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Headhunter

Headhunter

Titel: Headhunter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbo
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Zeit, bis wieder ein anständiges Bild
auftauchte. Das letzte, »Model in Heels« von Soren Onsager, lag mehr als drei
Monate zurück und hatte auch nur knapp 60000 eingebracht. Es musste etwas geschehen. Bald. QPR brauchte
einen Glückstreffer, einen Schlenzer in den Winkel, der sie - verdient oder
nicht - nach Wembley brachte. So etwas konnte vorkommen, hatte ich gehört. Ich
seufzte und schickte Eva Mudocci zum Drucker.
     
    Es
sollte Champagner geben, also bestellte ich mir ein Taxi. Als ich einstieg,
nannte ich wie immer nur den Namen der Galerie, das war eine Art Test für
unsere Marketingkampagne. Aber der Taxifahrer blickte nur - auch das wie immer
- fragend in den Rückspiegel.
    »Erling
Skjalgssons gate«, sagte ich seufzend.
    Diana
und ich hatten die Lage der Galerie lange und ausführlich diskutiert, bevor
sie sich für die Räumlichkeiten entschied. Mir war es dabei in erster Linie
darauf angekommen, dass die Galerie in der Achse Skillebekk-Frogner lag. Dort
wohnten die finanzkräftigen Kunden, und dort lagen auch die anderen Galerien,
die etwas auf sich hielten. Sich außerhalb dieses Kreises niederzulassen,
konnte den frühen Tod für eine neue Galerie bedeuten. Dianas Vorbild war die
Serpentine Gallery im Hyde Park in London. Ihr war es wichtig, dass die
Galerie nicht an einer der belebten Straßen wie der Bygdoy alle oder dem Gamle
Drammensvei lag, sondern in einer ruhigen Nebenstraße, die Raum für
Kontemplation gab. Eine etwas zurückgezogene Lage unterstrich überdies die
Exklusivität und signalisierte, dass diese Galerie nur etwas für Eingeweihte
und Kenner war.
    Ich
war damit einverstanden gewesen, hoffte ich doch, dass die Miete so vielleicht
zahlbar sein würde.
    Bis
sie mir gesagt hatte, dass sie sich dann ja auch noch ein paar extra
Quadratmeter für einen angrenzenden Salon leisten könnte, für die Feiern, die
jeder Vernissage folgten. Sie hatte sich bereits ein freies Objekt in der
Erling Skjalgssons gate angesehen, das perfekt geeignet wäre, wenn auch etwas
groß. Ich hatte damals den Namen »Galerie E« ins Spiel gebracht - E wie Erling
Skjalgssons gate. In Anlehnung an die Galerie K, eine der am besten laufenden
Galerien der Stadt. Mit diesem Namen wollte ich auch ein Zeichen für die finanzkräftigen,
qualitätsbewussten und entsprechend hippen Kunden setzen.
    Ich
wies nicht extra darauf hin, dass man das »E« auch als »Galerie Eins« deuten
konnte, derlei Effekthascherei mochte Diana nicht.
    Der
Mietvertrag war unterzeichnet worden, und mit den gleich darauf beginnenden
umfangreichen Renovierungsarbeiten hatte unser Ruin begonnen.
    Als
das Taxi vor der Galerie hielt, bemerkte ich, dass am Bürgersteig deutlich mehr
Jaguare oder Lexus parkten als sonst. Ein gutes Zeichen, zumindest dann, wenn
es nicht auf irgendwelche Empfänge in einer der umliegenden Botschaften
zurückzuführen war, oder auf eine Party der steinreichen Unternehmerin Celina
Midelfart in ihrer nahe gelegenen Villa.
    Bassdominierter
Ambient aus den Achtzigern strömte angenehm leise aus den Lautsprechern, als
ich die Galerie betrat. Als Nächstes würden die Goldberg-Variationen folgen,
ich kannte die Reihenfolge, hatte ich diese CD doch selbst für Diana gebrannt.
    Trotz
der frühen Uhrzeit - es war erst halb neun - war die Galerie bereits zur Hälfte
gefüllt. Ein gutes Zeichen, denn die Kundschaft der Galerie E kommt für
gewöhnlich erst spät. Diana hatte mir erklärt, dass überfüllte Vernissagen als
vulgär gelten, während halbvolle Lokalitäten die Exklusivität betonen. Meine
Erfahrung sagte mir jedoch, dass umso mehr Bilder verkauft wurden, je mehr
Menschen kamen. Ich nickte nach rechts und links, ohne dass mein Gruß erwidert
wurde, und steuerte die mobile Bar an. Dianas fester Barkeeper, Nick, reichte
mir eine Champagnerflöte.
    »Teuer?«,
fragte ich und probierte die bitteren Bläschen.
    »Sechshundert«,
antwortete Nick.
    »Dann
sollten wir ein paar Bilder verkaufen«, sagte ich.
    »Wer
ist der Künstler?«
    »Atle
Norum.«
    »Ich
weiß, wie er heißt, Nick, ich weiß nur nicht, wie er aussieht.«
    »Dahinten.«
Nick drehte den großen, ebenholzschwarzen Kopf nach rechts. »Neben Ihrer Frau.«
    Ich
nahm gerade noch wahr, dass der Künstler ein kräftiger Kerl mit Bart war, doch
dann hatte ich nur noch Augen für sie.
    Die
weiße Lederhose legte sich um ihre schlanken Beine und ließ sie noch größer
wirken. Die glatten, langen Haare hingen rechts und links neben ihrem gerade
geschnittenen Pony

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