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Headhunter

Headhunter

Titel: Headhunter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbo
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die die Müllverbrennung
überwachten. Und wenn ich die Leiche selbst an einem abgelegenen Ort
verbrannte? Aber menschliche Körper brennen ziemlich schlecht: In Indien
rechnet man durchschnittlich mit zehn Stunden für eine Leichenverbrennung.
Oder sollte ich zurück in die Garage fahren, wenn Diana in der Galerie war, und
doch noch die Werkbank und die Stichsäge in Betrieb nehmen, die mir mein
Schwiegervater ohne sichtbare Ironie zur Hochzeit geschenkt hatte? Ich konnte
die Leiche in kleine Stücke zersägen, in Plastik einwickeln, mit Steinen
beschweren und in einem der zahllosen Seen in den Wäldern rund um Oslo
versenken.
    Ich
schlug mir mehrmals mit der Faust gegen die Stirn. Verdammt, was waren das
denn für Gedanken? Zersägen? Warum das denn? Ich hatte doch oft genug CSI gesehen, um zu wissen,
dass ich damit geradezu darum bat, entlarvt zu werden. Ein einziger Blutfleck,
die Spur des Sägeblattes, die man bis zur Säge meines Schwiegervaters
zurückverfolgen konnte, und schon saß ich in der Scheiße. Und überhaupt, warum
sollte ich mir Mühe geben, die Leiche zu verstecken? Warum nicht einfach eine
abgelegene Brücke an irgendeinem See suchen und Kjikeruds sterbliche Überreste
über das Geländer hieven? Es konnte mir doch egal sein, ob die Leiche irgendwann
an die Oberfläche stieg. Schließlich war ich mit dem Mord nicht in Verbindung
zu bringen, kannte keinen Ove Kjikerud und wusste nicht einmal, wie man Curare
buchstabierte.
    Die
Wahl fiel auf das Maridalen. Es war nur zehn Minuten von der Stadt entfernt,
und es gab dort eine Unzahl von kleinen Seen und Bächen. Überdies war diese
Gegend vormittags unter der Woche in der Regel menschenleer. Ich rief Ida-Oda
an und sagte, dass ich heute etwas später kommen würde.
    Ich
fuhr eine halbe Stunde und passierte dabei einige Millionen Kubikmeter Holz
und zwei Provinznester, die schockierend nah an der norwegischen Hauptstadt
lagen. Aber dann fand ich die Brücke, die ich suchte. An einem Schotterweg,
der von der Straße abzweigte. Ich hielt an und wartete fünf Minuten. Keine
Menschenseele, kein Auto und kein Haus waren zu sehen oder zu hören, lediglich
ein kalter Vogelschrei durchdrang hin und wieder die Stille. Ein Rabe? Auf
jeden Fall etwas Schwarzes. Genauso schwarz wie das Wasser, das still und
geheimnisvoll nur einen Meter unter der niedrigen Holzbrücke lag. Perfekt.
    Ich
öffnete den Kofferraum. Ove lag noch immer so, wie ich ihn hineingelegt hatte:
Mit dem Gesicht nach unten, die Arme an den Seiten und das Gesäß leicht nach
oben ragend. Ich sah mich ein letztes Mal um, um mich zu vergewissern, dass ich
allein war. Dann handelte ich. Rasch und effektiv.
    Es
platschte überraschend leise, als die Leiche auf die Wasseroberfläche traf,
ein tiefes Glucksen, als wollte der See sich bei dieser dunklen Tat mit mir
verbünden. Ich lehnte mich ans Geländer und starrte auf das stumme, schwarze
Wasser.
    Ich
versuchte zu überlegen, was ich jetzt tun musste. Und auf einmal kam es mir so
vor, als stiege Ove Kjikerud wieder zu mir empor: ein grünlich blasses Gesicht
mit weit aufgerissenen Augen, das an die Oberfläche wollte, ein Toter mit
Schlamm im Mund und Seegras in den Haaren. Ich dachte gerade, dass ich erst mal
einen Whisky brauchte, um meine Nerven zu beruhigen, als das Gesicht die
Wasseroberfläche durchstieß und weiter zu mir aufstieg.
    Ich
schrie. Und die Leiche schrie. Ein röchelnder Laut, der allen Sauerstoff aus
der Luft zu saugen schien.
    Dann
war die Leiche wieder weg, verschluckt vom schwarzen Wasser.
    Ich
starrte ins Dunkel. War das gerade wirklich geschehen? Verdammt ja, das Echo
hing ja noch immer über den Baumwipfeln. Ich sprang über das Geländer, hielt
die Luft an und wartete darauf, dass das eiskalte Wasser mich umschloss. Doch
im nächsten Moment ging ein Stoß durch meinen Körper, und ich stellte fest,
dass ich in hüfttiefem Wasser stand. Das heißt, ich stand nicht wirklich auf
festem Boden, unter meinem einen Fuß bewegte sich etwas. Ich griff ins schlammige
Wasser und bekam etwas zu fassen, das ich erst für Seegras hielt, bis ich den
Schädel darunter spürte und ihn zu mir nach oben zog. Ove Kjikeruds Gesicht kam
wieder zum Vorschein, seine Augen blinzelten, und wieder war das tiefe Röcheln
eines Mannes zu hören, der verzweifelt nach Luft schnappt.
    Das
war einfach zu viel für mich. Einen Moment hatte ich wirklich Lust, ihn
loszulassen und einfach abzuhauen.
    Aber
das konnte ich doch nicht tun,

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