Head over Heels - Gaby Band 1 (German Edition)
aneinander reiben. Wir kommen an Gruppen vorbei, die laut lachen. An Männern, die Drinks verteilen. Eigentlich lacht hier jeder. Jeder ist gut gelaunt und ich wäre das auch, würde ich mich nicht wie die Maus fühlen, die auf die Katze wartet.
Der riesige Raum ist ganz in Weiß gehalten. Lediglich der Boden besteht aus dunklen Steinplatten. An manchen Stellen sind Glaselemente eingearbeitet. Kaum haben wir die Bar erreicht, stehen bereits eine Flasche Whiskey und vier Gläser vor uns. Parker schenkt uns ein, lässt aber Ilka keine Sekunde aus den Augen.
Da Ben heute schon reichlich getankt hat, ist er noch anhänglicher als sonst. Er stellt Besitzansprüche, die ihm nicht zustehen. Ich bin genervt von seiner Nähe, von seiner Hand, die immer wieder über mein Rückgrat streicht. Mich nervt sein treuherziger Blick, mich nervt alles an ihm. Ilkas gute Laune steht in krassem Gegensatz zu meiner schlechten. Und in dem Moment, in dem ich das bekannte Gesicht sehe, steigert sie sich ins Unermessliche. Dort drüben steht Ilkas Bruder und plaudert charmant mit ein paar Frauen und Männern. Dieser Ausdruck, der freundliche, herzlich lachende, ist mir völlig fremd. Nichts Spöttisches ist zu erkennen. Als er sich verabschiedet, dem Mann zu seiner Rechten auf die Schulter klopft und mir dann direkt in die Augen sieht, verzieht sich sein Gesicht zu einem ungläubigen Lächeln.
Meine Alarmglocken schrillen so laut, dass Ben sie eigentl ich hören müsste. Dieser unterhält sich jedoch mit Parker und bekommt den Gefühlssturm, der in mir tobt, gar nicht mit.
Plötzlich hasse ich mich für die Wahl meines Outfits – eine eng anliegende Röhren-Lederhose, eine blaue durchsichtige Bluse , darunter ein schwarzer BH. Eben habe ich mich noch sexy gefunden. Doch als Daniil bei uns angekommen ist und mich von oben bis unten mustert, ist dieses Gefühl längst verpufft. Ich könnte genauso gut im Schlafanzug oder nackt hier stehen, er würde nicht mehr Regung zeigen als im Moment. Im Schlafanzug hat er mich wenigstens noch nicht gesehen.
Ilka fällt ihm um den Hals und hüpf t aufgeregt auf und ab. Die Geschwister unterhalten sich kurz, wobei Daniil sie mit einer Strenge beobachtet, wie es vermutlich nur ein großer Bruder schafft. Ich spreche aus Erfahrung.
Nun kommt wohl der schlimmste Teil dieses Abends – die obligatorische Vorstell ungsrunde. Zuerst ist Harry an der Reihe, der Daniil die Hand reicht und sein Gesicht zu einem freundlichen Grinsen verzieht. Danach bin ich dran.
Während Ilka ihrem Bruder etwas ins Ohr flüst ert – meinen Kurzlebenslauf, vermute ich –, sieht er mir direkt in die Augen. Es ist nicht nur der Hitze in diesem Club zu verdanken, dass ich knallrot anlaufe. Habe ich vorhin nicht etwas von wegen Tiefpunkt gesagt? Den haben wir nun endgültig erreicht.
Vielleicht ist mir ja das Glück hold, er hat in dieser Woche einen kompletten Gedächtnisverlust erlitten und kennt mich daher nicht mehr. Ein unbelasteter Neustart wäre für uns beide das Beste. Als er mir jedoch die Hand entgegenstreckt, ich ihm meine reiche, braves Mädchen!, ist mir klar, dass er sich nur allzu gut an mich erinnert. Das verrät schon sein verschmitztes Grinsen. Viel zu lange hält er meine Hand in der seinen fest. Viel zu sehr genieße ich die Wärme seiner Finger. Viel zu tief verliere ich mich in diesen dunklen Augen.
Es ist zermürbend. Denn als er mich loslässt, fühle ich mich seltsam allein, obwohl ich in einem Raum mit Hunderten von Menschen stehe.
Endlich ist Ben an der Reihe, was mir Zeit verschaff t, Daniil ungehindert zu betrachten. Er sieht frischer aus als beim letzten Mal. Sein legeres Shirt hat er gegen einen modischen Anzug getauscht. Er trägt ihn mit einer Würde, als wäre er darin geboren. Wie bereits vergangene Woche fasziniert mich auch heute sein markantes Gesicht – sein kantiger, männlicher Kiefer, die hohen Wangenknochen und die dunklen Haare lassen ihn verrucht und verführerisch wirken, sodass jede Frau versucht ist, sofort vor ihm auf die Knie zu sinken. Daniil strahlt Stärke, Ehrgeiz, Macht und puren Sex aus.
Er verkörpert den Typ von Mann, den wir uns heimlich wünschen . Sogar ich, wie ich zu meiner Schande gestehen muss. Die Affäre mit Ben, eine reine Notlösung, um Spannung abzubauen, hat mich erst recht in die Bredouille gebracht, denn immer wieder schiebt sich Daniil dazwischen.
Ja, verdamme mich , aber ich habe während des Aktes wirklich an diesen Kerl gedacht. Und noch viel
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