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Headhunter

Headhunter

Titel: Headhunter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbo
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Überzeugungsarbeit auf mich zukommen.«
    »Aber
das kann niemand besser als du.« Sie küsste mich auf die Stirn. »Über deinen
Rekord reden inzwischen sogar schon andere.«
    »Welchen
Rekord?«
    »Der
Mann, der jeden Kandidaten unterbringt, den er vorschlägt.«
    »Ach das«, sagte ich und tat überrascht.
    »Du wirst es sicher auch dieses Mal schaffen.«
    »Wie geht's Cathrine?«
    Diana
fuhr mir mit der Hand durch die dicken Haare. »Fantastisch. Wie immer. Wenn
nicht noch fantastischer als sonst.«
    »Sie
wird irgendwann noch mal vor Glück sterben.«
    Diana
drückte ihr Gesicht in meine Haare und sagte leise: »Sie hat gerade erfahren,
dass sie schwanger ist.«
    »Dann
hat sie jetzt wohl eine weniger fantastische Zeit vor sich?«
    »Unsinn!«,
murmelte sie. »Hast du getrunken?«
    »Ein
bisschen. Sollen wir auf Cathrine anstoßen?«
    »Ich
geh ins Bett, ich bin todmüde von all dem Glücksgerede. Kommst du?«
    Als
ich hinter ihr im Bett lag, die Arme um sie geschlungen, ihren Rücken an meinem
Bauch, wurde mir plötzlich bewusst, was mir seit dem Gespräch mit Greve durch
den Kopf gespukt war. Jetzt konnte sie ruhig schwanger werden, jetzt konnte ich
ihr ein Kind schenken. Ich hatte endlich festen Boden unter den Füßen, jetzt
konnte mich auch ein Kind nicht mehr verdrängen. Denn mit dem Rubens war ich
endlich der Löwe, der Herrscher, von dem Diana gesprochen hatte. Der
unersetzliche Versorger. Nicht dass Diana das bislang bezweifelt hatte - nur
ich hatte immer Angst, diese Rolle nicht erfüllen zu können. Ich war mir
selbst nie sicher gewesen, ob ich der wachsame Beschützer sein konnte, den eine
Frau wie Diana verdiente, und hatte immer befürchtet, ein Kind könne Diana die
Augen öffnen und ihr ihre gesegnete Blindheit nehmen. Aber jetzt durfte sie
gerne alles sehen. Auf jeden Fall fast alles.
    Die
klare, kalte Luft, die durch das offene Fenster ins Schlafzimmer strömte,
machte mir eine Gänsehaut, und ich spürte eine Erektion kommen.
    Diana
atmete aber bereits tief und ruhig.
    Ich
ließ sie los, und sie drehte sich auf den Rücken, vertrauensvoll und wehrlos
wie ein Säugling.
    Ich
schlüpfte aus dem Bett.
    Der
Jizo-Altar war seit gestern allem Anschein nach unberührt. In der Regel
verging kein Tag, ohne dass sie irgendetwas veränderte: das Wasser wechselte,
eine neue Kerze oder neue Blumen aufstellte.
    Ich
ging nach oben ins Wohnzimmer und goss mir einen Whisky ein. Ein 30 Jahre alter Macallan,
ein Geschenk von einem zufriedenen Kunden, dessen Firma es inzwischen sogar an
die Börse geschafft hatte.
    Das
Parkett vor dem Fenster war kalt. Ich blickte nach unten zur Garage, die im
Mondlicht badete. Ove war jetzt sicher schon auf dem Weg. Er würde die Tür
öffnen und sich in den Wagen setzen, zu dem er einen Ersatzschlüssel hatte. Er
würde die Eva Mudocci herausnehmen, in die Mappe legen und zu seinem eigenen
Auto laufen, das er weit genug entfernt geparkt hatte, dass man es nicht in
Verbindung mit unserer Adresse bringen konnte. Dann würde er zum Hehler nach
Göteborg fahren, das Bild abliefern und morgen früh wieder zurück sein. Aber
Eva Mudocci war jetzt uninteressant, ein nervenaufreibender Nebenjob, der noch
erledigt werden musste. Hoffentlich brachte Ove eine brauchbare Reproduktion
von Rubens' »Eberjagd« aus Göteborg mit und versteckte sie unter dem
Deckenbezug des Volvos, bevor die Nachbarn aufstanden.
    Früher
war Ove mit meinem Wagen nach Göteborg gefahren. Ich selbst hatte nie mit dem
Hehler gesprochen und hoffte, dass dieser auch nichts von meiner Existenz
wusste. Es sollte so aussehen, als wäre Ove ein Einzeltäter. Es war mir
wichtig, dass es möglichst wenig Kontaktpunkte gab, möglichst wenig Menschen,
die irgendwann mit dem Finger auf mich zeigen konnten. Kriminelle wurden früher
oder später geschnappt, daher musste man darauf achten, dass man nicht allzu
leicht mit ihnen in Verbindung gebracht werden konnte. Also sorgte ich dafür,
dass ich in der Öffentlichkeit nie im Gespräch mit Kjikerud gesehen wurde, und
rief ihn aus einer Telefonzelle an, wenn es etwas zu bereden gab. Ich wollte
nicht, dass meine Nummer auf seiner Anrufliste verzeichnet war, sollte er
geschnappt werden. Wenn wir Geld aufteilen oder eine Strategie besprechen
wollten, gingen wir in eine einsam gelegene Hütte in der Nähe von Elverum. Ove
mietete sie von einem verschrobenen Bauern, der wie ein Einsiedler lebte, und
jeder von uns fuhr mit seinem eigenen Auto dorthin.
    Auf
einer dieser Fahrten war

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