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Head Shot: Thriller (Knaur TB) (German Edition)

Head Shot: Thriller (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Head Shot: Thriller (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Knopf
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der vom Spielfeldrand zusieht.«
    »Ich weiß Ihre Offenheit zu schätzen«, sagte ich. »Sehr erfrischend. Ich muss mich um die Party kümmern, aber ich würde mich freuen, die Möglichkeiten irgendwann in der nächsten Woche mit Ihnen zu erörtern.«
    »Klar, gern. Aber um was geht es unter dem Strich?«, fragte er mit einem Blinzeln.
    Ich blinzelte zurück.
    »Alle sind fasziniert von Gold und Silber, weil sie das kennen, weil sie es kaufen, um es ihren Frauen um den Hals zu hängen. Woran sie nicht denken, ist das exotische Zeug, Iridium, Palladium und Rhodium. Sie wissen nicht, dass diese Stoffe unabdingbar zur Produktion der einzigen Ware gehören, die Leute heutzutage noch kaufen – Laptops, Smartphones, Tablets und Spielkonsolen. Und woher stammen sie? Aus Gegenden mitten im Scheiß-Nirgendwo, aus Staaten, in denen die Leute einem ebenso ungerührt die Hand abschlagen, wie sie einen anschauen. Innerhalb der nächsten zehn Jahre werden wir in Afrika einmarschieren, nur um zu garantieren, dass Suzie weiterhin mit ihren idiotischen Freundinnen simsen kann.«
    Damit ließ ich ihn stehen und begrüßte den nächsten Gast in Sichtweite, einen jungen Dandy in goldener Breitkordhose und den schönsten italienischen Schuhen, die ich jemals gesehen hatte. Seine Begleiterin trug ein rotes bodenlanges Röhrenkleid mit dürftigem Schlitz, das sie bedenklich in ihrer Bewegungsfreiheit einschränkte. Sie nahm es gelassen, ohne Würde oder Gleichmut zu opfern.
    Die nächste Person, der ich begegnete, war Natsumi in ihrem glitzernden silbernen Disco-Ensemble, wunderbar sexy, aber unangenehm anzufassen.
    »Wie machen wir uns?«, erkundigte ich mich.
    »Es hat erst ein Gast Feuer gefangen, demnach liegen wir noch nach Punkten vorn, denke ich.«
    »Haben wir einen Krankenwagen gerufen?«
    »Nein, aber ich glaube, wir müssen einen neuen goldenen Blazer kaufen. Ich schlage etwas schwer Entflammbares vor.«
    »Was redet man denn so?«, fragte ich mit einem Blick über die Menge.
    »Das kannst du bis hier hören. ›Wer sind diese Leute? Was machen sie? Man findet sie nicht mal auf Google. Aber sie sieht umwerfend aus.‹ Stimmt nicht, das Letzte habe ich erfunden.«
    »Hast du nicht. Du bist umwerfend«, sagte ich.
    »Die perfekte Antwort. Für einen Typen mit Loch im Kopf bist du ganz schön schlagfertig.«
    »Hat irgendjemand versucht, dich auszuhorchen?«
    »Der Typ da drüben in dem grünen Blazer und der karierten Hose, der ganz offensichtlich die Einladung nicht gelesen hat, hat mir eine Belohnung angeboten, wenn ich ihm ein Exklusivgespräch vermittle. Zehn Prozent, was ich überaus großzügig finde. Ich hätte es auch für fünf getan.«
    Im pulsierenden Licht des flammenerfüllten Saals konnte ich einen besseren Blick auf den Mann im grünen Blazer werfen, der ebenfalls auf meiner Liste stand. Nach den Kriterien war er ein bisschen zu alt, aber sein Gesicht hatte die richtige Form, und sein Haaransatz wich zurück. Ich ging hinüber und stellte mich noch einmal vor.
    »Nathan Charles«, erwiderte er mit einem Händedruck. »Geborener Chomsky, wie der geniale Radikale, aber mit so einem Namen wird man an der Wall Street nichts.« Ganz allmählich fragte ich mich, ob überhaupt einer der Partygäste noch seinen Ursprungsnamen trug. »Ich zerbreche mir den Kopf über Sie, wie alle anderen hier. Und ich bin wirklich im Warentermingeschäft. Ich kann Ihnen auswendig alle Eröffnungs- und Schlusspreise jeder Ware aufzählen, mit der man handeln kann. Öl, Weizen, Kaffee, Eisenerz, Schweinebäuche. Edelmetalle? Wie geht das?«
    Ich lieferte ihm die technischere und weniger umgangssprachliche Version dessen, was ich Antonelli erzählt hatte.
    »Okay, das Konzept leuchtet mir fast ein«, meinte er. »Aber inwiefern unterscheidet sich das vom freien Markt?«
    »Ein fast unerschöpflicher Vorrat zu Preisen, die Sie nicht mehr gesehen haben, seit man aus Iridium Füllfedern produzierte«, versicherte ich ihm, ehe ich meinen nächsten Abgang hinlegte.
    Ich wiederholte diese Geschichte mit leichten Abwandlungen mehrmals, ehe der erste Abschnitt der Gala in den zweiten überging, ein Menü im Bankettsaal. Auf meine Bitte gab Nitzy die Gastgeberin und hielt eine kurze, nur leicht vom Champagner beeinträchtigte Rede, in der auch meine sechsstellige Spende an das Museum Erwähnung fand, eine Geste des guten Willens und der Ermunterung für andere, es mir gleichzutun.
    Die meisten der am Tisch Sitzenden schauten, Nitzys Blick folgend,

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