Head over Heels - Band 1 (German Edition)
nur zur Toilette gegangen. Mein positives Denken, welches mir sonst immer so tapfer zur Seite steht, hat wohl eine Pause eingelegt, da mir eine unbekannte andere Seite einflüstert, dass so gar nichts in Ordnung ist.
Um mein Gewissen zu beruhigen, steige ich aus dem Bett und betrete wenig später den noch kälteren Flur. Ich muss die Heizung wirklich nach oben drehen, nehme ich mir für die nächsten Tage vor.
Zuerst spähe ich ins Bad, wo ich ihn nicht finde. Auch die Toilette ist leer. Meine Suche setze ich im Wohnzimmer fort. Gerade als ich glaube, jemand habe ihn entführt, höre ich seine Stimme. Erst jetzt fällt mir der schwache Lichtstrahl auf, der aus der Küche kommt. Warum fühle ich mich nur wie ein Eindringling, wo es doch meine Wohnung ist?
Auf Zehenspitzen schleiche ich zum Durchgang und verstecke mich im Halbdunkeln. William sitzt an der Küchentheke, an der wir am Abend gegessen haben, und hält sich das Handy ans Ohr. Ich sehe nur sein Profil, welches angestrengt wirkt. Nur in seine schwarzen Boxershorts gekleidet, die Haare vom Schlaf zerrauft, scheint er ein wichtiges Gespräch zu führen, das ihm gehörig gegen den Strich geht.
„Ich bin nicht zu Hause“, blafft er die Person am anderen Ende der Leitung an.
Immer wieder schüttelt er den Kopf, fährt sich durchs Haar und tippt nervös mit seinen Fingern auf die Tischplatte. Ich muss mich wirklich bemühen, nicht zu zittern. Hätte ich mir wenigstens eine Decke umgehängt! Jetzt ist es zu spät, denke ich und schlinge die Arme um meinen Körper.
William schnaubt in diesem Moment bitter und schüttelt den Kopf noch entschlossener. „Was erwartest du von mir? Allein dieses Gespräch erfordert mehr Geduld, als ich imstande bin aufzubringen. Es ist spät und ich möchte schlafen.“ Na, das war doch mal eindeutig. Jedoch nicht für die Person am Telefon. „Es ist doch egal, wo ich bin“, faucht er. „Ach, komm. Natürlich hat er sich wohlgefühlt. Du warst nicht dabei und du interpretierst immer Dinge in mein Leben, die vorne und hinten nicht stimmen. Langsam habe ich die Schnauze wirklich voll. Erstens sagte ich, ich möchte nicht mehr mitten in der Nacht von dir geweckt werden. Zweitens habe ich nichts Unrechtes getan, auch wenn du mich wie den letzten Idioten hinstellst, was du sicher auch vor Raphael getan hast. Doch es tut nichts zur Sache, denn es geht um ihn und nicht um mich.“ Er hält kurz inne, sieht zur Seite und ich glaube fast, er hat mich entdeckt, doch da er sich wieder umdreht und nickt, als wäre ihm eine Idee gekommen, atme ich auf. „Du weißt, du hast keine Chance, wenn du dich mit mir anlegst. Also nimm deine verdammten Almosen und halt den Mund. Hast du mich verstanden?“
Er wartet die Antwort nicht einmal ab, sondern legt einfach auf. Krachend landet das Handy auf dem Tisch, dann stützt er sich mit beiden Händen ab. Verbissen sieht er zu Boden und wieder ist da dieser Stich in meinem Herzen. Selbst wenn ich nicht weiß, um was es bei dem Gespräch gegangen ist, tut er mir leid. Ich möchte für ihn da sein, da es ihm sichtlich schlecht geht.
Doch mit wem hat er geredet? Und worüber?
Wieder ist da etwas, das sich wie ein dunkler Schatten über uns gelegt hat, auch wenn es vielleicht nur eine kleine Mücke ist.
Ich hole tief Luft, straffe die Schultern, doch als ich bereits den ersten Schritt nach vorne mache, fühle ich mich plötzlich nackt. Es ist mir unangenehm, so vor ihn zu treten. Darum gehe ich zurück ins Wohnzimmer, schnappe mir die Decke aus der Nische und werfe mich mit ihr als Schutzpanzer in die Schlacht.
William sieht mich sofort. „Hey, solltest du nicht im Bett sein?“, fragt er bedrückt.
Ich nehme neben ihm Platz, zwinge mich aber dazu, meine Hände bei mir zu lassen. „Ich dachte schon, du seiest weggelaufen.“ Versuche ich wieder einmal witzig zu sein? Meine Eltern hätten mich wirklich nicht vor jedem Streit bewahren, sondern mich mitten hineinschubsen sollen. „Du hast telefoniert. Mit wem?“
„Mit niemandem“, gibt er ruhig zurück. Zu ruhig für meinen Geschmack.
„Man kann nicht mit niemandem telefonieren“, kläre ich ihn auf, auch wenn ich mir dabei lächerlich vorkomme. Taktik – er lenkt mich ab.
Grinsend hebt er die Hand ans Ohr und scheint zu Scherzen aufgelegt zu sein. „Doch: Hallo, ja, Rose durchlöchert mich gerade. Warte, ich gebe sie dir – hier für dich.“
„Du bist doch nicht verheiratet, oder so einen Scheiß?“, frage ich und schubse seine Hand
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