Head over Heels - Band 1 (German Edition)
hübsch sogar, doch ich weiß auch, wie gefährlich er ist. Es ist kein Geheimnis, dass er sich um niemanden schert. Am wenigsten um die Firma und die wird er nun übernehmen. Na Prost, Mahlzeit auch. Wenn er sie nicht verspielt, versäuft oder im Puff einem Mädchen schenkt, wird er an ihr so viel Interesse zeigen, wie ein Fünfzehnjähriger einem Spielzeugauto entgegenbringt.
Nun komme ich bald an die Reihe. Sein Vater geht hinter ihm her, als müsse er uns oder seinen Sohn schützen. Wohl eher uns, jeder weiß, wie er zu seinem Sohn steht.
Seine Größe beeindruckt mich. Mein Bruder ist groß – fast 1,90. Doch Bennet, also William, kommt mir noch viel größer vor. Oder liegt das einfach an seiner Ausstrahlung, die mich in dem Moment, in dem er meine Hand ergreift, zu besiegen droht? Ich bilde mir sogar ein, ein kleines Lächeln auf seinen stählernen Lippen entdeckt zu haben.
„Guten Tag“, grüße ich freundlich.
„Guten Tag. Sie müssen Miss Erwing sein, nicht wahr?“, fragt er streng.
Ich nicke zuerst nur, zwinge mich dann doch zu einer höflichen Antwort. Hallo, ich weiß, du magst ihn nicht, doch er ist dein neuer Boss, also sei freundlich und lächle. „Ja, die bin ich. Doch Sie können mich gerne Rose nennen.“
Ich fasse mir innerlich an die Stirn – will ich ihm gleich einen Heiratsantrag machen? Sie können mich Rose nennen, als wäre ich eine Stripperin und hätte keinen Nachnamen.
Während er mich weiterhin einfach nur ansieht, ich die dummen Gesichter der anderen auf mir und ihm spüre und nicht verstehen kann, was ihn an mir so fasziniert, dass er sich diesen Fauxpas erlaubt, verhalte ich mich keinen Deut besser. Im Gegenteil – ich umfasse seine Hand kräftig und genieße die Wärme seiner Haut, die bis auf meine Knochen durchzudringen scheint. Hätte mir vor diesem Moment jemals jemand etwas von sofortiger Anziehung erzählt, ich hätte ihn ausgelacht und für verrückt erklärt. Nun erlebe ich eben einen solchen Moment und bin mehr als geneigt, ihn als markerschütternd in Erinnerung zu behalten.
Endlich erwacht er wieder zum Leben: „Danke, Rose.“
Ich sehe zu Naomi, die mich entgeistert anstarrt. Auch sie scheint diese unterschwellige Spannung bemerkt zu haben. Auch ist ihr offenbar nicht entgangen, wie er meinen Namen in die Länge gezogen hat. Doch meine Aufmerksamkeit wird sogleich von meiner Freundin weg und hin zu Debby Harald gelenkt, die verlegen grinst und Bennet, also William, ich muss mir wirklich etwas einfallen lassen, um die beiden irgendwie zu trennen, die Hand hinstreckt, als erwarte sie einen Handkuss. Und ich traue ihm auch wirklich zu, dass er es tut. Immerhin scheint Debby genau in sein Beuteschema zu passen – blond, schlank, gut gepolstert, also an den richtigen Stellen, und völlig neben der Spur. Wie sagt meine Mutter immer? Ein Betthäschen für eine Nacht. Dies trifft auf Debby so gut zu wie auf keine andere.
Als die beiden Bennets ihre Runde beendet haben, schickt Charles Bennet alle Mitarbeiter höflich, aber bestimmt auf ihre Plätze zurück. Noch einmal erinnert er uns an die Party nächste Woche, dann verschwinden auch er und sein Sohnemann im Büro. Für kurze Zeit stehe ich noch betreten an der Stelle, an der mich alle stehen haben lassen, ärgere mich über meine spontane Freundschaftsbekundung, ehe ich mich lösen kann und in mein Büro stapfe. Es liegt gleich neben dem von Mr. Bennet. Nur eine Tür trennt mich vom Geschehen, was nicht immer nur zu meinem Vorteil ist. So wie auch jetzt, da ich lautstark mitbekomme, wie Charles Bennet seinem Sohn ordentlich die Leviten liest.
Sofort fühle ich mich unwohl. Möchte mich unter meinem Schreibtisch verkriechen, wie ich es schon als Kind getan habe, wenn ich mitten in einen Streit geraten bin. Was relativ häufig vorgekommen ist, da ich die Mittlere bin. Entweder meine Schwester rebellierte, weil sie nicht ausgehen durfte, oder mein jüngerer Bruder schmollte, weil er meinen Vater nicht zu einem seiner Patienten begleiten durfte. Und schon damals war ich die Vernünftige, die sich aus allem heraushielt.
Ich fahre den Computer hoch, ordne die Akten, die die Putzfrau jeden Tag anders hinlegt, als ich es will, dann trinke ich einen Schluck Kaffee. Mein Mail-Account blinkt wie verrückt – was er jeden Montag macht. Als würde es in der mächtigen Welt der Wirtschaft kein Wochenende geben.
Dreißig neue Mails. Schnell sehe ich sie durch und nehme dankbar wahr, dass sich die Auseinandersetzung
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