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Headhunter

Headhunter

Titel: Headhunter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbo
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meine Lippen darum schließen konnte. Dann klappte ich den
Klodeckel hoch. Der Gestank schlug mir entgegen. Es waren anderthalb Meter bis
hinunter in den Behälter mit der dünnflüssigen Mischung aus Exkrementen, Urin,
Klopapier und Regenwasser, das durch die Seiten hereinkam. Um den Behälter bis
zur Entleerungsstelle mitten im Wald zu tragen, brauchte man mindestens zwei
Männer. Es war ein grauenvoller Job, der reinste Alptraum. Im wahrsten Sinn
des Wortes. Ove und ich hatten das bislang nur ein Mal vollbracht, danach hatte
ich drei Nächte lang von schwappender Scheiße geträumt. Und auch Aa hatte sich
allem Anschein nach vor dieser Arbeit gedrückt, denn der anderthalb Meter tiefe
Behälter war bis zum Rand gefüllt. Was mir in diesem Augenblick allerdings
sehr recht war. Nicht einmal ein Nietherterrier würde etwas anderes riechen
können als Scheiße, wenn er vor diesem Plumpsklo stand.
    Ich
legte mir den Deckel so auf den Kopf, dass er nicht herunterrutschen konnte,
stemmte die Handflächen rechts und links neben das Loch und ließ mich langsam
herab.
    Es
war ein unwirkliches Gefühl, in der Scheiße zu versinken und den leichten
Druck des Kots am Körper zu spüren, als ich mich mit gestreckten Gliedern nach
unten drückte. Der Klodeckel blieb liegen, als mein Kopf den Rand des Loches
passierte. Mein Geruchssinn hatte sich wegen Überlastung bereits ausgeschaltet
oder machte Urlaub, so dass ich lediglich eine vermehrte Aktivität meiner
Tränendrüsen spürte. Die oberste, flüssigste Schicht des Behälters war eiskalt,
während es weiter unten richtiggehend warm wurde, vermutlich spielten sich
hier diverse chemische Vorgänge ab. Hatte ich nicht irgendwo gelesen, dass sich
in solchen Plumpsklos Methangas bildete, an dem man sterben konnte, wenn man
zu viel davon einatmete? Als ich festen Boden unter den Füßen spürte, hockte
ich mich hin. Tränen rannen mir über die Wangen, meine Nase lief. Ich legte
den Kopf nach hinten, sorgte dafür, dass die Papprolle gerade nach oben zeigte,
schloss die Augen und versuchte mich zu entspannen, um den Brechreiz in Schach
zu halten. Dann ging ich noch tiefer in die Hocke. Meine Ohren füllten sich mit
Scheiße, und plötzlich war alles still und dunkel. Ich zwang mich, durch die
Papierrolle zu atmen. Es funktionierte. Jetzt nur nicht tiefer hineinrutschen.
Es wäre natürlich ein reichlich symbolträchtiger Tod, an Oves und meiner
eigenen alten Scheiße zu ersticken, aber ich hatte weiß Gott keine Lust auf
einen symbolträchtigen Tod. Ich wollte leben.
    Wie
aus weiter Ferne hörte ich eine Tür.
    Jemand
kam näher.
    Ich
spürte die Vibrationen schwerer Schritte. Stampfen. Und dann wurde es still.
Leichtes Tapsen. Der Hund. Der Klodeckel wurde abgenommen. Ich wusste, dass
mich Greve in diesem Moment anstarrte. In mich hinein starrte. Er blickte in
die Öffnung einer Klopapierrolle, die direkt in mein Inneres führte. Ich
atmete so leise ich konnte. Die Pappe war langsam durchgeweicht, und ich
wusste, dass sie bald einknicken und undicht werden würde.
    Dann
war ein dumpfer Laut zu hören. Was war das?
    Der
nächste Laut war unverkennbar. Eine plötzliche Explosion ging in ein
zischendes Klagen über, das schließlich verstummte. Der Abschluss war ein
wohliges Stöhnen.
    Oh
verdammt, dachte ich.
    Und
ganz richtig. Ein paar Sekunden später hörte ich ein Platschen, und etwas legte
sich schwer auf mein Gesicht. Einen Moment lang erschien der Tod mir durchaus
als akzeptable Alternative, aber das ging vorüber. Eigentlich war es ziemlich
paradox: Ich hatte nie weniger Grund gehabt zu leben, wünschte mir dieses Leben
aber nie intensiver als in diesem Moment. Oben folgte ein langgezogenes
Stöhnen, es ging noch weiter. Wenn er nur die Öffnung der Papprolle nicht traf!
Ich spürte Panik aufkommen und hatte plötzlich das Gefühl, nicht mehr genug
Luft zu bekommen. Erneutes Platschen.
    Mir
wurde schwindelig, und meine Oberschenkelmuskulatur brannte bereits vor
Überanstrengung in der hockenden Stellung. Ich richtete mich ein klein wenig
auf, und mein Gesicht durchbrach die Oberfläche. Ich blinzelte und blinzelte
und starrte direkt auf Clas Greves weißen, behaarten After. Und davor zeichnete
sich ein solider, ja ein mehr als solider, ein wahrhaft imposanter Schwanz ab.
Und da ein Mann nicht einmal unter Todesangst seinen Penisneid verdrängen kann,
dachte ich an Diana. In diesem Moment wusste ich, dass ich Clas Greve töten
würde, wenn er mir nicht zuvorkam. Greve erhob

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