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Heart beats sex

Heart beats sex

Titel: Heart beats sex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Driest
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hätte er schon in Hals Kostüm schlüpfen müssen und nicht als Danny Zuko kommen. Außerdem hat er bei Magda noch Monsieur Laurent als Konkurrenten. Aber auch dann, ich weiß nicht. Der Unterschied zwischen Hank und Monsieur Laurent ist der, dass Hank nur Magda superscharf findet und Monsieur Laurent alle drei. Das haben sich die beiden schon am Beginn des Abends mitgeteilt, obwohl Monsieur Laurent nicht weiß, dass er sich bei den drei Buntkleidern vergeblich die Zähne ausbeißen wird. Außerdem ergab sich noch: Sarah will Sheila zu sich und Liam ins Bett holen, Sheila aber will Muertes bestes Kokain, das er nur an wichtige Kunden rausrückt. Vor allem weil er sein deep dive loswerden will, das ihm nun nach meinem Absturz aber keiner mehr abnimmt. Und dann noch dies: Paco, der Chef vom Underground, will, dass Adrian und Hal für ihn umsonst spielen, und Trixie möchte, dass Doktor Heywood Floyd ihr einen Heiratsantrag macht. Ja, und Ulya, meine liebste Ulya, wünscht, dass ich ohne Schaden wieder gesund werde.
    Wie krank bin ich wirklich?

14. Kapitel
    E s war Ostern, und ich fragte mich, warum geht man auf Partys, feiert Geburtstage, trift Freunde, schmückt Weihnachtsbäume und versteckt Ostereier? Man möchte mit anderen verbunden sein, das ist doch alles. Sich in ihnen wiederfinden, vielleicht sogar das zurückhaben, was die Geburt trennte – die Einheit mit allem.
    Anna hatte mir die Mutter ersetzen wollen, aber ununterbrochen drängte sie mich zu lernen und mich überall nützlich zu machen. Ist dieses Geschubse ins Soziale nicht die Aufgabe des Vaters? Ist die Aufgabe der Mutter nicht Sanftheit und Verständnis?
    Ziele und Nützlichkeiten waren mir inzwischen ein Graus. Ich sehnte mich danach, unnütz zu sein und dennoch geliebt zu werden. Unnütz wie Ostereier, ich liebte sie, und ich liebte es, die von Mami bunt angemalten Eier im Garten zu suchen. Ich liebte es, wenn sie rief: »Kälter … ganz kalt … eisig« oder »wärmer … wärmer … heiß!« Aber Anna hatte weder Eier angemalt noch welche versteckt. Ich saß vor meinen Vokabeln und dachte grimmig darüber nach. Früher, so fiel mir ein, hatte sie es noch getan, aber jetzt? Was war nur mit ihr passiert? Und was mit Papi? Und Justin? Warteten sie hier den Atomkrieg ab? Bereiteten sie sich auf den Weltuntergang vor, oder was war in sie gefahren? Waren sie alle in die innere Emigration gegangen und hatten nur ihre äußeren Hüllen zurückgelassen? Arbeiteten sie nun wie Roboter Quanten und Pensen ab?

    Ich hatte zwar Ferien, aber das bedeutete nichts anderes, als dass ich nun auch noch auf die Lehrer und Mitschüler verzichten musste. Sogar nach den Buntkleidern begann ich mich allmählich zu sehnen, nach Claire, Magda und Tara, wie albern und gehässig sie auch immer waren. Immerhin war albern und gehässig zwar menschlich mäßig, aber nicht robotermäßig.
    Ich kaute an meinem Stift, und ich kaute Nägel. Was war nochmal das spanische Wort für Mülleimer? Es fiel mir nicht ein, aber was happy days hieß, das wusste ich. Felicitas dias.
    Wo war nur Mami? Ich hörte überhaupt nichts mehr von ihr. War sie verschwunden, irgendwo in Sibirien abgestürzt? Nach meinem Telefonat, in dem ich sie nach Epikur gefragt hatte, hatte sie nichts mehr von sich hören lassen. Statt ein paar Beispielsätze für spanischen Konjunktiv in meinen Computer zu tippen, suchte ich in meinen Mails herum, fand nur Spams und sah plötzlich »Glückliche Ostern«. Immer wieder las ich die zwei Zeilen, die Mami mir endlich gemailt hatte. Sie fragte mich, wie es mir geht (Zeile eins) und schrieb, dass sie mich sehr lieb hat (Zeile zwei). Deine Mami (Zeile drei). Wieder und wieder las ich die drei Zeilen und träumte von den schönen Nachmittagen mit ihr in der Küche. Die Küche gehörte allen, dort begegneten wir uns – Manni, Justin, sie und ich. Es war eine kleine Wohnung, aber mit Fußbodenheizung, und ich hockte dort oft vor ihr zu ihren Füßen, meinen Kopf auf ihrem Schoß, während sie am Küchentisch saß und mit den Fingern langsam durch mein Haar kämmte.
    Manchmal, wenn sie uns lustig stimmen wollte, kaufte sie uns Lakritzen und überraschte uns damit. Für mich waren die Rollen oder kleinen schwarzen Figuren schon damals viel mehr als nur ein Mittel, mich fröhlich zu stimmen, denn es erinnerte mich an all die Lakritzen davor und an all die Momente, die ich von klein auf mit Mami gehabt hatte. Es war
so, als wären in den schwarzen Rollen unsere gemeinsamen

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