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Heart beats sex

Heart beats sex

Titel: Heart beats sex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Driest
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kannte den Mathelehrer nicht, der ein alter, vom vielen Rauchen gelber Kürbis war. Sie erwähnte ihn auch nur, weil sie wusste, wie hoffnungslos schlecht ich in Mathe war. Das traf mich viel mehr als die Bemerkung über das Aufreizen, und ich fing an, Nägel zu kauen, obwohl ich eigentlich einen Japp auf eine Zigarette hatte. In diesen Wochen hatte meine Zigarettensucht heftig zugenommen. Nägel kauen war aber laut Vertrag nicht verboten, Rauchen schon.
    Am nächsten Morgen stand ich zehn Minuten vor dem Weckergebimmel auf, alle anderen schliefen noch, und ich schlich zu Annas Kleiderschrank, um mir eines von ihren bunten Kleidern auszuleihen. Eines gefiel mir, lila Blumen auf dunkelblauem Grund. Ich sah sofort, wie gut der Schnitt war, denn ich musste es ja unter meinen Jeans und dem T-Shirt verstecken. Als ich es aus dem Schrank nahm, fiel mir ein Karton auf, ich bückte mich und sah allerlei Make-up-Zeug darin. Freudig hüpfte mein Herz, ich suchte mir schnell heraus, was ich brauchte, und schlich zurück in mein Zimmer.

    Ich war jetzt schon fast sechs Wochen in meiner neuen Schule und wünschte mir so sehr, dass dieser Morgen der Anfang neuer Freundschaften werden würde. Ich kämmte sorgfältig mein Haar, trug leichtes Make-up und durchsichtiges Lipgloss auf, das Justin, der mich fahren sollte, nicht bemerken würde.
    So war es. Er sah mich überhaupt nicht an. Ich bat ihn, sich zu beeilen und trieb ihn immer wieder an, Gas zu geben, weil ich vor dem Unterricht noch zur Toilette musste, um Jeans und das viel zu große T-Shirt auszuziehen und zu checken, ob Annas Kleid richtig saß und nicht zu verknittert war.
    Als ich vor dem großen Spiegel stand, war ich sehr zufrieden damit, wie es saß, aber absolut geschockt von den Knittern. Mir fiel ein, dass Anna einmal gesagt hatte, die meisten Sachen kosteten nicht mehr als fünfzehn Euro, aber dieses Kleid hatte sie wahrscheinlich in einer Tombola gewonnen. Silberpapier könnte nicht zerknitterter sein. Ich wollte schnell wieder die Jeans darüberziehen, aber in diesem Moment kam die Dame aus dem Sekretariat herein, und es klingelte zum zweiten Mal. Auch hatte ich Jeans und T-Shirt schon in die Tasche gestopft und begriff, dass es kein Zurück mehr gab.
    Zur ersten Stunde hatten wir Bio. Ich war gut vorbereitet, und Else nahm mich gleich als Erste dran.
    Während sie mich lobte, hörte ich, wie Claire, Magda und Tara über mein Kleid lästerten.
    »Wo hat sie das denn her?« (Magda)
    »Ist das aus Stanniol-Papier?« (Claire)
    »Wen versucht sie zu imitieren, Madonna in Like a virgin?« (Tara)
    Nach dem Unterricht blieb die schöne Sheila noch ein Weilchen sitzen, während alle anderen sich davonmachten. Sie streckte mir ihre Hand entgegen und sagte: »Hey, Mona,
tut mir leid, dass wir nicht mit dir reden, aber du würdest sowieso nicht viel verstehen.«
    Ich schaute sie verdutzt an. »Wovon?«
    »Na ja, von der Musik. Wir unterhalten uns eben immer über Musik.«
    »Ich höre auch gerne Musik.«
    Sie warf ihr Haar nach hinten und lachte. Und ehe ich noch etwas sagen konnte, sprang sie auf und lief den anderen hinterher.
    Ziemlich geplättet blieb ich im Klassenzimmer sitzen. Ich verstand tatsächlich nichts von der Musik, von der sie redeten. All die Namen und Worte wie Techno, House, Minimal waren mir fremd.
     
    In der Mittagspause schlich ich ziemlich deprimiert in das Zimmer, in dem der Deutschunterricht stattfand. Frau Doktor Ziemer, die Lehrerin korrigierte dort gerade Arbeiten, und so war es für mich ein Schutzraum vor all den Spöttern. Sie erlaubte, dass ich Platz nahm, um zu lesen.
    Ich starrte über den Buchrand nach draußen und sah die Russin Ulya vorbeigehen. Sie war das beliebteste Mädchen an der Schule und wurde bestaunt dafür, dass ihr Freund ein berühmter DJ war. Es war Adrian, dessen Namen alle flüsterten, wenn Ulya auf langen Beinen an ihnen vorbeimarschierte. Sie hatte eine lockere Art, aber keine Probleme im Unterricht. Ihr einziger Schwachpunkt waren ihre Leistungen im Kurs für deutsche Literatur. Ich hätte gerne jedem gesagt, dass dies in Berlin das Fach war, in dem ich glänzen konnte, aber es gab keine Gelegenheit, das anzubringen, und außerdem hätte es sowieso keinen interessiert, weil die sich hier nur für Musik und DJs und Partys interessierten. Das war alles.
    Ich bemerkte, wie Frau Doktor Ziemer mich beobachtete
und sich wahrscheinlich darüber wunderte, dass ich nicht las, sondern nur aus dem Fenster stierte, aber statt

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