Heart beats sex
etwas zu sagen, wandte sie den Blick zur Tür und grüßte freundlich jemanden, den ich nicht sehen konnte. Es kam die Russin herein, nickte der Lehrerin zu und setzte sich neben mich.
Ich hatte keine Ahnung, was das werden sollte.
Sie legte ihre langen, schmalen Hände auf den Tisch und schaute mich von der Seite an. »Wir hatten noch nicht groß Gelegenheit, miteinander zu reden, Mona, aber ich habe eine Bitte an dich.« Ihre Augen waren dunkelblau, ihre Haut ungewöhnlich weiß und ihr Haar, über der Stirn gerade abgeschnitten, hing in langen silbernen und goldenen Fäden bis zum Po herunter.
Ich hatte nicht gewusst, dass sie Deutsch konnte und antwortete ihr auch so. »Was willst du?«
Sie lächelte mich an, und ich dachte, was für schöne weiße Zähne!
Sie senkte die Stimme. »Ich habe den Leistungskurs in Deutsch gewählt und muss bis Ende des Kurses eine Arbeit über Theodor Fontane abgeben. Aber irgendwie komme ich mit dem Text nicht klar. Meinst du, du könntest mir helfen?«
Ich strahlte innerlich, denn Deutsch war mein Fach, und ich begriff, dass dies jetzt eine Chance war. »Und was genau?«, fragte ich.
»Effi Briest.«
Das hatte ich schon zweimal gelesen, und wir redeten gleich über Effis Ehemann Baron Innstetten, Major Crampas und ihren Cousin Dagobert. Alles, was ich sagte, gefiel ihr offenbar, denn sie lächelte mich immer öfter an und erklärte mir schließlich sogar, warum die anderen mich nicht mochten. Grund Nummer Eins: Weil ich anders aussah. Die Polo-Shirts und Segelschuhe könne ich wegwerfen. Stattdessen
sollte ich mich alternativer und farbenfreudiger kleiden. Ich war so glücklich über ihre Freundlichkeit, dass ich erst einmal meinen Mund über die Buntkleider hielt. Mir waren die Kleider eigentlich schnuppe, aber ich liebe Menschen und fühle mich wohl, wenn Wärme zurückkommt. Sie gab mir auch Tipps für elektronische Musik und erklärte mir verschiedene Musikrichtungen – Deep House, Techno, Minimal House.
Am nächsten Tag rasselte ich bei Bio-Else gut durch, weil ich die Stunden zu Hause damit verbracht hatte, House-Musik zu hören. Dass es ein Fehler war, fiel mir erst ein, als ich keine der Bio-Fragen beantworten konnte. Gestern hatte ich nur daran gedacht, dass sie alle über Musik redeten und ich nicht immer wie der letzte Orang-Utan dastehen wollte.
5. Kapitel
W o bin ich, liebe Lichter, sagt mir, wo ich bin. Ich sehe nur euch – in Schleiern, in Streifen, in Rot, Grün und Gelb, in Punkten und Tropfen, in Dreiecken und Kreisen, die auf mich zukommen, sich in Spiralen drehen, so dass ich mich mitdrehen will. Meine Hand kreisend heben. Aber sie bewegt sich nicht, ich spüre sie nicht einmal. Bis auf mein Herz ist alles ruhig, ganz still, keine Bewegungen.
Hinter den Lichtern höre ich Musik und Stimmen, Lachen und Gläserklirren.
Wo ist Hal? Ich möchte ihn rufen, aber nichts bewegt sich in meiner Kehle. Die Lichter ordnen sich zu einem Bild, das ich kenne: Sterne am Himmel und tiefer Sonnenschirme, Lampions, Ketten mit kleinen bunten Glühbirnen und um den Pool Fackelträger. Sie sind bronzen angemalt und gehen immer hin und her. (Sie waren vorher noch nicht da.)
Ich höre Sarahs tiefe Stimme, ihren schwedischen Akzent, und Liams Lachen, und ich erinnere mich an den Dreier, zu dem sie mich verführten. Aber was hatte ich davon? Mich ließ die Sexrunde kalt, ich wollte nur, dass sie mich lieben. Tun sie das nun? Ist mir ihre ewige Liebe sicher?
»Wer ist das da?«, fragt Liam.
»Die mit der Herzchen-Brille?«
»Ja, die als Lolita geht. Aber die ist doch bestimmt schon fünfundzwanzig?«
Ist sie damit zu alt für seine Sexspiele? »Die ist Designerin«,
meint Sarah, »hat sie mir jedenfalls mal gesagt. Sie hängt immer mit Doktor Heywood Floyd rum. Mit dem ist sie auch jetzt gekommen.«
»War das ’ne Idee von Heywood, dass das hier ’ne Raumfahrt zum Mond sein soll? Sein Name als DJ ist doch irgend ’n Raumfahrer oder so.«
Und schon hat Liam sein Interesse an Lolita verloren.
»Ja, Heywood Floyd ist der Expeditionsleiter in 2001. Das ist aber Zufall. Hal wollte Mona eine Überraschung machen, und 2001 ist Monas Lieblingsfilm, deswegen befinden wir uns hier auch auf einer Raumfahrt zum Jupiter.«
»Wozu dann die Filmkostüme, ich denke, es ist ’ne Filmparty? «
»Hab ich dir schon mal erklärt, Hal meint, die Einzigen, die in unserer Welt überleben, sind die großen Filmfiguren, und weil die Reise zum Jupiter ziemlich lange dauert, muss auch
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