Head over Heels - Gaby Band 1 (German Edition)
mich eingehen und mich nicht behandeln, als würdest du Geld dafür bezahlen.“
Schnaubend mache ich einen Schritt vor. Ich will, nein , muss verhindern, dass sie geht. „Abigail …“
„Fass mich nicht an“, faucht sie, als ich meine Hand nach ihrer Wange ausstrecke. „Als ich letztes Mal bei dir geschlafen hab e, musst du dich vor Ekel doch übergeben haben. Warum ist das so?“
„Ic h kann das nicht. Dieses Danach ist einfach zu …“, verzweifelt ringe ich nach Worten.
„Intim?“, fragt sie wieder etwas ruhiger.
Ich fixiere sie mit mildem Blick, um den Schaden, den ich angerichtet habe, wenigstens ein bisschen auszubügeln.
„Du verlangst vo n mir, dass ich dir vertraue, mich leiten lasse und meinen eigenen Willen aufgebe. Doch was machst du? Nichts. Kein bisschen.“
Mir ist klar, wie wütend sie mein Schweigen macht. Aber ich kann es nicht ändern.
Wo habe ich bloß meine Eier gelassen?
„Es geht nicht, nicht wahr? Das denkst du selbst doch auch? Vielleicht haben wir uns das alles nur eingebildet. Vielleicht ist da gar nichts.“
Sie wird gehen, ich sehe es ihr an. Und wenn sie nun geht, wird alles um mich herum zusammenbrechen und mich unter sich begraben. Außerstande, es zu verhindern, stehe ich da und schweige wie ein Verbrecher, dem man die Zunge herausgeschnitten hat.
Ein letzter Blick zu mir, dann sieht sie auf die Brüstung und schüttelt energisch den Kopf. „Vergiss es. Ich mache mich doch nur lächerlich vor dir. Oder etwa nicht? Leb wohl, Daniil.“
Als sie verschwunde n ist, stemme ich mich mit beiden Armen an der Brüstung ab, lasse den Kopf hängen und möchte am liebsten laut brüllen. Es würde mir guttun, das weiß ich. Es wäre ein Ventil gefunden, das den Schmerz, den ich mir selbst zugefügt habe, lindert.
Ich werde um sie kämpfen. Nicht nur wegen der verfickten Kohle, wegen mir. Ich muss mir beweisen, dass ich in der Lage bin , Gefühle zu zeigen. Ich muss mir immer wieder vor Augen führen, dass es mehr als Sex gibt. Ich will diese Frau, auch wenn ich in diesem Moment vielleicht mein Todesurteil unterzeichne.
Die Frau, die mich aus dem auf Hochglanz polierten Spiegel im Fahrstuhl ansieht, tut mir leid. Sie sieht müde, geschafft und verheult aus. Ihre Augen sind rot unterlaufen, ihre Lippen geschwollen. Nicht nur von ihren wütenden Bissen, sondern auch von den Küssen des Mannes, den sie gerade verlassen hat. Nicht zum ersten Mal.
Wie oft wird sie das noch tun? Wie oft wird sie ihm wieder vergeben?
Schon jetzt hat sie Sehnsucht und presst ihre Stirn gegen den Spiegel.
„Warum machst du das?“, frage ich sie ratlos .
„Ich“, schnaubt sie entrüstet und schüttelt den Kopf.
Ich weiß, ich weiß. In Wahrheit trägt nicht sie die Schuld. Es ist die Schuld des Mannes. Daniils Schuld.
„Ich meine nicht dich, sonder n ihn“, rede ich weiter auf mein Spiegelbild ein. Wenn mich jemand hört, muss er mich wohl für geisteskrank halten.
Mit einem Pling bleibt der Lift stehen. Zögernd steige ich aus, ordne meine zerrupften Haare und stakse auf die Rezeption zu. Er ist mir nicht nachgelaufen. Habe ich das tatsächlich erwartet? Wie dumm von mir! So etwas würde er nie tun. Er ist nicht wie Ben. Daniil ist genauso stur wie ich. Er wird vermutlich noch immer auf dem zugigen Balkon stehen und sich eine Kippe nach der anderen reinziehen. Bis heute habe ich nicht gewusst, dass er überhaupt raucht. So vieles an ihm ist mir fremd, unklar und verborgen. Seine Laufbahn, seine Gedankenwelt, seine Vorstellungen von unserer Beziehung . Eine äußerst komplizierte, von Anfang an dem Untergang geweihte Gemeinschaft, die wir aus purer Lust aufeinander eingegangen sind. Ich wäre eine Lügnerin, würde ich behaupten, dass die Lust längst verflogen ist. Unsinn. Sie ist da, möglicherweise sogar stärker als zuvor und vielleicht ist es ihr geschuldet, dass ich kurz innehalte und überlege, ob ich nicht doch zurückkehren soll.
Doch wozu ? Für einen Mann, der mich wie ein Stück Dreck behandelt? Der über mich rutscht, ja, es klingt grausam, doch nicht anders ist es gewesen. Er hat sich das geholt, was er gewollt hat, er hat mich besessen, mich für eine Weile kontrolliert und geformt, nur um mich danach von der Bettkante zu stoßen. Meine Abschiedsworte sind hart gewesen. Aber vielleicht ist es diese Härte, die ihn zum Umdenken bewegen kann.
Umdenken? Verdammt, du würdest ihn doch sofort wieder nehmen, wenn er sich entschuldigt.
Ja, ich weiß. Nun ist es wohl an
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