Head over Heels 2
Großmutter in meine Wohnung mitgenommen, da dieser Tag für sie mehr als anstrengend war. Ihr fehlt der Mittagsschlaf, was sich in ihrem Alter nicht mehr so leicht wegstecken lässt. Auch Gaby hat sich verabschiedet, da sie morgen ein wichtiges Casting hat, und Beverly ist bereits zu Bett gegangen, da sie Kopfschmerzen plagen. Das nehme ich ihr allerdings nicht ab.
Viel eher denke ich, dass ihr diese Anrufe zu schaffen machen, die sich in den letzten Tagen gehäuft haben. Selbst mein Handy scheint bereits infiziert zu sein. Langsam beginnt dieser Telefonterror aufs Gemüt zu drücken. Und das nicht nur bei Beverly. Auch ich bin übersensibel, leide fast unter Verfolgungswahn und stelle mir dann die schlimmsten Dinge vor. Etwas, das ich womöglich von meiner Mama geerbt habe. Ihr verrate ich jedoch kein Sterbenswörtchen von der Chose mit Williams Vater.
Da sie bereits Kleinigkeiten an den Rand eines Nervenzusammenbruches bringen, würde sie die Neuigkeit, dass Williams Vater ein Alkoholiker mit Hang zu Gewalt ist, nur schwer verkraften. Ich sehe uns schon in der Notaufnahme. Oh mein Gott, und wie ich uns sehe!
Selbst jetzt, da wir ganz für uns sind und sie sich langsam an William und sein Luxusleben gewöhnt hat, scheint sie wie ein Reh auf der Hut zu sein. Und waren meine Eltern und mein Bruder von meiner Wohnung schon begeistert, so hat ihnen dieses imposante Stadthaus wortwörtlich die Sprache verschlagen. Mir ging es damals nicht anders, obwohl die Umstände nicht vergleichbar sind. Ich war scharf auf William, er auf mich, es war dunkel und wir kannten uns kaum.
„ Ich brauche mir wohl keine Sorgen zu machen, dass William nicht genug für dich zu essen hat“, sagt sie, während wir die Gläser in die Maschine stellen.
Ich gebe vor, dass mich dieses Verhör, dem sie mich hier unterzieht, nicht weiter stört und lehne ich mich an die Kante der Arbeitsplatte. „Ich liebe ihn doch nicht des Geldes wegen“, stelle ich die für mich wichtigste Sache vorab klar.
Meine Mam a lächelt. Hat sie mir tatsächlich so etwas unterstellt? „Das weiß ich doch, Liebes. Versteh mich bitte nicht falsch. Ich bin deine Mutter und möchte nur das Beste für dich. Und William ist ein zuvorkommender, netter, junger Mann.“
Ungeduldig warte ich auf das große „Aber“. Meine Mutter spannt mich jedoch auf die Folter und schließt betont langsam die Spülmaschine.
„ Ich sehe doch, dass du ihn liebst. Auch bei William sehe ich große Gefühle. Meine Sorge gilt jedoch der Zukunft, Rose. Wie stellst du dir das alles vor? Die Arbeit? Sein Leben, welches so gar nicht zu unserem passt?“
Ich schnaube wü tend. Keine Ahnung, weshalb bei meiner Mama die Wahrheit immer so wehtut. „Wir passen zusammen. Wie kommst du darauf, dass wir es nicht tun? Du kennst ihn doch kaum.“
„ Ach ja, und das alles hier?“, fragt sie mit einer ausladenden Geste.
„ Das sind lediglich materielle Dinge. Du möchtest mich doch nicht darauf beschränken, oder?“
„ Ich nicht, Rosie. Aber andere werden es tun. Ich frage mich, ob du auch noch in zehn Jahren glücklich sein wirst. Ich möchte dich nicht anlügen. Aber als William vor ein paar Wochen bei uns war, um dieses Haus zu suchen, blieb ich hinterher nicht untätig.“
Das kann ich mir vorstellen. Ich glaube zwar kaum, dass meine Mutter je von irgendwelchen Skandalen ü ber ihn gehört hat. Sicher wird sie ihn kennen. Vom Hörensagen. Doch gerade, da sie sich über ihn informiert hat, wären wir wieder bei jenem Thema, das mir so viel Kopfzerbrechen bereitet.
Sie wird gescho ckt sein. Ihre heile, biedere, christliche Welt wird in ihren Grundfesten erschüttert werden. Wenn ich jemanden als spießig bezeichnen würde, dann sie. Vor allem sie. Mein Vater hat sich inzwischen angepasst. Er war früher auch wilder, so hat es mir meine Oma immer berichtet. Mama hat sich meinen Vater geangelt, ihn wie einen Lehmklumpen geformt und nun ist er der langweilige, brave Mann, der zu ihr und ihrem Leben passt. Auf William wird das niemals zutreffen. Nur weil sie denkt, ihre Ideale müssten auch die meinen sein, brauche ich doch nicht danach zu handeln.
„ Ich habe Zeitungsartikel gesammelt. Rose, er … wie soll ich dir das sagen … du …“
Es reicht. „ Er ist was? Nicht passend? Zu böse? Zu anders? Sind dir meine Gefühle so egal?“
„ Rosie, ich bitte dich“, ermahnt sie mich und ich weiß genau, warum. Ein Schimpfwort darf zwischen uns einfach nicht fallen.
Kurz habe ich
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