Heart beats sex
aufhielt, weil sie mir dabei ihre Beziehung zu Adrian erzählte. Crampas sprach darin nämlich über Pedro, einen spanischen König, der seinem gut aussehenden dunkelharigen Widersacher in der Liebe den Kopf abschlagen ließ, und in ihrer Albernheit verglich Ulya sich mit Effi und fragte, als wäre sie auf einer Bühne: »Ich frage mich, ob es mir wohl gefällt, wenn Adrian sich den Kopf von Hal Rubinstine bringen ließe.«
»Wieso Hal? Ist er sein Nebenbuhler?« Das hätte mich schon interessiert, denn ich fand Hal ziemlich attraktiv.
»Nein. Aber Hal ist auch ein schöner Ritter. Wie dieser Rivale von König Pedro.«
»Und? Wie würdest du das finden, wenn er dir den Hof machen würde?«
»Wenn Hal mein heimlicher Liebhaber wäre?« Sie überlegte. »Das ist undenkbar, nein, ich liebe Adrian. Ich erinnere mich noch, wie ich ihm im Supermarkt hier vor zwei Sommern begegnet bin. Ich war siebzehn und für mich war es das Tollste, dass ein älterer Typ mit mir flirtete.«
»Wie alt war er denn?«
»Vierundzwanzig. Er machte ganz komische Einkäufe: Zwanzig Flaschen Perrier-Jouët, dunkles Brot und zwei Rasierer. Ihm fiel auf, wie ich in seinen Einkaufskorb starrte, und er lächelte mich an. Er hatte ganz blaue Augen und braunes Haar, mein Idealtyp.«
»Und dann?«
»Lud er mich auf einen Kaffee ein. Wir waren in Santa Gertrudis im Spar-Supermarkt, und direkt daneben ist eine typische spanische Cafeteria. Wir haben nicht viel geredet, er fragte mich, wo ich herkomme und was ich hier mache. Wir
haben uns für den nächsten Abend zum Essen verabredet, er holte mich ab und ich schlief am gleichen Abend mit ihm.«
»Oh!« Wir lachten. Sie vielleicht aus Verlegenheit.
»Stimmt, war auch gar nicht meine Art. Doch alles kam so natürlich, und wie du siehst, hat es gehalten. Ich hatte seitdem mit keinem anderen was.«
Sie saß im vollen Licht der Nachmittagssonne, die ins Fenster fiel, zuckte mit den Schultern und machte eine Bewegung mit den Händen, als wollte sie Schattenspiele an die Wand werfen.
»Ich liebe Adrian. Ich kann mir keinen anderen Mann vorstellen. Dass ich manchmal Hal erwähne, hängt damit zusammen, dass er aus dem Osten ist.« Ich wollte etwas sagen, aber sie fügte noch hinzu: »Wenn auch Rumänien nicht Weißrussland ist, wo meine Eltern und meine Großeltern herkommen, aber hier im Westen ist doch alles anders.«
Eigentlich wollten wir mit dem Unterricht Schluss machen, aber sie hielt mich fest, hatte noch eine Frage. Sie verstand nicht, warum Crampas nach dem Picknick am Strand das Weinglas von Effi behalten will.
»So flirtete man damals«, erklärte ich ihr. »Major Crampas darf nicht zu offen sein, das könnte Effi ja zu Hause erzählen und ihr Ehemann würde sich mit ihm duellieren und ihn erschießen, wie es ja dann später auch passiert ist. Also sagt er dem Diener, der das Picknick wieder in die Satteltaschen der Pferde packen will, er soll das Weinglas Effis stehen lassen. Der Diener versteht die Anspielung natürlich nicht, und Effi sagt zu Crampas: ›Sie Böser spielen da auf den König von Thule an‹, und er nickt schelmisch.«
»Nein, nicht schelmisch. Nur einen Anflug schelmisch. Anfliegen ist noch nicht gelandet sein.«
»Ja, okay, anfliegen ist noch nicht gelandet sein. Gelandet
auf der Schelmerei. Auf jeden Fall sind sie damit schon ein Stück weiter gekommen. Das war schon sündig genug.«
»Aber ich verstehe es noch immer nicht. Will er das Glas als Erinnerung behalten?«
»Es geht um den König von Thule, beide kennen die Geschichte. ›Es war ein König von Thule, gar treu bis an das Grab, dem sterbend seine Buhle, einen goldenen Becher gab. Es ging ihm nichts darüber, er leert’ ihn jeden Schmaus, die Augen gingen ihm über, so oft er trank daraus.‹«
»Also eine Liebeserklärung.«
»Ja, das ist schon Sünde. Gedankliche Sünde – sie ist verheiratet und Major Crampas, ein Freund der Familie, macht ihr eine Liebeserklärung. Aber nur die Herrschaften können es verstehen, denn der Diener, der den beiden das Frühstück am Strand aufgebaut und serviert hat, kennt natürlich Goethes Lied vom König in Thule nicht.«
Ich war immer glücklich mit Ulya, sprang auf, tanzte herum und sang dabei: »Es war ein König in Thule«.
Sie stand auf und tanzte mit mir im Klassenzimmer herum. »Also geht es immer um die Musik, wenn es um die Liebe geht!«, rief sie.
Ich packte meine Sachen zusammen. »Deshalb liebst du ja Adrian. Weil du seine Musik liebst.«
Sie blieb
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