Head over Heels - Gaby Band 1 (German Edition)
Außerdem möchte ich gar nicht wissen, was zwischen euch vorgefallen ist. Sonst verliere ich noch den letzten Rest Achtung vor dir.“
Sie hält eine Packung Reis in den Händen, während ihre Augen gebannt in das vor ihr liegende Buch starren .
Ich habe zwar Hunger, aber nicht unbedingt Appetit auf Ilkas Gericht . Vor allem dann nicht, wenn sie etwas Neues ausprobiert und nicht einsehen will, dass das Ergebnis scheußlich schmeckt.
„Was machst du da eigentlich?“ , frage ich.
„Risotto.“
„Sieht aus wie halb verdaut und ausgekotzt.“ Der Magenboxer lässt nicht lange auf sich warten. Wahrscheinlich habe ich ihn verdient, doch meine kleine Schwester zu ärgern ist es mir allemal wert. „Dann bist du heute Abend zu Hause?“
„Wieso? Kommt noch eine Frau zu Besuch, der en Leben du zerstören musst?“
Sie amüsiert mich, jedoch bin ich zu eitel, um es ihr zu zeigen. „Nein. Ich wollte nur höflich fragen.“ Ilka kichert und wischt sich den imaginären Schweiß von der Stirn. „Du und höflich. Köstlich! Um deine Frage zu beantworten: Nein, ich bin nicht zu Hause, sondern gehe mit einer Freundin auf eine Party.“
Langsam kom men wir der Sache näher. Was für eine gute Gelegenheit, von Ilka mehr über Abigail zu erfahren, ohne dass sie misstrauisch wird. Der Versuch, mich mit Sex abzulenken, war nicht wirklich von Erfolg gekrönt. Ich giere weiterhin nach einer Frau, von der ich lediglich weiß, dass sie Abigail „Gaby“ B. heißt.
„Hast du sie nicht gesehen? Sie war heute Nachmittag kurz hi er. Ich dachte, du warst daheim.“
Verlegen räuspere ich mich . „Nein, ich habe sie nicht gesehen.“
„Komisch. Na ja, sie hat jedenfalls ihren Schlüssel bei mir vergessen, konnte daher nicht in ihre Wohnung und hat sich hier umgezogen.“
„Dann ist sie öfter da?“ In Gedanken schlage ich mich an die Stirn. Wie ungeschickt ich bin, da könnte ich Ilka ja gleich nach Abigails Beziehungsstatus fragen!
Ilka entgeht mein Interesse nicht, auch wenn sie keinen blassen Schimmer hat, wie das Zusammentreffen wirklich verlaufen ist. „Daniil, meine Freundinnen sind tabu.“
„Mann, ich kenne sie doch nicht einmal.“
„Das ist auch gut so.“
„Warum?“
Sie wirft mir einen bösen Seitenblick zu. „Weil ich die Befürchtung habe, dass Gaby haarscharf in dein Beuteschema passen könnte. Aber vermutlich würdet ihr euch beide hassen.“
„Wieso sollte ich sie hassen?“
Ilka bleibt mir eine Antwort schuldig, kippt stattdessen eine bräunliche Flüssigkeit in den Topf und stößt einen leisen Fluch aus, als dessen Inhalt sich in eine pampige Suppe verwandelt.
Ich bin mir sicher, dass dieses Brühe-D ings nicht so gedacht war und der Inhalt des Topfes nun im Müll landet. Eigentlich sollte ich sie zwingen, mir das Geld für den Reis zu erstatten. Es hat etwas mit Erziehung zu tun, auch wenn ich weiß, wie knapp bei Kasse meine Schwester ist. Jedoch interessieren mich die Überreste meines Abendessens nur bedingt, wenn die Frage nach dem Grund, warum ich Gaby hassen sollte, unbeantwortet bleibt.
„Kipp es weg. Das sieht ja ekel erregend aus. Warum sollte ich sie hassen?“
„Ihr Name ist Abigail Bennet“, erklärt Ilka, während sich meine Prophezeiung bewahrheitet und die Pampe im Müll landet. „Ich kann wirklich nicht kochen. Der arme Mann, der mich einmal heiraten muss.“
Bennet. Bennet? Entweder stehe ich auf dem Schlauch oder ich bin zu lange in New York gewesen.
„William Bennet“, hilft mir meine Schwester auf die Sprünge und schon leuchtet in meinem Schädel die berühmte Glühbirne auf.
„Bennet – wer ist dann sie? Seine Ex, die e r geschwängert hat und nun aushalten muss?“
Ilka senkt den Kopf und erinnert mich frappierend an unsere Mutter. „Sie ist seine Schwester.“
F ast habe ich damit gerechnet. Selbstverständlich muss gerade die Frau, vor deren Füße ich mich ohne nachzudenken werfen würde, jener Gesellschaftsschicht angehört, die ich auf den Tod nicht ausstehen kann. Für Menschen wie Abigail habe ich einfach nichts übrig. Mit dem Schild „Tochter von“ um den Hals steht ihnen jede Tür offen, ohne dass sie selbst etwas leisten müssen. Ich dagegen habe mir meine Existenz, die zugegebenermaßen gerade am Bröckeln ist, hart erarbeitet. Doch diese reichen Schnösel kommen in die Disco und fühlen sich dort wie die Herrscher der Welt. Sie spucken auf uns und verachten uns für unsere Arbeit.
„Sie ist nicht wie er“, unter bricht Ilka meine
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