Hear the Wind blow
Recht der Öffentlichkeit gegen die Bedürfnisse des Polizeibeamten« trug. Dann reichte er mir ein weiteres Blatt, »Widersprüche in der gewaltsam erzwungenen Zeugenaussage«.
»Pflichtlektüre«, sagte er. »Heutzutage.«
»Endlich mal was anderes als Jerry Cotton « , sagte ich.
»Eigentlich ist es sogar ziemlich interessant«, meinte er. »Ich kann dir ja ein paar Kopien schicken, wenn du willst. Du glaubst wahrscheinlich immer noch, daß Miranda eine Art Meerjungfrau ist .«
Ich bedankte mich bei ihm, sagte ihm, daß meine Adresse im Telefonbuch stehe, und verließ ihn gerade noch rechtzeitig, um in den Berufsverkehr zu kommen. Es war fast dreiviertel vier, als ich vor meinem Apartment parkte. Natürlich wußte ich, wer Miranda war, jedes Kind kennt den Fall Miranda, Freispruch wegen unterlassener Rechtsbelehrung, läppisch, aber was wenige wissen: Miranda spielte Third Base bei den alten Chicago Cubs . Schlug nie weit genug raus, landete keine Treffer.
7
Als ich bei den Kalvins eintraf, hatten sich schon ein paar Dutzend Leute versammelt, und minütlich kamen neue dazu. Das Haus selbst war eine große, zweistöckige Angelegenheit auf der Wilson Crescent und unregelmäßig mit weißem Stuck verputzt. Im Vorgarten standen zwei Orangenbäume und etwas, das eventuell ein Avocado sein konnte. Ein bißchen weiter die Straße hinunter fand ich einen Parkplatz, schloß den Wagen ab, klemmte meinen echten Imitationslederkoffer mit den Goldinitialen (nicht meinen) unter den Arm und schlenderte zum Haus zurück.
Es schien ein angenehmer Stadtteil zu sein, flach und warm, aber angenehm. Die meisten Häuser, an denen ich vorbeiging, lagen wohl so in der Hunderttausend-Dollar-und-darüber-Klasse , obwohl es auch ein paar kleinere gab. Am Ende des Straßenblocks, wo Wilson auf Acacia stieß, standen sich zwei dreigeschossige Mietshäuser gegenüber.
Die Haustür war offen, darum klingelte ich und trat gleich ein. Ein gedrungener Mann in Schottenhosen und einem karierten Wollhemd begrüßte mich mit viel Gewese und ausgestreckter Hand. In der anderen hielt er ein Glas.
»Don Kalvin «, sagte er.
»Victor Daniel«, sagte ich.
» Vic «, sagte er. Wir schüttelten uns die Hände. »Fein, daß Sie es geschafft haben. Kommen Sie rein und mischen Sie sich unters Volk .«
Er führte mich in ein großes Wohnzimmer.
»Legen Sie das Ding irgendwo hier ab«, sagte er und meinte meinen Aktenkoffer, »ich hole Ihnen einen Drink. Nennen Sie Ihr Gift .«
»Vielleicht nachher«, sagte ich. Es klingelte schon wieder.
»Hier ist heute abend die Hölle los«, sagte er und machte eine forsche Drehung in Richtung Tür. »Bin gleich wieder da. Fangen Sie nicht ohne mich an .«
Ich lächelte ein paar Leuten zu, die mir zulächelten, dann nahm ich auf einem der Klappstühle Platz, die in drei Reihen zum rückwärtigen Teil des Hauses hin aufgestellt worden waren, wo eine Balkontür den Blick auf eine Terrasse mit Stufen zum Garten hinunter freigab. Die Gartenbeleuchtung war eingeschaltet worden, damit niemandem entging, daß die Kalvins einen Whirlpool hatten. Ich hasse Whirlpools. Wasser ist schon schlimm genug, wenn es gar nichts macht, aber siedend heiß, blubbernd und schäumend ist es das Allerletzte.
Ich schaute mich wie ein guter Detektiv im Raum um. Viel Geld und wenig Geschmack sah ich da, eine nicht seltene Kombination in Southern California . Zwei teure messingbeschlagene Sofas standen sich gegenüber, im rechten Winkel zu dem protzigen Stein- und Schiefer-Kamin, in dem ein allerliebstes Arrangement aus Strohblumen das Auge beglückte. Schwere, achteckige Tische an den Sofaenden . Zwei hohe Stehlampen aus Chrom und Rauchglas. Solide wirkende Aschenbecher aus geschliffenem Stein. Keine Bilder an den Wänden, sondern gerahmte Fotografien, alle künstlerisch angehaucht — lange Belichtungen von Scheinwerferschleifen, die Autos in der Nacht verursachen, eine einsame Möwe im Sonnenuntergang, eine Nahaufnahme eines Wassertropfens auf einem Rosenblatt, so in der Art. Eine hübsche Frau in einem silbernen Jumpsuit , auf dem ein rosa Herz an der Stelle aufgenäht war, wo sich Herzen ungefähr befinden, und rosa Ballettschuhchen kam auf mich zu und sagte: »Hallo, ich bin Dottie Kalvin , welche Hausnummer sind Sie ?«
»Ich hab keine«, sagte ich und erhob mich, wie es die Etikette gebietet. »Ich bin die gedungene Hilfe .«
» Ohhh «, sagte sie. »Na dann hallo, gedungene Hilfe. Wie wär’s mit ‘nem kleinen Drink
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