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Headhunter

Headhunter

Titel: Headhunter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbo
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sich, Licht fiel durch das Loch,
und ich bemerkte, dass irgendetwas nicht stimmte, dass da etwas fehlte. Ich
schloss die Augen und tauchte wieder unter. Das Schwindelgefühl raubte mir fast
die Besinnung. War ich im Begriff, an einer Methanvergiftung zu sterben?
    Dann
war es einen Moment lang still. War es vorbei? Ich war mitten in einem Atemzug,
als ich plötzlich spürte, dass keine Luft mehr kam, irgendetwas blockierte die
Luftzufuhr. Meine primären Instinkte gewannen die Oberhand, und ich begann zu
strampeln. Ich musste hier raus. Mein Gesicht durchbrach die Oberfläche, als
ich ein hölzernes Rumpeln hörte. Ich kniff die Augen mehrmals zu und öffnete
sie wieder. Über mir war es dunkel. Dann hörte ich schwere Schritte, eine Tür,
die geöffnet wurde, gefolgt von leichtem Tapsen und dem Schließen der Tür. Ich
spuckte die Klopapierrolle aus und sah, was geschehen war. Etwas Weißes hatte
sich über die Öffnung gelegt: das Klopapier, mit dem Greve sich abgewischt
hatte.
    Ich
richtete mich auf und blickte gerade noch rechtzeitig durch die Ritzen zwischen
den Planken, um zu sehen, wie Greve den Hund in den Wald beorderte, während er
selbst noch einmal in der Hütte verschwand. Sein Hund hetzte bergauf Richtung
Bergkuppe. Ich blickte ihm nach, bis er zwischen den Bäumen verschwand. Im
gleichen Moment - vielleicht genoss ich einen Moment die Erleichterung, die
Hoffnung zu entkommen - entwich mir ein unbeabsichtigtes Schluchzen. Nein,
dachte ich. Nicht hoffen. Nicht fühlen. Cool bleiben. Analytisch denken. Komm
schon, Brown. Denken. Primzahlen. Behalt die Übersicht über das Schachbrett.
Okay. Wie hatte Greve mich finden können? Wie zum Teufel hatte er von der Hütte
erfahren? Diana hatte doch nie etwas von diesem Ort gewusst. Mit wem hatte er
gesprochen? Keine Antwort. Nein. Tja, welche Möglichkeiten blieben mir? Ich
musste hier weg, und ich hatte zwei Vorteile: Die Dämmerung hatte eingesetzt.
Und da mein ganzer Körper mit Exkrementen bedeckt war, überlagerte der Gestank
meinen eigenen Geruch. Aber ich hatte Kopfschmerzen, und der Schwindel wurde
auch immer schlimmer. Ich konnte nicht warten, bis es richtig dunkel war, also
kletterte ich aus dem Behälter und ließ mich an der Außenseite nach unten
gleiten, bis meine Füße auf dem Hang hinter dem Klohäuschen landeten. Ich
hockte mich hin und nahm mir den Waldrand als Ziel. Von dort konnte ich nach
unten zur Scheune laufen und dann mit dem Auto abhauen. Denn die Autoschlüssel
hatte ich doch wohl noch in der Tasche? Ich fühlte mit der Hand nach. Ich der
linken Tasche waren nur ein paar Scheine, Oves Kreditkarte und meine und seine
Hausschlüssel. Und in der rechten? Ein erleichterter Seufzer kam mir über die
Lippen, als meine Finger die Schlüssel und das Handy fanden.
    Das
Handy.
    Natürlich.
    Handys
stehen in Verbindung mit einem Sendemast, der ein bestimmtes Gebiet abdeckt. So
kann man zwar nur eine gewisse Region bestimmen und keinen exakten Standort ausmachen,
aber wenn einer der Telenor-Sendemasten mein Telefon hier ausgemacht hatte, gab
es kaum Alternativen: Sindre Aas Haus ist das einzige weit und breit. Natürlich
setzte das voraus, dass Clas Greve einen direkten Kontakt zur Zentrale von
Telenor hatte. Aber mich überraschte inzwischen gar nichts mehr, nein, und
langsam gingen mir die Augen auf. Dieser Felsenbrink, der sich angehört hatte,
als hätte er meinen Anruf erwartet, bestätigte meinen Verdacht nur. Es ging gar
nicht um eine Dreiecksgeschichte mit mir, meiner Frau und einem geilen
Holländer in den Hauptrollen. Hatte ich recht, steckte ich in viel größeren
Schwierigkeiten, als ich mir jemals hätte vorstellen können.
     
    Kapitel
14
     
    Massey
Ferguson
     
    Ich
streckte den Kopf vorsichtig hinter dem Häuschen hervor und blickte zur Hütte.
Die schwarzen Scheiben verrieten nichts. Er hatte das Licht also nicht
eingeschaltet. Mir blieb keine Wahl. Hier konnte ich nicht bleiben. Ich
wartete, bis eine Bö durch die Bäume rauschte, und rannte los. Sieben Sekunden
später hatte ich den Waldrand erreicht und versteckte mich hinter ein paar
Bäumen. Aber diese sieben Sekunden hatten mir beinahe die Besinnung geraubt,
meine Lunge schmerzte, mein Kopf dröhnte, und mir war so schwindelig wie
damals, als Vater mich zum ersten Mal mit ins Tivoli genommen hatte. Das war an
meinem neunten Geburtstag gewesen, er hatte mir den Besuch geschenkt, und
Vater und ich waren die einzigen Gäste, abgesehen von den drei angetrunkenen
Teenagern, die

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