Heart Beat
Sicherheit kein gutes Zeichen. »Ihr habt inzwischen einen Termin für die Hochzeit festgelegt?«
Chloe rümpfte die sommergesprosste Nase. »Leider noch nicht. Lewis und ich sind uns uneinig, was die Jahreszeit betrifft. Ich würde gern im Frühjahr heiraten, er im Herbst.«
Diesen Herbst? Der Kerl hatte es offenbar eilig. »In den nächsten zehn Jahren werdet ihr euch bestimmt einig«, sagte Cole, worauf seine Schwester ihm lachend auf den Arm klapste.
»Sei nicht so pessimistisch. Ich kriege es schon hin, Lewis für meine Vorstellungen der Hochzeit zu begeistern. Unterschätze nie die Waffen einer Frau.«
Ihre Waffen unterschätzte er keineswegs. Es war Lewis, dem er nicht über den Weg traute. »Möchtest du mir dann verraten, was ihr Schönes beschlossen habt?«
»Wir ziehen nach New York«, platzte Chloe heraus und leuchtete wie hundert Sonnenstunden. Ihr Enthusiasmus war ansteckend, und er konnte nicht anders, als sich für sie zu freuen. Auf diese Weise würde er Lewis außerdem besser im Auge behalten können.
»Habt ihr schon ein Apartment gefunden? Wenn ihr wollt …«
»Oh nein, Cole. Das wirst du diesmal nicht tun«, unterbrach sie ihn. »Lewis sucht bereits nach einer geeigneten Wohnung für uns, kein Grund den Platzhirsch raushängen zu lassen.«
Platzhirsch? »Ich verdiene meinen Lebensunterhalt damit, Wohnungen anzukaufen und sie zu vermitteln, schon vergessen? Es wäre doch völliger Unsinn, sich selbst durch Dutzende Verträge zu lesen, wenn ich die Praxen der New Yorker kenne.«
Chloe verdrehte die Augen. Eine Geste, die ihn augenblicklich an Erin erinnerte, obwohl er das zumindest für wenige Stunden hatte vermeiden wollen. »Du verdienst dein Geld damit, Firmen einzukaufen und sie wieder zu veräußern. Wohnungen und Versicherungen vermitteln deine Angestellten.«
»Nicht, wenn es sich dabei um meine Familie handelt.«
»Na schön«, gab sie sich geschlagen. »Ich werde Lewis bitten, dir die Verträge zukommen zu lassen, sobald er ein geeignetes Objekt gefunden hat. Zufrieden?«
Nicht annähernd. Aber für den Moment beließ er es bei dem kleinen Sieg und dem Wissen, Lewis Architekten-Ego mit dieser Aktion ein wenig anschlagen zu können. »Was hat euch zu diesem Schritt bewogen?«
Chloes Tausend-Watt-Lächeln kehrte zurück. »Ich habe ein Jobangebot bekommen, und du errätst nie, von wem.«
»Vermutlich nicht, nein. Klärst du mich auf?«
»Jillian Petrow.«
Der Name sagte ihm etwas. »Die Starfotografin?«
»Ganz genau! Sie hat in Manhattan ein neues Studio eröffnet und sucht nach einer Geschäftsführerin, die einen Teil ihrer prominenten Kundschaft übernimmt und betreut.«
»Das klingt phantastisch. Ich freue mich für dich.« Chloe war eine brillante Fotografin. Es war nur eine Frage der Zeit gewesen, bis jemand ihr Talent entdeckte. Diese Chance könnte ihren Durchbruch bedeuteten. Nicht nur in der Modebranche. Jillian Petrow war bekannt dafür, mit sozialkritischen Themen ihre Klientel auf Ausstellungen zu schockieren und zugleich zu begeistern. Das war genau Chloes Ding.
»Ich bin stolz auf dich.«
»Danke.« Chloe senkte den Blick auf ihre rot lackierten Nägel und atmete tief durch. »Ich darf das nur nicht vermasseln. Sonst bin ich raus aus dem Geschäft. Für immer.«
»Du wirst das nicht vermasseln, Liebes. Du bist gut, und das weißt du. Du wirst sie alle umhauen«, sagte Cole und meinte es auch so. Seine Schwester hatte die Welt schon immer aus einem eigenen, ganz speziellen Blickwinkel betrachtet und Dinge gesehen, die anderen verborgen blieben. Ihre Bilder waren emotional und tiefgründig, wie die Frau, die den Auslöser drückte. Sie würde in ihrer Außergewöhnlichkeit Erfolg haben. Daran zweifelte er keine Sekunde. Er konnte nur hoffen, dass Lewis sie unterstützte und keine veralteten Vorstellungen vom Eheleben hatte – wenn es schon so weit kommen musste.
Ihr Essen wurde serviert, und Chloe bedankte sich bei dem Kellner, bevor sie sich wieder an Cole wandte. »Okay, genug von mir. Was gibt es bei dir Neues? Eine neue Flamme vielleicht? Jemanden, der meinem Bruder endlich mal den Kopf verdreht?«
Cole verschluckte sich an einem Bissen Fisch und musste husten.
Lachend klopfte sie ihm auf den Rücken. »Ich werte das als Ja?«
Er nahm einen tiefen Schluck Bier, bevor er wieder in der Lage war, einen Satz zu formulieren. »Ja, ich treffe mich mit jemandem, aber es ist nicht so, wie du vielleicht denkst.« Obwohl das mit dem Kopf verdrehen hinkommen
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