Head over Heels - Gaby Band 1 (German Edition)
deshalb graut es mir davor, in seinem Club aufzutauchen, als sei ich eines dieser dummen Blondchen, die er nach meinem Verschwinden gevögelt hat.
Dabe i bin ich nicht mal blond! Das will ich festhalten. Nur für den Fall, dass es noch niemandem aufgefallen ist.
Meine Freunde sind aber ohnehin anderweitig beschäftigt. Wilde Feierlaune hat von ihnen Besitz ergriffen. Ich bin die Außenseiterin, die sich frustriert abwendet und das Ende dieses Abends herbeisehnt. Was mir auch vergönnt sei. Oder etwa nicht?
Fünfzehn Minuten später halten wir vor einem durch blinkende Neonröhren in grelles Licht getauchten Gebäude. Auf dem Bürgersteig wartet selbst um diese Uhrzeit eine lange Menschenschlange auf Einlass. Die Stimmung ist ausgelassen. Es wird gesungen, getanzt und gequatscht. Ilka sammelt das Geld fürs Taxi ein, bezahlt und folgt uns, die wir uns am Ende der Schlange einreihen. Mein Stimmungsbarometer sinkt beim Anblick der vielen Menschen vor uns, die alle denselben Plan wie wir verfolgen. Eine gute halbe Stunde Wartezeit scheint vorprogrammiert zu sein. Es ist kalt, ich bin müde und möchte auf gar keinen Fall dem Besitzer dieses Ladens gegenübertreten. Vielleicht ist er ja gar nicht da?
„Nein, er ist T eilhaber. Er, Adwin und Parker, seine beiden Jugendfreunde, hatten den Traum, einen angesagten Club mitten in London zu eröffnen. Da alle drei schlaue Köpfe sind und vom Geschäft mit Betrunkenen etwas verstehen, ist es ihnen auch gelungen, das Vorhaben in die Tat umzusetzen. Während Parker und Adwin noch hier in London sind, hat sich mein Bruder in New York ein zweites Standbein aufgebaut.“
Ich höre nur mit halbem Ohr zu, da ich gar nicht allzu viel über Daniil wissen möchte. Zu groß ist die Angst, dass ich ihn, Gott behüte, auch noch sympathisch finde. Sicher, sein Ehrgeiz gefällt mir. Ich mag Männer, die für Träume kämpfen. Es gehört eine ordentliche Portion Willensstärke und viel Potenzial dazu, um es aus der sprichwörtlichen Gosse in die goldenen Hallen von London zu schaffen.
Ilka beginnt plötzlich zu winken und stellt sich auf die Zehenspitzen. „Hey“, ruft sie und erweckt die Aufmerksamkeit eines Mannes, der aus dem Club gekommen ist und telefoniert. Er trägt einen schicken grauen Anzug, ein weinrotes Hemd und strahlt über das ganze Gesicht, kaum dass er Ilka entdeckt hat. Sofort wandert das Telefon in die Innentasche seines Jacketts, dann kommt er auf uns zu. Ich kenne ihn nicht, jedoch vermute ich, dass es entweder Adwin oder Parker ist.
„Ilka, du hier?“ , fragt er sichtlich überrascht und umarmt sie herzlich.
„Ja, wir waren zufällig in der Nähe un d dachten, wir besuchen euch mal. Schauen, ob der Schuppen gut läuft.“
„Warum rufst du nicht an? Ihr müsst doch nicht anstehen!“
Er ist mir sympathisch. Ein Mann, der handelt, um unser Leiden zu beenden.
„Danke“, murmelt Ilka u nd stellt uns vor. „Das sind Gaby, Ben und Harry.“
Er reicht uns der Reihe nach die Hand und schenkt jedem ein warmes, freundliches Lachen.
„Parker“, stellt er sich vor. „Kommt rein. Ich besorge euch Getränkemarken. Heute Abend seid ihr Gäste des Hauses.“
Ilka nimmt m einen Arm und drückt ihn fest, während sie wie ein aufgeregtes Kind an Weihnachten quietscht. Ich lächle zwar, bin jedoch auf der Hut. Ben bringt unsere Taschen und meinen Bolero zur Garderobe, Parker drückt uns die Marken in die Hand. Er streicht Ilka liebevoll über den Rücken und die starrt ihn so fasziniert an, dass ich mich ernsthaft frage, ob mir dieses Miststück nicht etwas verheimlicht.
Eigentlich passt Parker überhaupt nicht in ihr Beuteschema. Er ist zwar groß und maskulin, doch ich habe eigentlich immer gedacht, dass Ilka nach blonden Männern Ausschau hält. So hat sie mir ihren Traummann jedenfalls beschrieben. Dieses Exemplar ist jedoch dunkel, zumindest nehme ich das an, denn seine kahl rasierte Glatze gibt darüber keine verlässliche Auskunft. Doch ist er ein ähnlicher Typ wie Daniil. Rassig und wild, dies verrät mir sein tiefes Lachen, als Ilka ihm etwas ins Ohr flüstert.
Endlich kommt Ben zurück, sodass ich mich nicht länger als das fünfte Rad am Wagen fühle. Er tritt neben mich, gibt mir den Coupon und nimmt dann meine Hand. „Alles in Ordnung?“, fragt er besorgt.
Ich nicke. „Alles okay.“
Parker bringt uns ins Innere des Gebäudes, in dem die Musik in voller Lautstärke läuft. Wir passieren tanzende Frauen, die ihre Körper in ordinärer Weise
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