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Heart beats sex

Heart beats sex

Titel: Heart beats sex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Driest
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wie du quatschst. Ich merkte aber, es war im Moment nicht die beste Gelegenheit, mit ihm darüber zu sprechen, und ich blieb auf diesem Gedanken wie auf einem ungelegten Ei sitzen. Ich wollte ihn anbringen, um mich mit ihm »gut zu verstehen«, aber nur zu dem Zweck, dass er mir erlauben würde, an meinem Geburtstag bei Ulya zu übernachten. Das hatte ich mir vorgenommen, diese Erlaubnis musste ich kriegen, solange Anna nicht da war, denn bei ihr würde es nicht klappen.
    Es lag mir sehr viel daran. Ulya hatte mir Hank Schneider, der am Abend meines Geburtstages im Pacha auflegen würde, in allen Farben beschrieben (kleiner Bauch, ganz charmant, sehr zuvorkommend). Sie sagte, dass er schon seit Jahren im Pacha auflege und deshalb dort ein gutes Standing habe, also Gästeliste und Getränke – alles kein Problem.
    Im Grunde war ich zuversichtlich, denn es war schon ein Hinweis des Himmels, dass Anna nicht mitgekommen war. Jetzt müsste es mir eigentlich gelingen, aber – wie Señor Daddy sagen würde – wenn man an etwas klebt, macht man auch leicht Fehler. Also ließ ich Broccoli sein und servierte ihm drei Spiegeleier mit Speck auf Kartoffelpüree. Dazu schob ich ihm ein Glas Rotwein hin, das ihn aber erst mal misstrauisch machte (»Wieso animierst du mich zu Alkohol?«), doch beim zweiten Glas war alles vergessen, er war fröhlich, machte ein paar Witze und sagte irgendwie schief und feierlich: »Es war ein guter Empfang heute. Vielen Dank.«

    »Bitte.«
    Bei Glas Nummer drei: »Ich glaube, du hast inzwischen begriffen, wie angenehm ein gut abgestimmtes Zusammenwirken in der Familie ist.«
    »Gutes Zusammenleben« würden andere Leuten sagen, aber bei ihm war es ein »Zusammenwirken« und das war »abgestimmt« .
    Na hoffentlich diesmal auch.
    »Eine Familie sollte sein wie ein Vogelschwarm«, sagte er. »Der Schwarm hält die Vögel zusammen, und sie machen wunderschöne Schwenks. Es ist zwar der Wissenschaft noch ein Rätsel, wie sie es schaffen, so überraschende Figuren zu bilden, aber sie schaffen es. Wenn wir eine gute Gemeinschaft haben, dann ist sie wie ein Vogelschwarm oder ein Bienenvolk. Alle sind auf das Ganze bezogen, ohne die Kämpfe um das eigene Interesse.«
    Sollte ich ihn etwa bitten, mit mir ins Pacha zu fliegen? Nein, aber ich gab ihm strahlend Recht und sagte: »Und wo ordne ich zum Beispiel meine Freundin ein, Ulya? Sie ist übrigens Russin, so wie Jeka Chagall aus Berlin.«
    »Wie ist sie in der Schule?«
    »Sie ist Klassenbeste, und ich habe ihr bei der Lektüre von Effi Briest geholfen. Ein sehr netter, ruhiger Mensch.«
    »Und was soll nun mit ihr sein?«
    Da war kein Argwohn im Ton, also ich: »Weil ich ihr geholfen habe, will sie mir zu Ehren an meinem Geburtstag bei sich zu Hause ein Geburtstagsessen geben und dabei zum Dank aus Effi Briest vortragen. Der eigentliche Sinn ist aber, dass sie noch die anderen aus meiner Stufe einlädt, damit die aufhören, mich dafür zu verhöhnen, dass ich mit den Lehrern gut kooperiere.«
    »Verhöhnen sie dich?«

    »Sie nennen mich Streber und Arschkriecher, weil ich versuche, mit den Lehrern einen guten Draht zu haben.«
    Nun kam erst einmal die Befragung, wie ich mit den Herabsetzungen umgehe (»Ich beleuchte meinen Ärger, aber ich interveniere nicht«), aber dann kam mein Sieg, und er erlaubte ganz generös, dass ich bei Ulya übernachte, weil Justin mich dann nicht so spät nachts noch abholen müsse.
    Juchhu, es war geglückt! Zum ersten Mal an all diesen Wintertagen ging ich glücklich zu Bett und fühlte mich wie ein ganzes Bienenvolk oder ein Vogelschwarm.

9. Kapitel
    U lya sitzt auf meiner Liege und streichelt meine Hände, jedenfalls sieht es so aus, denn ich kann sie weder sehen noch fühlen. Dabei schaut sie sich dauernd um, als suchte sie jemand unter all den Menschen, die auf der Terrasse herumstehen und rauchen und trinken und reden und wahrscheinlich alle mehr oder weniger auf Dope sind, vielleicht sogar deep dive, mit dem Hal mich versenkt hat. Wenn es auch bei denen anders wirkt oder gar nicht oder sie es vielleicht gar nicht genommen haben, weil es gefährlich ist. Aber das glaube ich nicht, Hal würde mir nicht etwas geben, was nicht gut ist und von dem nicht alle sagen, hey, das ist wirklich super, das macht dich total easy und happy. Sie lachen sogar und sagen, da fühlst du dich wie ein Avatar.
    Also liegt es an mir, dass ich hier so blöd rumliege und denen vielleicht noch die ganze Party verderbe, obwohl es nicht so

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