Head over Heels 2
verbringen. Wer weiß, was die Zukunft bringt.“
Mann oh Mann. Wer bist du und was hast du mit dem Arschloch gemacht? Zukunft? Bis dato dachte ich eigentlich, dass dieses Wort für William nicht existiert. Wenn überhaupt, dann beschränkt sich sein Zukunftsdenken gerade einmal auf die nächsten vier Minuten. Und plötzlich reden wir so darüber. Oder besser er.
Was soll in seinen Augen diese Zukunft beinhalten? Kinder?
Wieder überkommt mich unbändiger Durst und ich greife nach meinem Weinglas. Mama lässt mich nicht aus den Augen. Sie sieht, dass ich Schiss habe.
War um bin jetzt ausgerechnet ich diejenige, die sich fürchtet? Jetzt, wo mein sehnlichster Wunsch in Erfüllung gehen soll.
„ Rose war früher unser Wirbelwind. Die Küste und den Strand hat sie geliebt. Als wir einmal dort waren, sie war vielleicht sieben, versicherte sie mit heiligem Ernst, wenn sie groß sei, wolle sie mit ihrem Mann und ihren Kindern hier leben. Sie würden dann jeden Tag Sandburgen bauen. Kannst du dich noch erinnern, Hannah?“ Meine Mutter bekräftigt die Worte meines Vaters, doch ich krampfe die Finger unwillkürlich um Williams. „Rose war immer schon kinderlieb. Manchmal kommt unverhofft oft. Sie bringen einem Segen und Unheil zugleich ins Haus.“
„ Prost“, lautet Naomis Kommentar, bevor sie sich ihr Sektglas mit nur einem Zug leert.
Die Stimmung hat sich geändert. Mein Vater wagt sich mutig vor – zu mutig vielleicht?
Dieses Wort – Kinder – ist ausgesprochen und ich habe wirklich Bammel, dass William aufspringt und wegläuft.
Wenn meine Mutter zu wenig redet, quatscht mein Vater zu viel. Ich bin vermutlich nicht die Einzige, die sich in William verliebt hat. Doch wollen wir mal die Kirche im Dorf lassen und uns der Wahrheit stellen.
Ich kichere hysterisch, da sich eine peinliche Stille im Raum ausgebreitet hat. Alle Augen sind auf mich und William gerichtet.
Un verhofft kommt oft. Wem erzählt er das? Da William Angst hat, noch ein Kind in die Welt zu setzen, für das er nur bedingt Zeit aufbringen kann, haben wir dieses Thema bisher erfolgreich umschifft. Gerade heute muss es aufs Tapet gebracht werden!
„ Ach ja, so ist das eben. Aber wir wollen die beiden nicht unter Druck setzen. Die Zeit bringt Klarheit. Sie sollen erst einmal ihre Jugend genießen“, mischt sich zum Glück Beverly auf jene charmante Art ein, mit der sie jede unangenehme Situation in eine angenehmere verwandeln kann. „Sie haben eine kleine Pension, habe ich gehört.“
Erleichtert atme ich auf. Das Gesprä ch verläuft wieder ruhiger und der Kloß beginnt sich zu lösen.
N ach einer gefühlten Ewigkeit erlaube ich mir, William in Augenschein zu nehmen. Seine Kiefermuskeln zucken, seine Zähne sind fest aufeinandergebissen. Wütend ist er offenbar nicht, wie ich erleichtert feststelle, doch mit seinen Gedanken ist er ganz woanders. Wo, das würde ich gerne wissen.
Ich beuge mich zu ihm, lege meine freie Hand auf seinen Oberschenkel und küsse ihn auf die Wange. Müde lächelt er mir zu und drückt meine Finger.
„ Ich liebe dich“, flüstere ich so leise, dass es wirklich nur er hören kann.
„ Ich dich auch, Babe.“
Ach, wie beruhigend. Auch we nn sein Lächeln nur mühsam zustande kommt, sind seine Worte Balsam für meine geschundene Seele. Ich weiß wirklich nicht, ob ich je die Angst verlieren werde, dass William unvermittelt aufspringt und mich verlässt. Wir haben viel geleistet in den letzten Wochen. Nicht nur er hat einen riesigen Sprung gewagt, auch ich. Wankelmütig ist er aber weiterhin.
Er kü sst meine Hand und sieht mir tief in die Augen. Langsam weicht seine Spannung. Vielleicht liegt das einfach an meinem Grinsen, einem glücklichen, völlig beseelten.
Ich glaube kaum, dass ich William jemals ansehen kann, ohne dass mein Herzschlag sich beschleunigt. Wir vergessen für eine Sekunde, wo wir sind, und tauchen in unsere eigene Welt ein. Nur dort müssen wir uns keine Gedanken über die Zukunft machen. Nur dort kann jeder von uns so sein, wie er möchte.
Ich liebe ihn wirklich. Echt und vor al lem mit jeder Faser meines Herzens und meines Körpers.
16. Kapitel
Während die Männer auf der Terrasse sitzen und William zur Feier des Tages sogar eine Zigarre mit meinem Vater raucht, was ich nicht ganz so toll finde, haben sich meine Mutter und ich in die Küche verzogen, wo wir das Geschirr in die Spülmaschine räumen. Lisa, Susi und Frank sind schon vor geraumer Zeit gefahren und haben meine
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