Head over Heels - Band 1 (German Edition)
zur Seite.
„Nein, Rose.“
„War es dein Vater?“ Meine nächste böse Vermutung.
„Nein.“
„Wer dann?“
Einen Moment sieht er mich von oben bis unten an. Diesmal ist sein Blick eindeutig nachdenklich – weder lüstern und arrogant noch zweideutig. Er scheint sich tatsächlich Gedanken zu machen, wie er mir das Telefonat erklären soll. „Eine Freundin. Sie hat Probleme und ich soll ihr helfen.“
„Eine Ex von dir?“ Ein äußerst wichtiger Punkt für mich. Ja, ja, ja, ich bin eifersüchtig. Na und, immerhin gehört dieses Prachtexemplar mir, also, warum teilen?
„So etwas in der Art.“
„Wer ist Raphael?“
„Wie lange hast du eigentlich gelauscht?“, fragt er streng.
„Ich habe nicht gelauscht, ich war einfach nur neugierig.“ Klingt doch vernünftig, nicht wahr? Jedenfalls ist es eine Erklärung, mehr, als er mir liefert, und das, obwohl es nicht einmal um mich geht.
„Er ist auch ein Freund. Ein sehr guter und hat mit ebendieser Frau Schwierigkeiten. Ich bin sozusagen der Streitschlichter, da mir beide vertrauen“, lässt er mich wissen und streicht mir meine Haare aus dem Gesicht.
Um Gottes willen, wie ich aussehe, schießt es mir durch den Kopf. Nicht nur, dass ich noch immer geschminkt bin, ich habe auch den schlimmsten Muskelkater meines Lebens. Was sicher nicht nur von dem bombastischen Sex, sondern von der neuen, noch unbenutzten Matratze herrührt.
„Du wirst ihn beizeiten kennenlernen“, versichert er mir und mir kommt vor, dass ihm dieses Treffen wirklich wichtig ist.
„Themenwechsel. Vielleicht ist es in unserem Gezanke untergegangen und meine Eltern haben mir eigentlich bessere Manieren beigebracht: Danke für diese wundervolle neue Wohnung.“
„Dann können wir deine Sachen also einräumen?“, fragt er und zieht mich zu sich auf den Schoß.
Ich schlucke, da mir die Erregung, die mich blitzartig überkommt, zu viel wird. Was hat dieser Mann nur, dass er mit einer einzigen Geste hinbekommt, was Taylor in all den Jahren nicht geschafft hat? „Ich denke schon. Ich liebe diese Wohnung – der Erker, das Bett, dieses Bett ist der Traum, die Küche, die Farben, die Dekoration. Das bleibt doch alles so, wie es ist?“
Zwinkernd streicht er mir über meinen halbnackten Rücken, wobei eine Flut aus Empfindungen hinauf zu meinem mit Watte vollgestopften Gehirn wandert, welches sich schon längst ausgeloggt und ein „Bitte-nicht-stören“-Schild ans Fenster gehängt hat. „Da beginnt die abgeklärte Rose ja noch in mädchenhafte Schwärmereien auszubrechen. Es lohnt sich wirklich, mitten in der Nacht wach zu sein.“
Ich mache eine wegwerfende Handbewegung. „Ach was, dieser protzige Schnickschnack bringt mich doch nicht zum Schwärmen.“
„Der Umzugswagen ist bereits reserviert. Du kannst es diese Woche noch über die Bühne bringen. Ich werde dir selbstverständlich helfen.“ Er klingt ganz entspannt.
Doch beim Gedanken an ein Aufeinandertreffen der beiden Männer weicht jegliche Entspannung von mir. William kann mir unmöglich helfen. Taylor würde ihn töten und umgekehrt ebenso. „Denkst du nicht auch, es wäre besser, wenn Lisa mir hilft? Ich meine, du in Taylors Wohnung – wir wissen doch beide, wie es um deine Selbstbeherrschung bestellt ist.“
Seine Finger drehen meine zerzausten Haare zu kleinen Wellen, während er mich immer wieder auf meine nackte Schulter küsst. „Wie du möchtest. Jedenfalls brauchst du mir nur Bescheid zu geben.“
„Danke. Ich habe mich zwar nie wirklich hilfsbedürftig gefühlt, doch seitdem ich dich kenne, macht es mir sogar Spaß.“
„Wir gehen schlafen“, bestimmt er und klopft mir auf die Oberschenkel, was mich wohl zum Aufstehen animieren soll. So vertraut und in uns gekehrt wie lange nicht mehr, gehen wir ins Schlafzimmer. Und als ich dann neben ihm liege, in die Dunkelheit starre, nicht wissend, ob er noch wach ist, glaube ich zum ersten Mal, dass es Liebe ist. Dass ich dieses Etwas zwischen uns als reine Liebe bezeichnen kann. Vielleicht ist es einseitig, doch ich empfinde so etwas Tiefes, Inniges für ihn. Wenn du dir vorstellen kannst, den nächsten Tag nicht ohne ihn zu schaffen, wenn du nicht essen, trinken, schlafen, reden kannst ohne ihn, dann ist es wahre Liebe. So hat meine Mutter jedenfalls die Beziehung zu meinem Vater beschrieben.
Komischerweise fühle ich mich gerade genauso. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, morgen oder an einem anderen Tag ohne ihn zu sein. Entweder bin ich
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