Zum Glü ck sehen meine Mama und ich uns nur noch selten. Das macht es für mich einfacher, mit ihren Eigenheiten zurechtzukommen.
In der nächsten Stunde wird uns eine Köstlichkeit nach der anderen serviert. Ich bin nicht nur satt und glücklich, ich kann mittlerweile auch mit der Situation umgehen.
Selbstverstä ndlich muss sich William in meiner Familie erst noch behaupten. Er hat meine Eltern zwar besucht, als er sich wegen unseres Häuschens in Cornwall aufgehalten hat, aber er ist ihnen noch immer fremd. William selbst wirkt ebenfalls angespannt und benimmt sich äußerst höflich und zuvorkommend. So brav und lieb habe ich ihn lange nicht mehr erlebt. Die Frauen hat er in Windeseile für sich eingenommen. Sogar Naomi, die ihm sein rüdes Verhalten Andy gegenüber noch immer nachträgt. Aber auch mein Vater und mein Bruder finden offenbar Gefallen an ihm.
Wie ich erfahren habe, hat William meine Familie in meiner Wohnung einquartiert, die ich sowieso nur in Ausnahmefällen aufsuche.
„ Eine sehr schöne Wohnung hast du da, Rosie“, schwärmt meine Mutter.
„ Ich weiß.“ Mann, mehr möchte ich wirklich nicht dazu sagen!
„ Und William ist der Hauptmieter und du bist die Untermieterin oder wie habt ihr beide das geregelt?“
Wenigstens weiß ich jetzt mit Sicherheit, von wem Lisa ihre Verhörmethoden hat. „Sie gehört William und er lässt mich darin wohnen.“
Plö tzlich wirkt sie nachdenklich und rutscht auf ihrem Stuhl hin und her. Ich werde unruhig. Was mag jetzt kommen? Erstaunlicherweise beschränkt sie sich auf ein „Verstehe“, fährt dann aber gleich fort: „Warum hast du mir damals eigentlich nicht gesagt, wer William wirklich ist? Dein Vater und ich standen ziemlich dämlich da, als er uns besucht und sich nicht nur als dein Arbeitgeber, sondern auch als dein Freund vorgestellt
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